Die Folgen der Pandemie treffen Frauen in Dortmund stark
Minijobs als Karrierefalle

In der Gebäudereinigung arbeiten viele Frauen mit 450-Euro-Verträgen. In der Krise sind sie kaum geschützt, kritisiert die IG BAU.  | Foto: IG Bau
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Frauen sind in Dortmund besonders stark von Folgen der Pandemie betroffen, übt die IG BAU Kritik. Da Frauen sich oft mehr um Haushalt und Kinder kümmern, haben sie niedrigere Einkommen und müssen häufiger um ihren Job fürchten. Die Gewerkschaft warnte vor einem Rückschritt bei der Gleichberechtigung als Folge der Pandemie in Dortmund.

„Insbesondere Minijobs werden in der Krise zunehmend zur Karrierefalle“, kritisiert Bezirksvorsitzende Gabriele Henter. Laut Arbeitsagentur sind aktuell 59 Prozent der rund 52.800 geringfügig entlohnten Arbeitsverhältnisse in Dortmund in Frauenhand. In der Gebäudereinigung liegt der Frauenanteil bei den 450-Euro-Stellen bei 75 Prozent.

"Einkommensteuer reformieren"

„Geringfügig Beschäftigte gehen nicht nur beim Kurzarbeitergeld leer aus. Sie sind auch häufiger von Entlassungen betroffen“, so Henter. Die IG BAU plädiert dafür, die Minijobs sozialversicherungspflichtig zu machen. Eine Anhebung der Verdienstgrenze auf 600 Euro, wie sie einige Arbeitgeberverbände fordern, liefe hingegen auf einen Ausbau prekärer Arbeitsverhältnisse hinaus. Zudem stehe das Ehegatten-Splitting einer Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt im Weg. „Durch hohe Abzüge in der Steuerklasse 5 bleibt vielen Frauen nur wenig vom Bruttoverdienst. Das führt auch zu geringen Arbeitslosenansprüchen und Einbußen beim Elterngeld“, kritisiert Henter. Die Politik müsse eine Reform der Einkommenssteuer voranbringen.

"Lasten fairer verteilen"

Die IG BAU verweist auf die gestiegene Belastung von Frauen in der Pandemie. „In Zeiten geschlossener Kitas und Schulen bleibt die Kinderbetreuung meist an den Frauen hängen. Hinzu kommen die Arbeit im Haushalt und die Pflege von Angehörigen“, unterstreicht Henter. Neben besseren Rahmenbedingungen sei auch ein Umdenken nötig. „Männer, die beruflich etwas zurücktreten, können der Partnerin helfen, den nächsten Karriereschritt zu gehen und Lasten in der Familie fairer zu verteilen.“

Erwerbsarbeitszeit gesunken

Nach einer Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung ist die durchschnittliche Erwerbsarbeitszeit von Frauen im Zuge der Corona-Krise stärker gesunken als die von Männern. Vorher arbeiteten Frauen im Schnitt fünf Stunden pro Woche weniger als Männer in einem bezahlten Job. Im Herbst 2020 betrug die Differenz bei Erwerbstätigen mit betreuungsbedürftigen Kindern elf Stunden pro Woche. Zwei Drittel der befragten berufstätigen Frauen mit Kindern gab an, in der Partnerschaft den größeren Teil der Kinderbetreuung zu übernehmen.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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