Neubaugebiet Dingener Straße auf der Zechenbrache in Castrop-Rauxel geplant: Anwohner kritisieren Entwurf
Dingener hoffen auf Lösung

Aus dem Dornröschenschlaf will die Stadt die grüne Brache in Dingen holen. Hier von der Schieferbergstraße, als auch von der Dingener Straße, soll das neue Wohngebiet erschlossen werden. Anwohner befürchten einen neuen Schleichweg durchs Wohnviertel als Abkürzung zur Autobahn. Heute führt nur ein Trampelpfad über das umzäunte Gelände.
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  • Aus dem Dornröschenschlaf will die Stadt die grüne Brache in Dingen holen. Hier von der Schieferbergstraße, als auch von der Dingener Straße, soll das neue Wohngebiet erschlossen werden. Anwohner befürchten einen neuen Schleichweg durchs Wohnviertel als Abkürzung zur Autobahn. Heute führt nur ein Trampelpfad über das umzäunte Gelände.
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Auf der grünen Brache der Zeche Graf Schwerin in Dingen, wo sich heute noch Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, ist ein neues Wohnviertel mit Einfamilien-, Reihen-, und Mehrfamilienhäusern geplant. Heute als Altlastenfläche und Wald kartiert soll hier zwischen Schieferbergstraße und Dingener Straße gebaut werden.

Groß war das Interesse am Online-Bürgerdialog zu den Bauplänen des Investors in Dingen. „In keinem anderen Planverfahren in Castrop-Rauxel wurde so frühzeitig durch die Verwaltung in den Bürgerdialog gegangen wie beim Bebauungsplan Nr. 258 -Wohngebiet Dingener Straße“, stellte Stadtbaurätin Bettina Lenort nach der Zoomkonferenz mit rund 80 Teilnehmenden fest.

50 neue Wohnungen

„Bürgerinnen und Bürger, insbesondere die Anwohnerinnen und Anwohner, konnten sich über die Videoplattform leicht beteiligen. Im direkten Austausch mit Investor, Planungsbüro und Verwaltung wurden Sorgen, Ideen und kritische Anmerkungen diskutiert. Es ist früh genug, die Anregungen konzeptionell prüfen zu können“, ist auch Bereichsleiter Philipp Röhnert vom Online-Format der Bürgerbeteiligung angetan.

Anwohner kritisieren B-Plan-Entwurf  

Den Entwurf, der kontrovers diskutiert wurde, hatte die GEPA Projektgesellschaft als Investor beauftragt. Viele Fragen zum neuen Wohngebiet mit rund 50 neuen Wohnungen wurden in zweieinhalb Stunden gestellt. Themen waren nicht nur Erschließungswege, der Lärm der Autobahn, den heute zum Teil der Wald schluckt, Eingriffe in Natur und Landschaft, Verschattung und der Abstand der neuen Häuser zu bestehenden Gebäuden.

Größtes Problem ist der Abstand 

Laut Verwaltung konnten einige Befürchtungen bei der Zoom-Konferenz konkret gelöst werden, etwa durch den Hinweis auf Verschattungskarten. Bei anderen Themen, wie der Nähe zur Bebauung, wurde Sensibilität für die Belange der zukünftigen Nachbarn geschaffen, heißt es aus dem Rathaus.
Verbesserungsbedarf im Entwurf gegenüber dem heute geltenden Bebauungsplan von 1969 sieht etwa André Schuster als direkter zukünftiger Nachbar der geplanten Neubausiedlung. Zuvor mit dem geltenden Plan B27 und bei der Begehung im Herbst 2019 sei den Dingenern in der Nachbarschaft zugesagt worden, die Abstände einzuhalten, erinnert Schuster. Was auf einem Neubaugebiet von insgesamt rund 22.000 qm ja auch möglich sein sollte, wie er findet.

In kleiner Runde diskutieren

Konkret geht es um 10 Meter: "Es hat sich gezeigt, dass aus den Entwürfen vorher unterschiedliche Ergebnisse mitgenommen wurden", erklärt Bauamtsleiter Phillipp Röhnert. Er spricht vom Abstand zwischen den Gebäuden. Die Anwohner seien nicht von Hauskante zu Hauskante, sondern vom Gebäude zur Grundstücksgrenze ausgegangen.
"Wir haben uns auf den aktuellen Bebauungsplan bezogen", stellt André Schuster klar. Doch nicht nur hier sehen die Anwohner der Schieferbergstraße Bedarf, den neuen Entwurf nachzubessern. Auch das Verschattungsproblem sei nicht gelöst, da die geplanten Neubauten oberhalb der bestehenden weißen Häuser an der Schieferbergstraße liegen. Baurätin Bettina Lenort hat den Dingenern angekündigt noch einmal in kleiner Runde in Kontakt zu treten.

Wald ist wertvoll und Lärmschutz

Dabei wird es sicher auch um den heutigen Wald gehen, der rund ein Drittel des Baugebietes bedeckt und fürs neue Quartier weichen soll. Den Dingenern dient er nicht nur als grüne Kulisse, sondern als wertvolle Natur rund ums Dorf. "Das ist hier ein gesundes Ökosystem, das sieht man auch an der Anzahl der Arten", verweist André Schuster auf Igel, Rehe, Fuchs und Blindschleichen. Auch verschiedene Fledermausarten und 34 Vogelarten wurden kartiert, Waldkauz und Schleiereule gesichtet. Schon heute hören Dingener die Autobahn, der Wald, der weichen soll, ist für sie auch ein Lärmschutz zur A45. "Bewuchs ist bei Lärmkarten nicht einbezogen", sagt dazu Philipp Röhnert und auch die neue Bebauung dämpfe ja den Lärm.

Mehr Verkehr durch Logistikzentrum

Für André Schuster ist der Wald als Lärmschutz nicht nur heute relevant, sondern auch in Zukunft wichtig, da durch das geplante Logistikzentrum auf dem Kraftwerksgelände mit zunehmendem LKW-Verkehr in Dingen gerechnet wird. Und auch beim Durchgangsverkehr liegen Dingener und Bauverwaltung nicht auf einer Linie: "Durchgangsverkehr mit größeren Auswirkungen entsteht ja nur bei attraktiven Verbindungen", sieht der Bauamtsleiter nicht, dass Dingener die Erschließungsstraße durchs neue Viertel als Abkürzung zur Autobahn nutzen. Online wurde in Bezug auf befürchteten Durchgangsverkehr das gemeinsame Ziel bekräftigt, die Strecke hierfür unattraktiv zu machen.

Schleichweg zur Autobahn

Um genügend Parkflächen auch im neuen Viertel zu bieten, sind Besucherparkplätze an den zukünftigen Straßen vorzusehen. Noch detailliert werde es Berechnungen zur Entwässerung geben. Ein Regenrückhaltebecken ist zur Schieferbergstraße geplant. Und kleinteilig müsste auch mit Untersuchungen die Frage der Altlasten geklärt werden, da geplante Baugebiet einst Zechengelände war. Philipp Röhnert rechnet mit zechentypischen Produkten, jedoch keinen hohen Belastungen. Interessierte haben weiterhin die Möglichkeit, sich im Rahmen der „frühzeitigen öffentlichen Beteiligung“ noch bis zum 9. Juli zu informieren und Anmerkungen einzureichen. Skizzen, ein Vorentwurf des Bebauungsplans und mehr sind online zu finden:Stadt CAS Bürgerbeteiligung .

Zum Hintergrund: 

Der südliche Teil des zukünftigen Baugebiete ist im Flächennutzungsplan als Waldfläche dargestellt. "Zur Umsetzung der Planung ist daher eine FNP-Änderung notwendig", heißt es zu dem Entwurf.  Bei der Fläche an der Dingener Straße handelt es sich um den ehemaligen Teilstandort der Zeche Graf Schwerin, dessen Schachtanlagen III und IV 1967 stillgelegt wurden.

  • Teile des Geländes wurden bis 2006 von einem Kohlehändler genutzt. 
  • Für das Gelände gilt der Bebauungsplan Nr. 27, der 1969 aufgestellt wurde und bereits eine Wohnnutzung vorsah.
  •  Dieser ist laut Verwaltung nicht mehr zeitgemäß, daher sei eine Überplanung erforderlich.
  •  So werde Dingen mit seiner kontinuierlich rückläufigen Einwohnerzahl gestärkt und weiterentwickelt. 
Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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