Logbuch: Glück und Bananen.

So manche Studie lässt den geneigten Leser die Stirn runzeln. Neben abstrusen Umfrageergebnissen, wie sehr lautstarkes Schnarchen die Scheidungsquote beeinflusst, gibt es auch allerhand Vergleiche aus der Tierwelt. So fand beispielsweise ein Forschungsteam der Universität Edinburgh heraus, dass glückliche Orang-Utans länger leben als der Durchschnitt. Dass muss auch für uns Menschen gelten! Schließlich stehen uns die rothaarigen Menschenaffen gentechnisch recht nahe.

Wie kamen die Forscher zu ihren ausgewerteten Daten? Sie baten 42 Zoos schriftlich festzuhalten, wann die Orang-Utans gute Laune hatten und wann eher nicht.
Da frage ich mich, wie die Datensammlung funktioniert. Steht der Zoowärter vor dem Gehege und wirft dem Affenweibchen namens "Daisy" einen Ball zu? Was dann?
"Oh, sie fängt ihn nicht. Ich glaube, sie ist depressiv. Bernie? Vermerk mal auf dem Bogen ... Daisy - depressiv. Akute Lebensgefahr."

Hmm. Wenn wir nun eine Parallele zum Alltag bzw. zu uns ziehen wollen, dann kann man sich ja fast glücklich schätzen, dass wir im Zeitalter von Wellness, Wohlfühl-Joghurt und Kuschelparties leben. Sonst würden wir wohl das hohe Rentenalter kaum erreichen. Die Rente ist somit doch sicher.
Nur halt anders als ursprünglich geplant.

Erhöhen wir also unsere Lebenserwartung, indem wir nur noch Dinge tun, die uns glücklich machen. Die Affen machen es vor. Doch was genau macht uns Menschen glücklich? Wikipedia definiert Glück so:
"Glück ist ein Hochgefühl, das vom Wunsch nach Fortdauer gekennzeichnet ist, solange es andauert, und vom Wunsch nach Wiederkehr, wenn man sich seiner erinnert. Seine ekstatischen Momente heben diesen Gemütszustand über die Genugtuung oder die Zufriedenheit hinaus."

Hochgefühl gepaart mit Fortdauer, Wiederholung ... beschert Zufriedenheit. Ok!
Urlaub, 365 Tage im Jahr! Lasst uns mehr gute TV-Programme sehen! Mit Wiederholungen! Mehr Alkohol trinken; mehr Genußmittel im Allgemeinen! Chefs dieser Welt, wir bitten um Gehaltserhöhungen! Ab sofort laden wir jeden Tag unsere Freunde ein! Die Fortpflanzung nicht vergessen! Möglichst viel, möglichst oft! Glück für alle! Wie die Affen!

Wie? Leberzirrhose und Geschlechtskrankheiten? Hartz 4 und DSDS? Treibhauseffekt und Terrorimus? Uncool.
Zugegeben ... so ein Orang-Utan findet gewiss andere Wege, um glücklich zu sein. Wir scheinen zu verwöhnt; uns kann man nicht mit einer Banane kommen. Schade eigentlich. Bleiben wir also bei Wellness. Den Rest besorgt der Sommer oder handelsüblicher Joghurt.

Artikel zum Thema: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,771129,00.html