LippePolderPark: Kleinod zwischen den Wassern

Ein symbolischer Damm als begehbarer Pavillon: Kuratorin Marion Taube plante das Projekt zusammen mit der niederländischen Künstlervereinigung Observatorium. die sich mit Landschaftskunst einen Namen gemacht hat. Fotos: Borgwardt
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  • Ein symbolischer Damm als begehbarer Pavillon: Kuratorin Marion Taube plante das Projekt zusammen mit der niederländischen Künstlervereinigung Observatorium. die sich mit Landschaftskunst einen Namen gemacht hat. Fotos: Borgwardt
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Der Countdown läuft: Am 5. Juli eröffnet zwischen Lippe und Kanal, mitten zwischen Hervest und der Dorstener Altstadt, ein ganz besonderer Park: Einen Sommer lang sollen Kunst, Kultur und Freizeit eine Brücke zwischen den nördlichen und südlichen Stadtteilen schlagen.

Hinter der Eislaufhalle beginnt normalerweise Niemandsland: Zwischen Lippe und Kanal erstrecken sich zwischen den Deichen einsame Felder, an denen hin und wieder Radfahrer vorbeiziehen. Wie eine Barriere liegt das Land zwischen den Wassern zwischen dem Dorstener Norden, also den Gemeinden der alten Herrlichkeit, und der Dorstener Altstadt und dem Süden. Hervest und die Stadtmitte sind sich hier räumlich so nah und gefühlt doch so getrennt.

Um zu ändern, was stählerne Brücken nicht alleine schaffen, bewegt ein kreatives Team seit Mitte Juni hier Holz und Erde: Nicht weniger als einen kunstvollen Landschaftspark auf Zeit, der 70 Tage lang Menschen aus allen Stadtteilen zusammenbringen soll, soll hier geschaffen werden. Am 5. Juli ist die feierliche Eröffnung.

Bis dahin müssen noch etliche Handgriffe gemacht werden. Auch Geert van de Camp hievt noch einige Planken auf das Dach einer kleinen Blockhütte. Der 53jährige Niederländer steigt von der Leiter und lächelt: "Das wird eine Schreibwerkstatt, die kam recht spontan noch dazu, weil sich eine Autorin angekündigt hat." Die Hütte ist dabei nur ein kleinerer Nebenbau: Während van de Camp zusammen mit einem Kollegen das Dach komplettiert, bauen andere Helfer bereits an einer viel größeren Konstruktion: Wie beim Rohbau eines antiken Tempels heben sich beim "ParkPavillon" Holztore in den Himmel, während ein schiffsdeckartiger Gang unter ihnen eine Art riesige "Acht" bildet.

Im Zentrum der "Acht"

Warum die "Acht"? Geert van de Camp lächelt und geht in die Knie. Mit dem Finger zieht er eine Linie in den trockenen Mutterboden. "Das hier ist die Lippe", erklärt er, und fügt direkt einen Kreis hinzu, "und hier ist Hervest. Das hier", er komplettiert die 8 mit einem weiteren Kreis, "ist die Altstadt. Zusammen bilden die beiden Stadtteile eine Acht - und wir sind in der Mitte".

Bei den Überlegungen, die beiden Teile zusammenzufügen, kam dann ein ganz und gar niederländisches Konzept zum Einsatz: "Poldern". Um einen Polder, also ein von Deichen vor Wasser geschütztes Stück Land, zu schaffen, mussten in den Niederlanden alle Bevölkerungsschichten ganz demokratisch zusammenarbeiten. Wie beim "poldern" auch die unterschiedlichsten Ideen zusammenfließen, so arbeiteten auch die Künstler und Gestalter zwischen Kanal und Lippe an einer kreativen Idee. "Und da haben wir uns gedacht, das ist eine so schöne Fläche - warum ist das keine Art Central Park?", erzählt van de Camp.

Ein Park für das Kleinod der Stadt

Und so war die Idee geboren, einen Park für einen Sommer zu erschaffen. "Diese Fläche ist ein Kleinod", davon ist auch Marion Taube überzeugt. Die renommierte Künstlerin kann auf eine lange Reihe von erfolgreichen Projekten zurückblicken, die Kultur und Kunst im landschaftlichen und städtischen Raum verbindet. Jetzt zeichnet sie als Kuratorin für die Umsetzung des LippePolderParks verantwortlich. "Für mich ist dieser Ort mit Kindheitserinnerungen verbunden", erklärt die charismatische Kunstwissenschaftlerin. "Schon früh habe ich die alte Bahntrasse als Abkürzung zwischen Dorsten und Hervest entdeckt. Und auch jetzt sind wir auf unserer Suche nach einem geeigneten Gelände ständig über die alten Pfade gewandert - und schließlich an dieser Fläche vorbeigekommen. Praktisch, dass sie auch noch der Stadt gehört", erzählt Marion Taube lächelnd.

Von der Aussaat bis zum Aufbau

Nachdem das Gelände gefunden worden war, mussten noch jede Menge Türen aufgestoßen werden, um das Projekt zu realisieren. Noch als das Land zwischen den Wassern unter Frost und Rauhreif glitzerte, liefen im Hintergrund die Planungen auf Hochtouren. Kaum waren die Eisheiligen vorbeigezogen, wurden Gras und Wildblumen ausgesät, um den öden Acker in den kommenden Wochen in eine grün-bunte Parkfläche verwandeln zu können.

Nun, da die Blumen blühen und das frische Gras eine weite Rasenfläche bildet, konnten auch die Holzgebäude in die Höhe wachsen. Herzstück ist dabei natürlich der Pavillon, der nicht von ungefähr Deichkantenhöhe erreicht. "Auch die Form erinnert an einen Deich - nur dass man hineingehen kann", so Marion Taube. Eine begehbare Skulptur, die gleichzeitig auch als Sitz-, Entpannungs- und Begegnungsfläche dient, das ist genau nach dem Geschmack von Geert van der Camp. "Bei unseren Arbeiten gibt es immer eine soziale Komponente. Wir möchten die Leute hier zusammenbringen", betont der Niederländer.

Da Menschen bekanntlich besonders gerne da zusammenkommen, wo neben dem Geist auch der Körper genährt wird, sorgt ein junges Team aus Dorsten für die Verköstigung. Birger Schwalvenberg und Kevin Over vom "Team Schaukelbaum" ergänzen den Park mit einer selbstgebauten Außengastronomie. In der rustikalen "PolderBar" sollen wenige, aber dafür besondere Gerichte angeboten werden. "Wir haben eine besondere Bratwurst und einen speziellen Burger kreiert", freut sich Schwalvenberg, "und wir planen auch noch besondere Aktionstage". So soll an einem Tag etwa eine möglichst originale spanische Paella angeboten werden, und auch die Getränke sollen nicht unbedingt nur aus dem Mainstream-Regal sein. In selbstgebauten Lounge-Möbeln können die Gäste dann essen und klönen.

Umfangreiches Kulturprogramm

Abgerundet wird der Park durch eine Kreativwerkstatt mit dem Dorstener Uwe Sewz, einer Schreibhütte mit der Schriftstellerin Sarah Hildebrand, und einem riesigen Programm mit vielen Künstlern und Ehrenamtlichen aus der Lippestadt und ihrer Umgebung. Wenn der Park ein Erfolg wird, und die 70 Tage einmal vergangen sind, muss es übrigens nicht bei einem einzigen Sommer bleiben: "Unsere Gebäude sind alle zerlegbar - und wir können sie auch wieder aufbauen", verrät Geert van de Camp. Los geht es am 5. Juli um 14 Uhr.

Mehr Informationen im Netz: http://lippepolderpark.de/

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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