Schaupielerin Bettina Lieder liebt „Das Gefühl von Lebendigkeit“

„Leidenschaft und Spaß zählen hier mehr als Perfektion“, sagt Bettina Lieder über ihre Faszination am Dortmunder Schauspiel. | Foto: Schmitz
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  • „Leidenschaft und Spaß zählen hier mehr als Perfektion“, sagt Bettina Lieder über ihre Faszination am Dortmunder Schauspiel.
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Mit höchster Intensität und Wandlungsfähigkeit spielt Bettina Lieder die großen Rollen am Schauspielhaus Dortmund. Nicht nur durch ihren 80 Minuten-Monolog in „Kassandra“ begeistert die leidenschaftliche Schauspielerin Kritiker und Zuschauer. Im Frühjahr wird sie mit dem renommierten Preis „Bajazzo“ ausgezeichnet. Bettina Lieder ist auf der Überholspur.

Ein Interview mit Bettina Lieder

Wie bist du mit dem Schauspiel in Kontakt gekommen?
Bettina Lieder: Per Zufall. In einer Theater-AG habe ich gemerkt, wie sehr mir das Spaß macht - und wie nah ich dabei meinen Mitschülern gekommen bin. Das Gefühl von Lebendigkeit hat mich direkt angesteckt. Ich liebe es, wenn verschiedene Menschen zusammenkommen und mit Leidenschaft für eine Sache brennen.

Warum gerade Theater?
Ich brauche die sofortige Reaktion vom Publikum. Und die Konzentration im Moment. Beim Film läuft das anders ab. Da habe ich noch nicht so viele Erfahrungen, aber das wirkt auf mich wie ein komplett anderer Beruf.

Wie bist du beim Schauspiel Dortmund gelandet?
Ich habe erst gedacht: das packe ich nicht, das ist zu hart. Dann habe ich einfach vorgesprochen. Und beim Improvisieren hatten wir echt so viel Spaß. Das musste dann einfach klappen.

Gibt es für dich einen bestimmten Rollentyp, der dich fasziniert?
Nein. Bis jetzt fand ich alle Rollen spannend. Meistens kann ich das nach dem Lesen eines Stoffs noch gar nicht sagen. Die Regisseure füllen eine Figur ja immer noch anders mit Leben. Eine Traumrolle habe ich also nicht. Ich lasse mich gerne mitreißen. Ich möchte aber viele unterschiedliche Rollen spielen. Das ist mir wichtig. Und genau das machen wir in Dortmund; von der Arbeit mit der Kamera in „Das Fest“ bis zur Körperlichkeit in „Welt am Draht“.

Was bedeutet dir die Auszeichnung mit dem Bajazzo?
Da freue ich mich drauf. Zwar lebe ich nicht für Preise, aber der Bajazzo bedeutet mir viel, weil er von Leuten verliehen wird, die mich und meine Entwicklung in Dortmund eventuell über die Jahre hinweg gesehen haben. Das ist was ganz besonderes.

Wie lernst du für einen extrem langen Monolog wie bei „Kassandra?
Eine spezielle Lerntechnik habe ich nicht. Zwei Stunden hinsetzen und lernen, Pause, dann wieder weitermachen. Aber „Kassandra“ war schon ein richtiger Klopper. Ich hätte nicht gedacht, dass das so ans Limit geht. Aber man gewöhnt sich dran.

Musik, Hörspiel und Bühne - wie lebst du dich als Multitalent aus?
Eine Musikerin bin ich nicht. Aber meine Eltern haben mich zum Akkordeon gebracht und in meiner Heimat habe ich dann in einem Jugendorchester gespielt. Gitarre habe ich auch probiert. Was bis heute sehr hilfreich ist, das ist Notenlesen. Ich mag Musik gerne, war aber in noch keinem Club und schon lange bei keinem Konzert mehr. Demnächst möchte ich in der Nähe Clueso live sehen. Das wäre schon mal was.

Und was ist sonst in der Freizeit angesagt?
Ich bin gerne draußen, vor allem im Rombergpark und muss nicht wenn ich frei habe noch in geschlossenen Räumen mit anderen Personen sein. Früher bin ich viel zur „Small Beast“-Reihe gegangen.

Gibt es dich demnächst auch wieder in anderen Sparten zu sehen?
Meine Hörspielprojekte haben mir sehr viel Spaß gemacht. Vielleicht geht da noch was in der Richtung. Generell finde ich die Arbeit mit der Stimme gut. Ich überlege zum Training auch wieder Gesangsunterricht zu nehmen.

Was schätzt du an Dortmund?
Dortmund ist eine geile, grüne Stadt. Als ich in München auf der Akademie war, da war ich nicht so oft draußen unterwegs wie hier. Außerdem mag ich es, dass man abends noch spät und im Freien essen kann. Und Samstag, wenn der BVB ein Heimspiel hat und die ganze Stadt durchdreht und zur Kirmes wird, das ist einfach unglaublich.

Hast du einen Tipp für junge Menschen, die Schauspieler werden wollen?
Nicht aufgeben! Wenn man einen Traum hat, dann muss man ihn ausprobieren. Sonst wirft man sich das irgendwann selber vor. Die meisten haben Angst, dass sich nicht an einer Schauspielschule genommen werden. Ich rate: einfach probieren und einen langen Atem haben. Es gibt so viele unterschiedliche Arten von Schauspiel und Schauspieltypen, die gesucht werden.

Hast du Wünsche oder Projekte für die Zukunft?
Jetzt bereiten wir uns auf die Premiere von „Szenen einer Ehe“ [28. November] vor. Ansonsten wünsche ich mir, dass es so weiter geht. Ich bin dankbar und zufrieden, dass ich spielen darf. Das soll noch möglichst viele Spielzeiten so bleiben - gerne auch in Dortmund. Ansonsten wünsche ich mir, dass die Situation der Stadttheater in Deutschland nicht von weiteren Einsparungen betroffen ist. Das Theater gehört zum Stadtleben.

Über Bettina Lieder

-> 1987 in Görlitz geboren.
-> Schauspielstudium an der Bayerischen Theaterakademie August Everding.
-> Spielte klassische Stoffe (Schiller: „Kabale und Liebe“, Goethe: „Die Leiden des jungen Werther“, Sophokles: „Antigone“ etc.) und moderne bis zeitgenössische Rollen (Fassbinder: „Welt am Draht“, Buttgereits „Green Frankenstein & Sexmonster!“, Vinterberg/Rukov: „Das Fest“, Bauer „Republik der Wölfe“ etc.).
-> Im TV war Lieder im Dortmunder „Tatort“ zu sehen.

Autor:

Steffen Korthals aus Kamen

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