Geheimtipp in der Harnackstraße :

Links: Carsten Bülow, Schauspieler und Rezitator,  rechts: Iris Harlammert, Le Chat qui lit   -                           Foto: Bettina Brökelschen
  • Links: Carsten Bülow, Schauspieler und Rezitator, rechts: Iris Harlammert, Le Chat qui lit - Foto: Bettina Brökelschen
  • hochgeladen von Jutta Geißler-Hehlke

Le Chat Qui Lit - Antiquariat und Literaturtreff

Ich weiß nicht, wieso ich mich nicht früher in den alten Kiosk begeben habe. Die ersten Schritte der Umwandlung eines typischen Ruhrgebietskiosks in ein gemütliches, altmodisches Antiquariat habe ich schon vor Jahren verfolgt. Im Vorübergehen immer einen interessierten Blick auf die ausgestellten Bücher geworfen, viele alte Bekannte unter ihnen entdeckt, aber auch neuere, die ich immer schon mal lesen, aber die Taschenbuchausgaben abwarten wollte. Eigentlich so ein Gefühl, als ob verwandte Seelen in dem "Büdchen" agierten könnten, aber man dort nicht einfach reinplatzen möchte. Was sollte ich auch sagen, etwa : "Ich lese auch gerne"? und mich möglicherweise einer hochgezogenen Augenbraue ausliefern und einem ironischen Spruch?

Letztendlich hat mich die Ankündigung der Lesung "Frühling" von Carsten Bülow doch veranlasst, einen Platz reservieren zu lassen. Was konnte mir schon passieren? Nun, es war "proppevoll" im wohnzimmerartigen "Sardinenzimmer" und man tut gut daran, zu reservieren.

Es war ein Empfang wie bei Freunden. Nicht nur das herzliche Willkommen durch Iris Harlammert, der offensichtlichen Seele des Antiquariats, hat sofort eine angenehme Stimmung verbreitet, auch die anderen Gäste waren freundlich, sprachen mich sofort an, lachten viel und waren sicher schon öfter dort. Keine, andere ausschließende, intellektuelle Grüppchenbildung, sondern eine kleine integrierende Runde, die einen willkommen heißt.

Die Lesung selber gab eine breite Palette von Goethe zu Kästner, mal melancholisch, mal frivol - frühlingsgemäß halt - vorgetragen durch die warme Stimme des souveränen Carsten Bülow,- ein Profi eben: Schauspieler und Rezitator. Es gelang ihm durch Betonung, Pausen und Mimik, die vorgestellten Werke direkt in die Gemüter der vorwiegend weiblichen Zuhörerschaft zu transportieren. Heiterkeit und Frühlingsgefühle breiteten sich aus. Die musikalische Begleitung durch Tom Fischer (Gitarre), untermalt von dem fast echten frühlingshaften Vogelgezwitscher seinen Frau Birgit, trugen zum gelungenen Abend bei und vermittelten die nötige Leichtigkeit.

Alles in allem ein vergnüglicher Abend voller Überraschung, heiter und entspannt. War es das, was ich erwartet habe? Nicht wirklich.

Eine Freundin, die schön öfter im "Le Chat qui lit" gewesen ist, sagte auf dem Heimweg leicht entschuldigend zu mir: "Die können auch ernste Sachen." Davon bin ich überzeugt. Deshalb werde ich noch öfter gespannt in die Harnackstraße 32 gehen und mich überraschen lassen.
Text: Jutta Geißler-Hehlke

Autor:

Jutta Geißler-Hehlke aus Dortmund-City

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