Von Aalen und Apfelbäumen auf dem Hauptfriedhof

Die gewaltige Platane steht in der Nähe der Trauerhalle. Die Krone musste schon mehrfach gesichert werden, doch ihre Äste reichen bis auf den Boden.
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  • Die gewaltige Platane steht in der Nähe der Trauerhalle. Die Krone musste schon mehrfach gesichert werden, doch ihre Äste reichen bis auf den Boden.
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Als der Hauptfriedhof von 1920 bis 1924 angelegt wurde, pflanzten die Planer auch großzügig Bäume.

Viele sind im Lauf der Zeit zu stattlichen Riesen herangewachsen.

So gibt es eine Ulme mit einem Stammumfang von rund 1,30 Metern, die wohl zu den größten in Dortmund gehört, erzählt Gartenbautechniker Gerhard Hettwer. Auch ein Feldahorn, aktuell der Baum des Jahres, ist mit einem der größten Exemplare in ganz NRW auf dem Friedhof vertreten. „Eigentlich werden Ahornbäume etwa um die 15 Meter hoch, dieser hier hat schon 23 Meter“, erklärt Hettwer.

Von der orientalischen Buche, die in der Nähe der B1 steht, gibt es nur das eine Exemplar in Dortmund. Auch sie hat schon einen Stammumfang von über einem Meter.

Bei der Anlage des Friedshofs dienten offenbar die englischen Landschaftgärten als Vorbild, viele Wege und Alleen wurden mit Blickachsen angelegt, auf der kleinen Steinbrücke, die über Talwiese führt, treffen mehrere dieser Achsen zusammen. Die Talwiese ist nicht nur ein beliebtes Rodelgelände im Winter, im Sommer wird sie ökologisch von Schafen beweidet. Mit rund 110 Hektar ist der Hauptfriedhof einer der größten in ganz Deutschland, und dementsprechend groß ist auch der Baumbestand.

Nach dem Botanischen Garten und dem Westfalenpark ist der Friedhof mit mehr als 7000 Bäumen die dritte große Anlaufstelle für die Naturfreunde der Stadt.
Nicht nicht nur der interessante Taschentuchbaum findet sich auf dem Gelände, es gibt auch einen Lebkuchenbaum, der im Herbst, wenn er die Blätter verliert, aromatisch nach Kuchen duftet - man muss nur der Nase nach gehen.

Neben den alten und großen Bäumen gibt es auf dem hauptfriedhof aber auch ein große Anzahl von Sträuchern und kleineren Bäumen. Ganz neu angepflanzt wurde eine Reihe von Obstbäumen auf einem speziellen Gräberfeld.

Dort steht auch der berühmte Korbiniansapfel, den der Pfarrer Korbinian Aigner 1944 im Konzentrationslager Dachau aussäte, und ein Exemplar der 400 Jahre alten Sorte „Roter Eiser“. „Die Apfel wurden früher in Erde eingeschlagen und hielten sich so rund ein Jahr“, weiß der pomologisch interessierte Gerhard Hettwer.

Dort wo die Bedingungen günstig sind, werden immer wieder neue exotische Exemplare gepflanzt, die feuchteste Wiese auf dem Friedhof zieren so nun zwei Sumpfzypressen.

Bäume, deren Lebenszyklus durch Schädlinge oder Krankheiten zu Ende geht, erfüllen, solange sich standsicher sind, noch als Baumruinen einen ökologischen Zweck, zum Beispiel als Bruthöhle für Spechte und andere Vögel.

Auf dem weitläufigen Gelände fühlen sich auch die Tiere wohl: „Spechte haben wir hier sehr viele, natürlich auch Füchse und Kaninchen. Es gibt ein Feuchtbiotop mit Amphibien, und als wir vor einigen Jahren das Wasser im Teich abgelassen haben, haben wir sogar drei Aale dort vorgefunden“.

Seit 25 Jahren arbeitet Gerhard Hettwer als Gartenbautechniker auf dem Hauptfriedhof, und regelmäßig gibt er bei Führungen sein Wissen über die Bäume und Gehölze auf dem Gelände an interessierte Besucher weiter.

Wissenswertes:

Im Jahr 1912 wird der Beschluss zum Bau des Hauptfriedhofs gefasst
Im April 1919 gibt es einen öffentlichen Ideenwettbewerb, 68 Entwürfe nehmen teil
Am 22. Juli 1921 gibt es die erste Beisetzung: Wilhelmine Baecker. Die Grabstelle existiert noch heute
Im Mai 1924 werden die Hauptgebäude eingeweiht
Im ausländischen Friedhofsteil werden 1945/46 Ehrenmale für russische, polnische und jugoslawische Kriegsopfer errichtet
Im Juli 1956 weiht Oberbürgermeister Keuning die große Kriegsgräberanlage ein
1962/63 wird die Trauerhalle im jüdischen Teil gebaut
1989 wird ein Feuchtbiotop auf dem Gelände angelegt; 1994 wird das Biotop erweitert 1996 gibt es die erste Beisetzung im muslimischen Teil des Friedhofs
1999 geht das neu gebaute Krematorium in Betrieb
Die Kellergruft der Familie Mohn (Bertelsmann) ist die einzige Kellergruft auf dem Hauptfriedhof, in der noch Beisetzungen stattfinden.

Beigesetzt wurden auf dem Hauptfriedhof:
 Dr. Erich Schulz, erster Direktor der Stadt- und Landesbibliothek
 Oberbürgermeister Dietrich Keuning
 Willi Daume, Fabrikant und Präsident des Nationalen Olympischen Komitees
 Prof. Dr. Paul Sartori, Heimatdichter
 Dr. Luise von Winterfeld, Direktorin des Stadtarchivs
 Kurt Prümer und Wilhelm Uhlmann, Heimatdichter

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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