Offener Brief bezüglich bulgarischer Polizisten in Dortmund und Duisburg

Betrifft die Artikel:

"Dortmund und Duisburg holen bulgarische Polizei zu Hilfe", WAZ Online vom 22.10.2013 http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/dortmund-und-duisburg-holen-bulgarische-polizei-zu-hilfe-id8587231.html

"Bulgarische Polizisten treffen auf bekannte Gesichter in Dortmund", WAZ Online vom 24.10.2013 http://www.derwesten.de/staedte/dortmund/bulgarische-polizisten-treffen-auf-bekannte-gesichter-in-dortmund-id8599233.html

Liebe Redaktion der WAZ,

bei Ihrem verfassungsgemäßen Auftrag, die Bevölkerung umfassend und differenziert zu informieren und dierser somit eine differenzierte Meinungsbildung zu ermöglichen, muss bei diesen Artikeln doch einiges auffallen.

Laut Ihrer Auskunft, die sich auf Polizeiangaben stützt, ist die Kriminalität in den letzten Jahren gestiegen. Diese Entwicklung ging offenbar einher mit dem Zuzug von Menschen aus den EU-Beitrittsländern Bulgarien und Rumänien.

Für gewöhnlich hält die Polizei die Personalien der gefassten TäterInnen fest und weiß in diesem Zusammenhang auch, wo die TäterInnen geboren sind und welche Nationalität sie haben.

1. Auf dieser Basis lässt sich aber nicht feststellen, ob die TäterInnen Roma sind oder nicht. Selbst wenn man den Herkunftsort kennt und weiß, dass es sich um einen Ort handelt, in denen als Roma diskriminierte Menschen konzentriert leben müssen, übernimmt man die diskriminierende Zuschreibungen aus den Herkunftsländern und schreibt diese fort. Auf diese Weise ist den Betroffenen auf keine Weise geholfen.

2. Die von der Polizei ermittelten Täter sind konkrete Personen, die sich mitunter auch in bestimmten Milieus organisieren. Um diese aufzudecken, hat sich die Polizei in Duisburg und in Dortmund die Hilfe ihrer KollegInnen aus Bulgarien erbeten. Rein logisch ergibt sich daraus, dass die Polizei nicht weiß, wie die Hintergründe der TäterInnen aussehen. Heißt also, die Ermittlungen sind alles andere als abgeschlossen.

In der Schule lernen wir, dass wir in einem Rechtsstaat leben, in dem es nicht ohne Grund so etwas wie eine Unschuldsvermutung gibt. Das heißt also, wenn ich einen Menschen als kriminell bezeichtne, muss ich ihm das auch nachweisen können. Hierin stimmen Sie sicher aus voller Überzeugung mit mir überein.

Vor diesem Hintergrund ist es dann nicht nur verwunderlich, sondern geradezu gefährlich, dass sich bei den Menschen, die Sie als Roma aus Bulgarien und Rumänien klassifizieren, offenbar umgekehrt zu sein scheint: Selbstverständlich würden Sie niemals behaupten, dass "alle" Roma kriminell sind, dass Sie es nicht sind, müssten Sie dann aber erst beweisen.
Um diese in der Bevölkerung leider noch weit verbreiteten Fehlschlüsse nicht noch zu befeuern und auch das Sicherheitsempfinden der Menschen hier nicht noch mehr zu belasten, sollten Sie sich in Zukunft mehr um eine faire und differenzierte Berichterstattung bemühen.

Herzlichst,

Ihr Thomas Herrmann

Autor:

Thomas Herrmann aus Dortmund-City

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