Maximal 25 Schüler pro Klasse!

Christa Jahnke-Horstmann im Gespräch mit dem Niederrhein Anzeiger.
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Exklusiv-Interview mit Christa Jahnke-Horstmann zur künftigen Sekundarschule in Dinslaken.

Für Bürgermeister Dr. Michael Heidinger und die 1. Beigeordnete Christa Jahnke-Horstmann stand von Anfang an fest: Der Elternwille entscheidet.

Und das Elternvotum war eindeutig: Gut 34 % der im Oktober befragten Dinslakener Eltern wollen für ihre Kinder nach der Grundschule den Besuch einer Sekundarschule. Sie wünschen sich selbstverständlich die bestmögliche Schulausbildung für ihre Kinder. Die bundesweite demografische Entwicklung mit immer weniger Kindern reduziert auch in Dinslaken die Anmeldezahlen an Haupt- und Realschule dramatisch. So dass wegen akuten Schülermangels Schul-Schließungen durch den Regierungspräsidenten drohen.
Viele Hintergrundgespräche mit allen Betroffenen, ein erster Schulgipfel und die flachgefallenen Sommerferien der vier betroffenen Dinslakener Schulleiter ermöglichten, ein von allen getragenes neues Schulkonzept, welches gemeinsam mit Dezernentin Christa Jahnke-Horstmann und der Verwaltung nun in einen konkret formulierten Antrag gegossen wurde. Der hat letzte Woche den wichtigen Schulausschuss (Beschlussvorlage Nr. 793) positiv mit nur einer Gegenstimme der Linken passiert.

Damit ist auch der Weg für die entscheidende Stadtratssitzung am 20. Dezember frei. Denn, um noch alles rechtzeitig für die künftigen 5. Klassen der neuen Sekundarschule 2012/13 in trockene Tücher zu packen, muss noch bis Ende des Jahres der entsprechende Antrag in Düsseldorf gestellt werden.

Niederrhein Anzeiger: Frau Jahnke-Horstmann, da haben Sie und die Verwaltung ja wohl den Turbogang eingeschaltet?

Christa Jahnke-Horstmann: Ja, und das wird auch noch eine Weile so bleiben, damit wir im Interesse der Kinder keine Zeit verlieren. Wir wollen eine gute neue Schule gestalten, das gilt für jeden einzelnen Mitstreiter aus Verwaltung und Schule. Denn so ein Neuanfang ist auch eine große Chance, um die Bildungs-Weichen besser als bisher einzustellen. Auch die Politik zieht da ganz überwiegend am selben Strang. Insofern war das Ergebnis der Elternbefragung für uns alle sehr erfreulich.

Niederrhein Anzeiger: Was wird denn die Sekundarschule inhaltlich von der bisherigen Haupt- oder Realschulen unterscheiden?

Christa Jahnke-Horstmann: Es wird eine Schule der Vielfalt sein! Mit großem Schwerpunkt auf individueller Förderung. Die Klassenstärke wird bei höchstens 25 Schülern liegen. Die Klassen 5 bis 8 werden schulformübergreifend unterrichtet. Die Kinder lernen länger mit- und voneinander. Und haben damit auch mehr Lernanreize und längere persönliche Entwicklungszeiten. Es ist dann nicht mehr so wichtig, ob man ein Früh- oder Spätzünder ist.
Wir wünschen uns die Schule als Lebens- und Erfahrungsraum.

Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung

Da wir auch den gebundenen Ganztag (3 Nachmittage) einführen, mit Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung, können wir auch ein wenig den Alltag von berufstätigen Eltern erleichtern. Sie sollen wissen, dass ihre Kinder hier gut versorgt und betreut werden.

Niederrhein Anzeiger: Was viele Eltern sicherlich auch interessiert - Wie wollen Sie den Übergang ins Berufsleben oder zu weiterführenden Schulen gestalten?

Christa Jahnke-Horstmann: Das ist ein sehr wichtiges Anliegen. Deshalb wird es eine intensive Berufswahlorientierung bereits ab Jahrgansstufe 7 mit mehreren Berufs-Praktika geben. Der Praxisbezug wird durch enge Kooperation mit dem Berufskolleg Dinslaken und durch Kooperationsverträge mit Ausbildungsbetrieben sichergestellt.

Jeder soll hier die gleichen Chancen haben, unabhängig von Herkunft und Elternhaus. Durch Fachleistungsdifferenzierung bzw. Binnendifferenzierung in Mathematik, Deutsch und Englisch wird auch die Basis für einen erfolgreichen späteren Wechsel in die Oberstufe für Fachabitur oder Abitur gelegt. Lernstandserhebungen, das Orientierungspraktikum und eine individuelle Schullaufbahnberatung gehören für die Schüler ebenfalls dazu.

Gezielte Förderung gegen „Sitzenbleiben“

Durch die gezielte Förderung jedes einzelnen Kindes können z.B. Misserfolge besser ausgeglichen werden. (Kein Kind wird eine Klasse wiederholen müssen, außer die Eltern wollen es). Die Eltern sollen intensiv am Schulleben mitwirken. Ihre beruflichen Qualifikationen können in die Berufswahlorientierung eingebunden werden.

Die Eltern sind auch besonders wichtig bei der inner- und außerschulischen Inklusionsarbeit. Denn die Integration von Schülern mit Handycap, die hier durch Sonderpädagogen zusätzlich betreut werden, ist ein weiterer wichtiger Punkt an unserer neuen Schule. Da hat Deutschland noch einigen Nachholbedarf, da sind unsere Nachbarn schon viel weiter.

Niederrhein Anzeiger: In Holland oder Skandinavien ist das selbstverständlich. Auch dass Lehrer im Unterricht durch Hilfslehrer unterstützt werden. Ist so ein Modell auch für die Sekundarschule geplant?

Christa Jahnke-Horstmann: Einen verbindlichen Lehrerschlüssel kann ich nicht versprechen, das entscheidet das Land. Aber mit der maximalen Klassenstärke von 25 Schülerinnen und Schülern ist schon ein großer Schritt in die richtige Richtung getan.

Durch Teamteaching und Methodentraining wird auch ein weiterer Schwerpunkt – nämlich die Förderung der Deutschen Sprache in kleineren Gruppen - besser umsetzbar sein. Die Sekundarschule wird jeden nach seinen Möglichkeiten fördern - aber auch fordern. Damit jeder eine belastbare Grundlage für seinen späteren Berufs- und Lebensweg erwerben kann.

Niederrhein Anzeiger: Wie man hört, sollen bereits über 50 Anträge zur Einrichtung einer Sekundarschule in Düsseldorf eingegangen sein. Wie stehen da die Chancen für Dinslaken?

Christa Jahnke-Horstmann: Wir stehen in engem Kontakt mit Düsseldorf und haben unsere Hausaufgaben gemacht. Wenn der Rat am 20. Dezember entschieden hat, schicken wir sofort die Unterlagen los. Im nächsten Februar kommt es dann auf die Eltern an, wo sie ihre Kinder verbindlich anmelden. Wir freuen uns, dass uns gemeinsam ein so rundes Konzept gelungen ist. Daher möchte ich auch noch einmal allen Beteiligten für ihren großen und zeitaufwendigen Einsatz herzlich danken. Es geht schließlich um die Zukunft unser aller Kinder und damit um ein Stück Lebensqualität hier vor Ort.

Laufende Schulabschlüsse garantiert

Und noch etwas liegt mir am Herzen: Alle Schülerinnen und Schüler, die derzeit die Volksparkschule, die Hauptschule im GHZ oder die Jeanette-Wolff-Realschule besuchen, können ihren Abschluss selbstverständlich an dieser Schulform machen. Es wird sichergestellt, dass sie ihre Schullaufbahn gut durchlaufen können.

Niederrhein Anzeiger: Herzlichen Dank für das Gespräch, auch im Namen unserer Leser und Leserinnen. (Erschienen im Niederrhein Anzeiger KW 48/11 cd)

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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