Neu: Kampf gegen Energie-Armut

Wollen helfen das Problem Energiearmut an der Wurzel zu packen:(v.l.) Fachberaterin Claudia Kurz, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW Klaus Müller, DEW21-Geschäftsführer Manfred Kossack, Caritas-Projektleiterin Barbara Skindziel mit Helene Schulte-Bories von der Verbraucherberatung Dortmund. | Foto: Schmitz
  • Wollen helfen das Problem Energiearmut an der Wurzel zu packen:(v.l.) Fachberaterin Claudia Kurz, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW Klaus Müller, DEW21-Geschäftsführer Manfred Kossack, Caritas-Projektleiterin Barbara Skindziel mit Helene Schulte-Bories von der Verbraucherberatung Dortmund.
  • Foto: Schmitz
  • hochgeladen von Antje Geiß

Steigende Lebenshaltungskosten treffen einkommensbenachteiligte Haushalte stärker als andere. Folge: Energiekosten belasten insbesondere Familien mit kleinen Einkommen und Rentner. Mit dem Modellprojekt „NRW bekämpft Energiearmut“ gehen die Verbraucherzentrale NRW und regionale Energieversorger wie DEW21 das wachsende Problem nun in insgesamt acht Städten im Schulterschluss an: Durch Förderung des NRW-Verbraucherschutzministeriums geht jetzt auch in Dortmund eine Beratung bei Energiearmut an den Start – flankiert durch die „Aufsuchende Energiesparberatung“ der örtlichen Caritas.

Hilfe bei Energie-Schulden

Die Verbraucherzentrale NRW berät Ratsuchende mit Energieschulden zur Existenzsicherung, hilft beim Kassensturz und der Finanzplanung. Bei Bedarf werden konkrete Beratungen zum Sparen von Energie und zur Optimierung des persönlichen Budgets vermittelt, um so langfristig die Kosten zu senken. Geringe Renten, niedrige Einkommen sowie Sozialleistungen, bei denen die Anpassungen an die steigenden Energiekosten ausbleiben – das sind die wesentlichen Ursachen für wachsende Zahlungsschwierigkeiten. Nicht zuletzt verschärfen steigende staatliche Abgaben und die zunehmende Kostenbefreiung von Industriebetrieben zulasten von Verbrauchern die Probleme.

Das Projekt „NRW bekämpft Energiearmut“ läuft bis Ende 2015. Das Verbraucherschutzministerium stellt in dieser Zeit für die wirtschaftliche und rechtliche Beratung durch die Verbraucherzentrale NRW Finanzmittel in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die teilnehmenden Energieversorger in den acht Modellkommunen (neben Dortmund in Aachen, Bielefeld, Bochum, Köln, Krefeld, Mönchengladbach, Wuppertal) beteiligen sich anteilig an den Kosten der jeweiligen Beratungsangebote.

zunehmend Zahlungsprobleme

„Zunehmende Zahlungsprobleme bei der Energieversorgung erfordern nachhaltige Lösungsansätze – im Interesse der betroffenen Kunden, aber auch der Energieversorger und Kommunen", sagte NRW-Verbraucherzentralenvorstand Klaus Müller. Er sei zuversichtlich, mit dem neuen Ansatz einer Win-win-Situation für alle Beteiligten einen Weg zu bahnen. „Energieschulden von Haushalten werden durch gezielte zeitnahe Beratung und Betreuung dauerhaft vermieden. Bei ‚Runden Tischen’ vor Ort werden alle Akteure in Problemlösungen eingebunden, auch die örtlichen Schuldnerberatungsstellen“, so Klaus Müller.

Probleme möglichst früh melden

In Kooperation mit DEW21 schnürt die Fachberaterin der Verbraucherzentrale NRW ein nachhaltiges Lösungspaket, das den Verbrauchern langfristig hilft. „Als kommunales Unternehmen übernimmt DEW21 besondere gesellschaftliche Verantwortung und bietet vor Ort seit vielen Jahren kostenlose Energieeffizienz- und Energiesparberatungen. Seit 2009 unterstützen wir außerdem die Caritas bei ihrer Vor-Ort-Beratung für einkommensschwache Haushalte. Mit individueller Beratung, kundenfreundlichen Ratenzahlungsvereinbarungen und einem Arbeitskreis mit den Sozialbehörden bieten wir Kunden mit Zahlungsschwierigkeiten bereits frühzeitige Unterstützung“, erklärt Manfred Kossack, Geschäftsführer der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH: „Wir raten unseren Kunden aber auch, sich so früh wie möglich zu melden, wenn es Zahlungsengpässe gibt – je eher eine Kontaktaufnahme erfolgt, desto höher ist die Chance, gemeinsam mit dem Kunden eine Lösung zu finden.“ An dem Projekt der Landesregierung beteiligt sich DEW21 gern: „Grundlage des Problems sind oft umfassende Zahlungsschwierigkeiten in den verschiedensten Lebensbereichen, wobei die Energiekosten ein Teilbereich sind. Wir halten es deshalb für den richtigen Weg, Zahlungsschwierigkeiten im breiten Bündnis und durch umfassende Schuldnerberatung systematisch und dauerhaft anzugehen“, so Kossack.

Stromsparhelfer auf Augenhöhe

Wie in vier anderen Städten (Aachen, Bochum, Köln, Krefeld) beteiligt sich auch in Dortmund die Caritas mit ihrer kostenlosen „Aufsuchenden Energiesparberatung für einkommensschwache Haushalte“ an dem Projekt. Langzeitarbeitslose werden hierfür - dank Finanzierung durch das Jobcenter - zu Stromsparhelfern geschult, die beim Hausbesuch einen individuellen Stromspar-Check vornehmen. „Unsere Stromsparhelfer kommen selbst aus einkommensbenachteiligten Haushalten und können daher die Probleme der Betroffenen leichter nachvollziehen. Die Sparvorschläge werden gut angenommen, wenn sie auf gleicher Augenhöhe vorgebracht werden“, sagt Christel Olk, Abteilungsleiterin Berufliche Eingliederung beim Caritasverband Dortmund. Sie sei überzeugt, dass der Stromspar-Check einen wichtigen Beitrag leiste, um den Energieverbrauch dauerhaft zu reduzieren und damit auch das Auflaufen von Energieschulden zu vermeiden.
Obendrein würden Langzeitarbeitslose im Rahmen dieser Aktivitäten weiter zu Serviceberatern für Energie- und Wasserspartechnik (HWK) qualifiziert und Einsparungen beim Kohlendioxid-Ausstoß erzielt. Des Weiteren unterstützt der Energiesparservice einkommensschwache Haushalte beim Austausch von energieineffizienten Kühlgeräten durch einen Zuschuss.

„NRW bekämpft Energiearmut“ baut auf Erfahrungen eines gemeinsamen Pilotprojekts der Verbraucherzentrale NRW mit der WSW Energie und Wasser AG auf. Dort wurden säumigen Wuppertaler Energiekundinnen und Energiekunden seit September 2010 durch rechtliche und wirtschaftliche Beratung sowie professionelle Begleitung Wege aus der Energiearmut gewiesen. Gut 70 Prozent der Betroffenen konnte in dem Pilotprojekt langfristig geholfen werden. „Dies zeigt die hohe Motivation und Kooperationsbereitschaft der meisten Ratsuchenden, die Probleme mit ihrer Energierechnung in den Griff bekommen zu wollen. Zugleich ist dies natürlich auch ein Indiz, dass es in der Beratung gelingt, die Eigeninitiative der Betroffenen zu stärken und mit Hilfe zur Selbsthilfe erfolgreich zu begleiten“, erläuterte Müller.

Die Kooperationspartner zeigten sich zuversichtlich, mit dem Modellvorhaben ein Zeichen gegen Energiearmut setzen zu können. Dies bedeute nicht nur konkrete Hilfe für die Betroffenen, sondern trage auch zur sozialverträglichen Gestaltung der Energiewende bei.

In offenen Sprechstunden bietet Claudia Kurz, Fachberaterin im Projekt „NRW bekämpft Energiearmut“ bei der Verbraucherzentrale in Dortmund, schnellen Zugang zu einer qualifizierten Existenzsicherungs- und Budgetberatung. Die gezielte Zusammenarbeit zum Beispiel mit der Energieberatung, der Schuldner- sowie Insolvenzberatung der Verbraucherzentrale in Dortmund trägt dazu bei, die hier unter einem Dach gebündelte Kompetenz zu nutzen und individuelle Probleme im „Paket" zu lösen. Auch die Fallmanager des örtlichen Jobcenters, die Mitarbeiter der Arbeitsagentur und des Sozialamtes sowie weitere örtliche Kooperationspartner insbesondere der Schuldner- und Insolvenzberatung sollen eng in das Modell eingebunden werden.

Offene Sprechstunde der Beratung bei Energiearmut

Donnerstags von 9 bis 11 Uhr unter Tel: (0231) 14 25 54 und persönlich
dienstags von 9.30 bis 11.30 Uhr in der Beratungsstelle: Gnadenort 3-5, 44315 Dortmund.E-Mail: dortmund.energiearmut@vz-nrw.de

Kontakt zum „Energiesparservice für einkommensschwache Haushalte“ des Caritasverbandes montags bis donnerstags von 8 bis 16.30 Uhr freitags von 8 bis 15.30 Uhr unter der Telefonnummer (0231) 42 57 999-0 oder per E-Mail: energiesparservice@caritas-dortmund.de

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

22 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.