"So nicht, Herr Stüdemann": Heftige Diskussion um Neubau des Schulbiologischen Zentrums in Dortmund

Der Eingang. Kaum zu glauben, dass die jahrzehntelang genutzten Pavillons noch funktionsfähig sind. | Foto: Klinke
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  • Der Eingang. Kaum zu glauben, dass die jahrzehntelang genutzten Pavillons noch funktionsfähig sind.
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Eigentlich ist es ja immer schön, wenn die Stadt Dortmund Geld in die Hand nimmt, um öffentliche Gebäude zu sanieren oder gar neu zu bauen - besonders schön, wenn es sich um eine Einrichtung handelt, die vor allem Kindern eine Menge zu bieten hat. Doch die Meldung, man wolle das Schulbiologische Zentrum im Rombergpark neu bauen, stößt auf mancherlei Kritik.

Mit den Worten „Der Verwaltungsvorstand beschloss heute (26. November) den Neubau des Schulbiologischen Zentrums im Botanischen Garten Rombergpark“, teilte die Stadt mit, dass ein jahrelanges Provisorium ein Ende finden soll. Doch statt uneingeschränkter Zustimmung hagelt es plötzlich Kritik an der Geldvergabepoltik der Stadt.

Gebäude ist doch noch gut - oder?

So merkten die Dortmunder Grünen an: „Noch in der letzten Bewertung der Verwaltung vor einem Jahr bestanden aus gesundheitlicher Sicht für eine weitere Nutzung des Schulbiologischen Zentrums keine Bedenken.“ Dabei gibt Ingrid Reuter, Fraktionssprecherin der Grünen, aber auch zu, dass nach 45 Jahren Nutzung die Pavillons den aktuellen Anforderungen schlicht nicht mehr entsperchen würden. Aber es eben auch andere - täglich genutzte - Schulpavillons geben würde, auf die das ebenfalls zuträfe.

Den Entschluss, ausgerechnet das Schulbiologische Zentrum zu erneuern, betitelt die Grünen-Fraktion denn auch als „Hauruck-Aktion“. Und fragt Stadtkämmerer Jörg Stüdemann, „ob er eine neue Goldader gefunden“ habe. Dies spielt auf die Andeutung Stüdemanns an, man könne neben dem Neubau des Schulbiologischen Zentrums auch noch vorhandene Schulopavillons mitsanieren.

Grotjahn vs. Stüdemann

Auch Hans-Jürgen Grotjahn, Fraktionsvorsitzender der CDU in der Bezirksverwaltung Hombruch, kann nicht nachvollziehen, warum gerade das Schulbiologische Zentrum vom städtischen Geldregen „beglückt“ werden soll. Unter dem Titel „So nicht, Herr Stüdemann“ kritisiert Hans-Jürgen Grotjahn Stüdemann scharf und wirft ihm vor: „Herr Stüdemann, sie sollten nicht vergessen, dass wir uns nicht in der Spielbank befinden und mit den Geldern zocken können...“

Er weist darauf hin, dass erst vor kurzem im Café Orchidee am Rombergpark unhaltbare Zustände bei den sanitären Anlagen festgestellt wurden. Daraufhin habe die Bezirksverwaltung 90.000 Euro aus ihren schrumpfenden Haushaltsmitteln zur Verfügung gestellt, um die Toiletten in Ordnung bringen zu lassen. Dass die Stadt dann plötzlich fast zwei Millionen Euro springen lässt, um das Schulbiologische Zentrum neu bauen zu lassen, findet Grotjahn nicht nachvollziehbar: „Kein Verständnis haben wir aber dafür, wenn uns vorgespielt wird, keine Finanzmittel (...) zur Verfügugn zu haben, (...) auf der anderen Seite aber zwei Millionen für eine andere Baumaßnahme auszugeben“.

Schnitter vs. Neumann

Auch die CDU-Ratsfraktion stellt sich gegen den Beschluss, das Schulbiologische Zentrum neu bau lassen zu wollen. Fraktionssprecher Heinz Neumann listet gleich eine ganze Reihe von nötigeren Investitionen im Dortmunder Süden auf, zum Beispiel die Energiesanierung der Max-Wittmann-Förderschue oder den Pavillonersatz an der Höchstener Grundschule.

Natürlich hat auch die SPD-Ratsfraktion etwas zu dieser „Diskussion“ beizutragen und findet: „Herr Neumann sollte sich vielmehr freuen, einen funktionalen Neubau für den wichtigen Umgang und das Verständnis mit und zur Naur für nahezu alle Dortmunder Schulkinder endlich umsetzen zu können“, stellt Schulausschussvorsitzende Gabi Schnitter fest. Und wirft der CDU vor, mit ihren Vorschlägen, „Konkurrenzszenarien zu vermitteln, die jeglicher Grundlage entbehren.“

Immerhin schafft es die SPD, das Augenmerk wieder mehr auf die zu lenken, die es tatsächlich betrifft: „Im Übrigen sei der Neubau nicht nur für das SchulbioZentrum von Bedeutung, sondern soll auch ein Ort mit eigenen Räumlichkeiten für die vielen ansässigen Vereine werden. Diese Vereine haben es verdient, für ihre engagierte ehrenamtliche Tätigkeit zum Wohle der Stadt angemessene Büros und Tagungsmöglichkeiten zu bekommen.“

Und was ist mit den Ehrenamtlichen?

Ein Einwand, den Sabine Zentek, Leiterin der Dortmunder Staudenfreunde, sicher sofort unterschreiben würde. Sie findet, dass es nicht nur um die Frage, wie viele Stunden das Gebäude von Schülerinnen und Schülern besucht wird, geht. Zentek: „Vielmehr sind auch gemeinnützig tätige Vereine auf die Einrichtung angewiesen. Dazu gehört beispielsweise die Gesellschaft der Staudenfreunde (GDS) Dortmund mit mehr als 220 Mitgliedern.“

Gerade in Zeiten fehlender Haushaltsmittel gewinne ehrenamtliche Arbeit einen immer höheren Stellenwert: „Daher liegt es im Interesse der Allgemeinheit, dass ehrenamtlich aktiven Vereinen (...) nicht die Möglichkeit von Treffen und Veranstaltungen entzogen wird. Der Zustand des Schulbiologischen Zentrums ist für weitere Jahre entgegen der Meinung der CDU-Fraktion nicht mehr zumutbar, ein Neubau aus unserer Sicht daher dringend notwendig.“

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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