Schausteller Dölfi Hirsch, Patrick und Peter Arens bieten Bewohnern der AWO-Seniorenwohnstätte Eving Konzert mit der Kirmesorgel
"Berliner Luft" am Süggelweg geschnuppert

Von den Balkonen und ihren Fenstern aus verfolgten die Bewohner der AWO-Seniorenwohnstätte Eving das Konzert. | Foto: AWO Dortmund
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Die „Berliner Luft“ schnuppern die Frauen und Männer in der AWO-Seniorenwohnstätte Eving aus sicherer Entfernung. Während sie am Süggelweg auf den Balkonen, Terrassen und an den Fenstern sitzen, bringt Dölfi Hirsch seine mehr als 100 Jahre alte Kirmesorgel in Schwung.

„Wir fangen mit einem flotten Stück an, zu dem man auch tanzen kann“, sagt der Schausteller, während er einen Blick ins Innere des schönen Stück ermöglicht. „Früher war das eine Dampforgel“, erklärt er. Bis in die 1960er-Jahre habe das Instrument noch die Musik zum Springpferde-Karussell gemacht. „Deshalb ist die Orgel auch so laut. Sie musste das Knarzen des Karussells übertönen.“ Mittlerweile wird sie von Strom angetrieben, hat aber die Lautstärke beibehalten.

Das ist an diesem Samstagnachmittag (4.4.) vor dem AWO-Haus durchaus passend. So hört auch die Nachbarschaft mit, die, wenn nicht zuhause geblieben, vor dem rot-weißen Absperrband steht.

Das exklusive Konzert verdankt die AWO Dortmund der langjährigen Bekanntschaft ihrer Vorsitzenden Anja Butschkau mit Patrick Arens vom Schaustellerverein „Rote Erde“ und Dölfi Hirsch. Die beiden Schausteller machten ihr den Vorschlag, mit der Orgel vor dem Haus Musik zu machen, da die Bewohner*innen ja keinen Besuch bekommen und auch nicht vor die Tür dürften. Schnell war alles geregelt und ohne Gage zu fordern, kamen die Schausteller angefahren. Sie haben zurzeit nichts zu tun, denn nicht nur die Osterkirmes ist abgesagt.

„Hand in Hand – Schausteller helfen im ganzen Land“

„Hand in Hand – Schausteller helfen im ganzen Land“ heißt die Initiative, in der Arens und Hirsch mit vielen Kolleg*innen aktiv sind. So fahren sie seit Anfang April für die Dortmunder Tafel die Lebensmittelpakete zu den Menschen, die wegen der Schließung von Filialen nicht an das Obst und Gemüse kommen. Die Idee, diesen Service anzubieten, hatte Peter Arens, der Bruder von Patrick Arens. „Dreimal die Woche sind wir bislang gefahren. 60 bis 70 Adressen schaffen wir an einem Tag“, erzählt der Ideengeber und Fahrer. Auch die Orgelkonzerte gehören in das Hilfsprogramm.

Gut eine Stunde lang ließ Hirsch die Orgel in Eving tönen. Einmal wurde der Wagen noch umgestellt, damit alle der rund 120 Frauen und Männer der Seniorenwohnstätte einen guten Blick auf das Instrument hatten. Denn zu sehen ist das gute und wertvolle Stück nur noch selten.

„Immer auf dem Schausteller-Ball und manchmal auf richtig großen Kirmessen“, sagt Hirsch, würde sie noch zum Einsatz kommen. Er hegt und pflegt die Orgel wie einen Schatz. Das tut dem Klang gut. „Wenn Sie eine Orgel hören und die spielt ganz klar, dann ist das etwas Besonderes.“

Das große Publikum weiß das zu schätzen. Auch wenn man die Zuhörer*innen mit den Augen suchen muss. Auf dem Rasen hinter der Orgel sitzen sie verteilt mit dem nötigen Abstand, auf der Terrasse vor dem Haus stehen Familien eng zusammen – die dürfen das ja -, hinter dem Absperrband lauschen Passant*innen. Da das Wetter ideal für ein Open-air-Konzert ist, bleiben viele noch in der Sonne sitzen, nachdem der letzte Ton erklungen ist.

Hans-Jürgen Unterkötter, Vorsitzender des AWO-Ortsvereins Eving II, übergab für den Förderverein des Hauses eine Spende an die Schausteller. Marius Westhues, Sozialarbeiter im Haus, bedankte sich mit Sekt und Süßem.
Von den Balkonen und ihren Fenstern aus verfolgten die Bewohner der AWO-Seniorenwohnstätte Eving das Konzert.

Marius Westhues, Sozialer Dienst (AWO): „Wir mussten Corona-bedingt mehrere Veranstaltungen aus der Jahresplanung streichen, unter anderem unser Frühlingsfest, Musikkonzerte und eine Theater-Aufführung. Patrick Arens bringt mit seinem Team ein bisschen Kirmes-Feeling ins Haus und sorgt für Abwechslung.“ 

Die nächsten Konzerte vor weiteren AWO-Häusern sind schon geplant. Am Ostersamstag steht die Orgel in Kirchlinde und in Brünninghausen und unterhält dort die Bewohner*innen mit den alten, unvergessenen Liedern.

Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

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