Anwohner stinksauer wegen Baumfällungen
Stadt: "Technische Möglichkeit, die Bäume (...) zu erhalten, gab es nicht!" / Ersatzpflanzung im Herbst

Anke von Treskow kann nicht verstehen, dass gleich alle 13 Bäume fallen mussten.
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Anke von Treskow ist stinksauer! Was sie kürzlich in ihrer Wohnstraße erlebte, hat sie nachhaltig verärgert - ja, regelrecht geschockt. 

Was war geschehen? "Ich wohne seit einigen Jahren auf der Wilmastraße in Dinslaken-Bruch. Diese Straße zeichnet sich dadurch aus, dass es einen hohen, wunderschönen alten Baumbestand gibt. Die Vielfältigkeit ist ungewöhnlich und die Bäume wohl schon viele Jahrzente alt. Es handelt sich um eine sogenannte Anwohnerstraße, das heißt, der Verkehr hält sich hier sehr in Grenzen." 

Am Morgen des 13. Januar trifft es die von Treskows fast wie aus heiterem Himmel. Motorsägengeräusche wecken die Anwohner. "Der Blick aus unserem Fenster hat uns wütend gemacht und wir hatten Tränen in den Augen!", erinnert sich Anke von Treskow und bedauert. "Auf der gesamten Straße wurden einfach alle wunderbaren alten Bäume gefällt." Die beauftragten Stadtwerker verstanden ihr Handwerk: Anderntags waren alle Bäume weg!

Bittere Enttäuschung bei den Anwohnern: "Man schaut auf nackte Häuserfassaden und es gibt keinen ersichtlichen Grund dafür. Es handelte sich um die unterschiedlichsten Bäume, wunderschön gewachsen, Vögel aller Arten die dort ihre Nester bauen. Und jetzt ist die ganze Straße kahl!"

Anke von Treskow war nicht untätig: "Ich habe bei der Stadt Dinslaken angerufen und bin in mehreren Abteilungen gelandet. Niemand kann mir diesen Skandal erklären. Man hat mir zugesagt, dass ich einen Rückruf erhalten werde. Aber: Bislang keine Reaktion!"  Die Dinslakerin mag auch den Gedanken, diese 13 Bäume könnten Passanten zu viel Platz weggenommen haben, nicht gelten lassen: "Es handelt sich um eine Anwohnerstraße mit einem Wendehammer. Man hat also immer die Möglichkeit , auf der Straße zu laufen, ohne sich in Gefahr zu begeben!"

Was von Treskow enorm stört, ist die mangelnde Bürgerinformation: "Man hat überhaupt keine Möglichkeit, dagegen etwas zu unternehmen. Wie kann eine Bürgermeisterin, die sich mit den Stimmen der Grünen hat wählen lassen, so etwas zulassen? Diese Bäume sind eine Bereicherung für eine Straße und für unsere Natur. Ich bin fassungslos und wütend, aber vor allen Dingen traurig, dass dies von irgendeiner Stelle der Stadt entschieden wird, und der Anwohner nur drei Tage vorher einen Zettel im Briefkasten hat mit dem Hinweis, dass Baumarbeiten durchgeführt werden. Mir kann keiner erzählen, die waren alle krank!

Die Erklärung der Stadtverwaltung

Die Stadt Dinslaken reagiert auf die Anfrage unserer Reaktion so: "Der Gehweg dort an der Wilmastraße hat starken Schaden durch die Wurzeln genommen. Er ist mittlerweile so schmal, dass ein sicheres Durchkommen vor allem für Anwohner*innen mit Rollator oder Kinderwagen nicht mehr möglich ist", erklärt Stadtsprecher Marcel Sturm.

In dem Bereich seien "immer mehr Gehwegplatten entnommen und durch wassergebundene Wegedecke ersetzt" worden, "weil selbst das erneute Verlegen des Pflasters durch das oberflächennahe Wurzelwerk nicht möglich war". Auch standen die Bäume auf einer Wasserleitung und mussten daher leider gefällt werden. "Eine technische Möglichkeit, die Bäume zum Beispiel durch den Einbau von Wurzelbrücken zu erhalten, gab es nicht", sagt Sturm und betont: "Es ist geplant, mindestens an fünf geeigneten Standorten im Fahrbahnbereich Bauminseln für Neupflanzungen zu erstellen, diese Ersatzpflanzungen sind für Herbst dieses Jahres vorgesehen. Weitere Ersatzpflanzungen gibt es dann auch noch an anderer Stelle. Die Gehwege werden wiederhergestellt und können dann barrierefrei genutzt werden."

Baumschutzsatzung

Der Pressesprecher lässt zudem wissen: "In Dinslaken gilt eine Baumschutzsatzung, an die sich auch die Stadt Dinslaken hält. Der Stadtverwaltung liegen die Pflege, der Erhalt und die Anpflanzung von Bäumen sehr am Herzen!" Im vergangenen Jahr mussten laut Sturm in Dinslaken 97 Bäume gefällt werden - aus Gründen einer nicht ausreichenden Stand- und/oder Verkehrssicherheit durch einen Pilzbefall, Sturmschäden, Krankheiten, Anfahrschäden etc. Insgesamt wurden vergangenes Jahr 130 neue Bäume gepflanzt. Alles in allem gibt es in Dinslaken rund 25.000 städtische Bäume.

Die Pläne der Stadt

Die Stadt Dinslaken muss an weiteren Stellen Baumfällungen vornehmen. Am Montag, 31. Januar, stellen Bürgermeisterin Michaela Eislöffel, Astrid Erdmann (Leiterin des DIN Service) und Michael Fischer, städtischer Baumkontrolleur) die geplanten Maßnahmen vor. Die Schwerpunkte der Fällungen werden an der Bärenkampallee in der Nähe der Trabrennbahn sowie in der Nachbarschaft der Wilmastraße, nämlich an der Claudiastraße und an der Emmastraße sein.

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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