"Furcht und Hoffnung in Deutschland" im Megastore

"Was ist der Mensch ohne Arbeit?", fragt sich Willi (Ekkehard Freye) in "Furcht und Hoffnung in Deutschland - Ich bin das Volk". | Foto: Birgit Hupfeld
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  • "Was ist der Mensch ohne Arbeit?", fragt sich Willi (Ekkehard Freye) in "Furcht und Hoffnung in Deutschland - Ich bin das Volk".
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Mit Bravo-Rufen und viel Beifall bedachten das Premiere-Publikum den Abend „Furcht und Hoffnung in Deutschland“ im Megastore. Eine unterhaltsame und nachdenklich stimmende Collage aus Alltagsszenen präsentierte Wiebke Rüter aus Franz Xaver Kroetz rund 30 Jahre alten Splittern vom Elend der kleinen Leute.

Verdammt heutig ist das, was das Trio Ekkehard Freye, Julia Schubert und Marlena Keil hervorragend auf die pfiffig konstruierte Bühne bringen. Die Zuschauer erleben in einer Küchenkiste, wie ein plötzlich Arbeitsloser an seiner Nutzlosigkeit verzweifelt. Er und seine Frau werden als Doku gezeigt, von einer Filmemacherin, die immer mehr in ihren Film hineingezogen wird.
Es geht ans Herz, wie eine einsame Frau, die erfahren hat, dass sie Krebs hat, sagt, sie habe nur geraucht und die Pille genommen, um Männern zu gefallen. Und die sich damit tröstet, dass wenigstens der Krebs sie ausgesucht habe.
Eine Szene weiter betet eine andere im Wald Vorurteile über einen Schwarzen herunter, mit dem sie sich eingelassen hat. Fremdenfeindlichkeit entlarvt sich auch bei der Besichtigung einer Wohnung der mittlerweile arbeitslosen Filmfrau. „Bloß keine Angst“, heißt es, „hier gibt’s nur deutsche Nachbarn.“
Am Redaktionskonferenztisch eines Senders werden Brandanschläge auf Flüchtlingsheime herunter geredet. Es geht darum mit dem Volk zu schreien, Seehofer und Petry, Vaterland und Rassismus.
Kein Wunder, dass am Ende alles in einer wilden Schießerei mit dem eigenen Nazisohn endet, bevor „Wind of Change“ erklingt. Sehenswert ist dieser aktuelle Rückblick, ein Teil eines geplanten Doppelabends, mit dessen zweiter Hälfte nach Brechts „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ ein gelungener Theaterabend einen Blick zurück erlaubt. Die nächste Aufführung im Megastore: 29. Januar.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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