Kandidat privat: Dirk Haarmann - nicht der Typ, der dauernd wechselt

Dirk Haarmann. Foto: privat
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In der NA-Reihe „Kandidat privat“ werden hier bis zur Kommunalwahl am 25. Mai 2014 die Bürgermeister-Kandidaten und Landrats-Kandidaten der hiesigen Wahlkreise vorgestellt.

Zu sich nach Hause in Voerde hat Dirk Haarmann zum „Kandidat privat“- Interview eingeladen: Und schmeißt auch gleich die Kaffeemaschine an. Unter der Schräge in der Küche hängen Schnappschüsse von den beiden Töchtern und seiner Frau. Dirk Haarmann kam einst der Liebe wegen nach Voerde, lebt seit über 20 Jahren hier. Und kandidiert jetzt als Bürgermeister für die SPD.

Natur und Lebens-Qualität in Voerde

Das Zuhause liegt direkt am Mombach, fast im Wald, umgeben von Natur, wohin man schaut. Vögel zwitschern wie eigens bestellt um die Wette und Fahrrad-Freund Haarmann erzählt, dass er manchmal sogar Fledermäusen oder Steinkäuzen begegnet, wenn er abends hier mal radelt oder joggt. Der Weg führt direkt zum Wasserschloss...
Geboren ist der bald 44- jährige in Dorsten, wo er auch 1986 Abi machte, die Eltern hatten inzwischen in Schermbeck gebaut. Vater war Betriebsschlosser in Gelsenkirchen bei der Veba, musste schon mit 53 in den Vorruhestand. Dirk Haarmanns Mutter hatte so mit Haushalt und zwei Söhnen (der Bruder ist genau ein Jahr und eine Woche älter) den echten Vollzeit-Job als Familien-Managerin, auch finanziell nicht immer einfach.

Und weil der Junge Dirk der Mamma und dem Papa nicht auf der Tasche liegen wollte, ging´s auf den Bauernhof, eigenes Geld verdienen. Hat bei der Heu-Ernte und in der Kiesgrube geschafft, auch Traktoren und Bagger gereinigt und gewartet. Und so konnte er sich ein Moped leisten. Mit dem Führerschein kam bald auch das erste eigene Auto, alles selber finanziert. Mal ein Sozialdemokrat, der garantiert mit Geld umgehen kann...

Als Dirk Haarmann sich für den nicht-technischen gehobenen Dienst beim Kreis Wesel bewarb, saß seine heutige Frau Gundula übrigens mit im Raum bei den Bewerbern. Sie hat auch ihren Weg in der Kreisverwaltung gemacht, wo sie noch heute tätig ist. Während der Ausbildung haben sich die Beiden natürlich auch öfter dienstlich getroffen. Vor 23 Jahren wurden sie ein Paar und zogen 1992 zu ihren Eltern nach Voerde. „Wir sind ein echtes Mehr-Generationen-Haus. Mein Schwiegervater engagiert sich schon sehr lange ehrenamtlich für die Kirche in Götterswickerham. Er nahm mich seinerzeit direkt mit und so lernte ich hier die Verbundenheit der Menschen mit ihrer Heimat schätzen und lieben.“ Jetzt hat er zugestimmt, das Amt des Vorsitzenden des Fördervereins Baudenkmal Kirche Götterswickerham zu übernehmen.

Mit dem Rucksack nach Thailand und Mexico

Bevor die Töchter Paula (heute 12) und Greta (10) kamen, waren die Haarmanns auch gern mit dem Rucksack in der Welt unterwegs: In Thailand, Indonesien, Australien, Mexico und Guatemala. So schön die Länder und ihre Naturschönheiten auch waren, die bittere Armut, besonders in Südamerika hinterließ einfach schlechte Gefühle: „Da kann man nicht die Augen verschließen und auf Pauschal-Tourist machen. Die Armut führt zu agressiver Bettelei, die beide Seiten beschämt: Ein stolzes Volk wie die Maya mit ihrer großen vorkolonialen Kultur. Das ist nur traurig. Aber es führt einem auch vor Augen, wie gut wir es hier haben. Und dass wir hier oft auf sehr hohem Niveau klagen.“

Fachlich hat sich Dirk Haarmann im Kreis als Finanz- und Wirtschaftsexperte in Verwaltungs- und Führungspositionen und durch ein BWL-Studiun fortgebildet und bewährt. Die Kreisverwaltung hat er vor drei Jahren verlassen: Er nahm nach langem Überlegen das Angebot von Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp an, Erster Beigeordneter (für Kultur, Jugend, Schule, Sport, Soziales und Stadtmarketing) der Kreisstadt zu werden. Das klassische Angebot, das man nicht ablehnen kann. Und es führte auch zu interessanten Situationen: Für die Kreis-Interessen hatte derselbe Haarmann lange und hart z.B. bei der Hafen-Kooperation Wesel-Emmelsum verhandelt. Für die Kreisstadt saß er dann plötzlich prompt auf der anderen Seite des Tisches. Dem Ergebnis hat das nicht geschadet. Sowohl Landrat als auch Bürgermeisterin sind zufrieden.

Als jetzt in Voerde nach Bürgermeister Leo Spitzers gesundheitlichem Rückzug plötzlich doch der Wahlkampf ausbrach, musste sich Haarmann ganz schnell entscheiden, das Angebot der Voerder SPD anzunehmen, als Bürgermeister-Kandidat anzutreten: „Auch so ein Angebot, das man nicht ablehnt. Das kommt kein zweites Mal.
Dabei bin ich gar nicht der Typ, der dauernd wechselt.“, erläutert Haarmann seine Entscheidung. Jetzt ist er mitten im Wahlkampf, kämpft für ein zukunftsfähiges Voerde. Für Lebensqualtät und gute Bildung mit guten Schulen vor Ort und stabilen Finanzen. Will durch intelligentes Sparen den Haushalt sanieren und trotzdem Akzente setzen, etwa in der Kulturpolitik: „Durch meine Arbeit im Kreis (Haarmann hat vor 15 Jahren dazu die Werkzeuge und Konzepte mitentwickelt, die heute noch wirken) und der Stadt Wesel bin ich da besonders sensibilisiert. Und weiß, wie effizient man gerade mit geringen finanziellen Mitteln wirtschaften muss. Das Preußen-Museum in Wesel ist so ein Beispiel, das konnte so gerettet werden. Mit dem Landschaftsverband konnte ein starker Partner gefunden werden!“, freut er sich.

Jetzt hab ich doch glatt vergessen zu fragen, ob er seinen Moped-Führerschein noch hat. Aber knatternd trifft er bestimmt keine Fledermäuse oder Steinkäuze mehr.

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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