Wo bitte ist der Fahrstuhl?

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Hallo Citymanagement! Das gehört auch zur Neugestaltung der Innenstadt!

Am längst überfälligen Einbau muss sich das neue Citymanagement bewähren...

Wer zum ersten Mal am Bahnhof Dinslaken ankommt, fühlt sich wahrscheinlich ästhetisch in die Vorwendezeit einer ostdeutschen Provinz zurückversetzt. Doch viel schlimmer ist: Barrierefreiheit ist hier nach wie vor ein Fremdwort. Auch die Grüne Jugend machte letzte Woche mit einer Info-Aktion vor Ort auf den unhaltbaren Misstand aufmerksam.

Wer nicht gut zu Fuß ist, einen Rollstuhl, Rollator, einen Kinderwagen oder auch nur zuviel Gepäck zu bewegen hat, der ist auf die tatkräftige Hilfe seiner Mitmenschen angewiesen oder muss schlicht sehen, wie er die steile Treppe runter oder hoch kommt. Denn ein personentauglicher Fahrstuhl ist noch immer nicht vorhanden, um von den hoch gelegenen Gleisen auf Straßenebene zu wechseln. Dafür gibt es Treppen, die selbst der berühmten Treppe in Sergeij Eisensteins gewaltigem Revoltions-Epos „Panzerkreuzer Potemkin“ Konkurrenz machen könnten:

Sie erinnern sich bestimmt an die Szene, wo der Kinderwagen mit dem Baby der Hand der Mutter entgleitet und die Treppe runter rast...
Das ist in Dinslaken auch jederzeit möglich. Ganz ohne Revolution. Dafür aber von beiden Seiten gleichzeitig.

Das weiß hier auch eigentlich jeder. Aber wie das so ist mit „unlösbaren“ Problemen: Das Projekt Fahrstuhl scheiterte bisher an den hohen Kosten. So haben selbst alte Kämpfer für den Bahnhofs-Fahrstuhl wie Heinz Wansing (CDU) blutenden Herzens erstmal die Waffen gestreckt.

Wo ein Wille ist...

Doch mit den jetzt freigegebenen Landesfördermitteln zur Neugestaltung der Innenstadt (bis 2015 immerhin über 22 Millionen Euro) mit dem ja auch die neue City-Managerin Antje Vancraeyenest samt Planungsbüro eingekauft werden konnte, ist ja nun doch Geld da! Da muss so ein (daran gemessen) klitzekleiner Fahrstuhl doch drin sein!

Endlich Barrierefreiheit!

Argumente in Sachen Barrierefreiheit sind schon genug gesammelt worden und zudem auch seit Jahren bekannt. Da kann man immerhin schon mal die Kosten für die Argumentations-Planung sparen. Zu einer funktionierenden Innenstadt gehört nun mal auch die gute öffentliche Verkehrsanbindung für alle. Ein Bahnhof ist die Visitenkarte einer Stadt. (So wie die öffentlichen Toiletten... aber das ist eine andere Geschichte).

Also, liebes City-Management, hier können Sie richtig punkten und zeigen, dass sich etwas bewegt in Dinslaken! Natürlich wird schon ein bisschen mehr nötig sein, als nur „gute Ideen“ von allen einzusammeln. Auch „Netzwerken“ ist wahrscheinlich nicht genug.

Aber hier können Sie alle Bürger „mitnehmen“, wenn man Sie beim Wort nehmen darf: Barrierefreiheit war ja auch eines ihrer gern gebrauchten Wörter beim „Aufbruch zu neuen Ufern“ und der Vorstellung der neuen Innenstadtplanung.

Und nicht unwichtig: Hier können sich alle mal für einen richtig guten Zweck, nämlich der Würde auch gehandicapter Mitmenschen einsetzen und an einem Strang ziehen!

Zeigen Sie uns, wozu kreatives städtebauliches Planungs- und Verhandlungs-Geschick zum Wohle auch der Schwächsten in unserer Gesellschaft fähig sein kann. Sie verbessern damit schlagartig die Lebensqualität vieler Mitbürger entscheidend und nachhaltig. (War das nicht eines der Ziele der neuen Innenstadtplanung?) Es gibt nicht Gutes, außer man tut es.

(Erschienen im Niederrhein Anzeiger KW 31/11 cd)

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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