Eine Siedlung wird verkauft

Mehr als ein Fünftel der Wohnungen in der Siedlung an der Färberstraße in Lanstrop stehen leer. Jetzt wurde die komplette Wohnungsgesellschaft erneut verkauft. | Foto: Schmitz
  • Mehr als ein Fünftel der Wohnungen in der Siedlung an der Färberstraße in Lanstrop stehen leer. Jetzt wurde die komplette Wohnungsgesellschaft erneut verkauft.
  • Foto: Schmitz
  • hochgeladen von Lokalkompass Dortmund-City

Ende letzten Jahres machten die Mieter ihrem Ärger noch auf einer Versammlung Luft. Sie beschwerten sich über viele Leerstände, nicht beseitigte Wohnungsmängel, zu hohe Betriebskosten und fehlende Spielplätze.

Mittlerweile steht fest, dass die Hanseatic Group aus Hildesheim, die Wohnungsbaugesellschaft Lanstrop GmbH mit ihren rund 1160 Wohnungen in Lanstrop und rund 245 Wohnungen in Scharnhorst-Ost Ende Januar an zwei U.S.-amerikanische Finanzinvestoren verkauft hat. Darunter die Lincoln Equities Group LLC. (LEG) mit Erfahrungen auf dem Berliner Wohnungsmarkt, das teilt der Mieterverein mit.„Da es sich um einen Unternehmensverkauf handelt, greift das städtische Vorkaufsrecht in Lanstrop nicht", erklärt Dr. Tobias Scholz vom Mieterverein.

Mit dem Immbolienmanagement wurde die Berliner Firma BMP Immobilienentwicklung GmbH beauftragt. Um sich als neue Eigentümervertreter in einem Gespräch vorzustellen, ging die BMP auf das Wohnungsamt, den Mieterverein und SPD-Ratsmitglied Bruno Schreurs zu. Diese hatten noch im November mit Hanseatic-Geschäftsführer Thomas Maletzki eine unverzügliche Mängelbeseitigung vereinbart und ein weiteres Gespräch zu einem Sanierungskonzept verabredet. Doch dazu kam es dann nicht mehr. Stattdessen stellten jetzt Vertreter der BMP und der LEG ihre Planungen für die Wohnungen in Lanstrop und Scharnhost-Ost vor.

Ziel der Eigentümer sei es, über Investitionen in den Wohnungsbestand eine Wertsteigerung zu erreichen. Anschließend sei die Veräußerung an längerfristige Investoren vorgesehen.

Schwerpunkt sei zunächst die Vermietung von leer stehenden Wohnungen nach erfolgter Instandsetzung. Mit der Renovierung von Wohnungen im Haus Droote 11 sei bereits begonnen worden. Ein Paket von 20 bis 30 Wohnungen soll kurzfristig in Lanstrop renoviert werden. Maßnahmen zur energetischen Sanierung der Gebäude seien bisher nicht geplant. Ein Sanierungskonzept läge angesichts der kurzen Zeitspanne seit dem Erwerb Ende Januar noch nicht vor. Dies würde jedoch erarbeitet werden. Eine Vorstellung wurde für Anfang bis Mitte Mai zugesagt.

Neue Verwaltung

Des Weiteren wurde für Bestandsmieter eine schnelle und fachgerechte Mängelbeseitigung zugesagt. Auch für die Mieter wird es ab dem 1. April eine neue Ansprechpartnerin geben. Die Hausverwaltung Paul Immobilien wird die bisher tätige IMMEO ablösen. Das Büro in Lanstrop soll von der neuen Hausverwaltung weitergeführt werden. Über den Verwalterwechsel sollen die Mieter in Kürze per Post informiert werden.

„Der Wechsel der Hausverwaltung gehört zum Standardrepertoire bei Eigentümerwechseln. Unsere Erfahrung zeigt, dass ein Wechsel eine umfangreiche Einarbeitung erfordert und auch viele Risiken birgt. Ob eine neue Hausverwaltung dann auch zur Zufriedenheit der Mie-terinnen und Mieter arbeitet, ist letztendlich von den Entscheidungen und finanziellen Handlungsspielräumen der neuen Eigentümer abhängig. Wie groß sind beispielsweise die Spielräume der Hausverwaltung, um etwa bei angezeigten Mängeln schnell handeln zu können? Positiv ist der Erhalt des Vor-Ort-Büros in Lanstrop zu bewerten.“ kommentierte der wohnungspolitische Sprecher des Mietervereins, Tobias Scholz, die Veränderungen.

"Geld muss investiert werden"

Dass die Wohnungsbaugesellschaft Lanstrop GmbH durch zwei Finanzinvestoren übernommen wurde, überrascht den Mieterverein nicht. „Die im letzten Jahr abgelaufenen Wohnungsverkäufe haben überwiegend ein klares Muster: handlungsfähige Finanzinvestoren, ausgestattet mit „frischem Kapital“, erwerben Bestände „abgestürzter“ Finanzinvestoren. In Folge der sogenannten Staatsschuldenkrise ist das Interesse an Wohnimmobilien als Kapitalanlage stark gestiegen. Auch schwierige Bestände schrecken Investoren nicht ab. Gerade hier wird ein hohes Wertsteigerungspotenzial gesehen.“ erläuterte Scholz weiter.

„Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Neu-Eigentümer die Wohnungen in Lanstrop nur wenige Jahre in ihrem Besitz halten wollen, um sie dann weiterzuverkaufen. Die anvisierte Stabilisierung des Wohnungsbestandes, dient nur dem erneuten Verkauf. Dies darf nicht mit einer langfristig orientierten Bestandsbewirtschaftung verwechselt werden.“

„Die bisher bekannten Ansätze der Neu-Eigentümer lassen noch keinen Durchbruch für Lanstrop erkennen. Entscheidend ist daher das angekündigte Sanierungskonzept. Zunächst sind die erfolgreiche und schnelle Auflösung des Instandhaltungsstaus bei den Bestandsmietern sowie die Sanierung und Vermietung der leer stehenden Wohnungen die ersten zentralen Herausforderungen für die beiden U.S.-amerikanischen Finanzinvestoren.“ sagte Dr. Tobias Scholz weiter.

Problem Leerstände

Im Hinblick auf den Umgang mit den hohen Leerstandszahlen von über rund 22 Prozent in Lanstrop ist die städtische Zweckentfremdungssatzung ein sehr wichtiges wohnungspolitisches Instrument für Verhandlungen mit den Eigentümern. „Schließlich wurde schon das städtische Vorkaufsrecht durch den Unternehmensverkauf ausgehebelt.“ betonte Dr. Tobias Scholz abschließend.
Kritisch betrachtet Matthias Hüppe, Sprecher der Aktionskreise "Ja zu Lanstrop" den erneuten Verkauf der Siedlung. "Was bisher nur als ein weiteres Gerücht in Lanstrop kursierte, ist seit dem Wochenende nun Fakt. Wieder einmal hat die ehemalige LEG-Siedlung in Lanstrop den 'Heuschreckenbesitzer' gewechselt."

Der Aktionskreis "Ja zu Lanstrop" erwartet im Hinblick auf den geplanten runden Tisch in Lanstrop am 11. April von Politik und Verwaltung eine 'klare Kante' und Antworten unter anderem auf die Frage, ob aus Sicht der Stadtverwaltung mit dem Verkauf auch die bisherigen Abstimmungen zum Entwicklungs- und Sanierungskonzept mit der Fa. Hanseatic vom Tisch sind.
"Die Menschen in Lanstrop und insbesondere die Mieter der Siedlung haben ein Recht darauf, dass hier sehr schnell reagiert wird und Antworten auf die Fragen geliefert werden", so Hüppe.

Die Chronik der Verkäufe:

2005 wurden die ehemaligen LEG-NRW-Häuser an die Unternehmensgruppe Baum aus Hannover verkauft

Im Juni 2006 übernahm die Hanseatigc Group aus Hildesheim die Wohnungen

Ab dem 1. September 2006 übernahm die dänische Firma Centerplan A/S die Mehrheit am Unternehmen Baum

Der dänische Investor ging im Zuge der Wirtschaftskrise pleite

2009 Rückkauf durch die Hanseatic Group

2014 Verkauf an Curator Real Estate und Murr Holding GmbH, danach Weiterverkauf an AG Anna B.V. in Amsterdam und Eurolinque III in New Jersey, USA, Tochter der Lincoln Equities Group LEG

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

6 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.