Corona-Beschränkungen für große Feste zerstören langjährige Hochzeitsträume der Scharnhorsterin Stefanie Focht
Die Trauer der Bräute

Stefanie Fochts Hochzeits-Outfit steht bereit: Das Brautkleid hängt seit einem Jahr im Schutzbeutel; der Bräutigam soll es traditionsgemäß erst am Tag der Trauung sehen. | Foto: Focht
  • Stefanie Fochts Hochzeits-Outfit steht bereit: Das Brautkleid hängt seit einem Jahr im Schutzbeutel; der Bräutigam soll es traditionsgemäß erst am Tag der Trauung sehen.
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Von Pia Käfer

Schwarzes Outfit statt strahlendem Weiß: Stefanie Focht schwankt zwischen Wut und Trauer. Zum dritten Mal muss die junge Scharnhorsterin in der Corona-Pandemie ihre Hochzeit verschieben. Ein Mädchen-Traum steht vor dem Zerplatzen.

"Viele Gäste, das perfekte Brautkleid, ein extravagantes Büfett", träumte Stefanie Focht schon als Siebenjährige von ihrer zukünftigen Hochzeit. Heute ist die Scharnhorsterin 24 Jahre alt. Letzte Details für den große Tag planen? "Nein, nun muss ich zum dritten Mal meine geplante Hochzeitsfeier aufgrund der Pandemie absagen", erzählt Stefanie Focht: "Manche mögen mich jetzt egoistisch und dreist nennen, während einer Pandemie an eine Feier zu denken." Die ausgebremste Braut ist traurig, frustriert, manchmal wütend gleichzeitig.

Warum wird im TV geküsst und gedatet?

"Seit einem Jahr dreht sich in unserem Leben alles um Corona. Ständig wechselnde Regelungen und Gesetze. Jeder ist mittlerweile frustriert und verzweifelt. Denn wann dürfen wir endlich wieder leben?", meint die 24-Jährige: "Eine Veranstaltung wie eine Hochzeit, ja sogar eine private Veranstaltung im eigenen Garten und im kleinen Kreis ist untersagt. Währenddessen sehen wir im Fernsehen Sendungen, in denen geküsst und gedatet wird, was das Zeug hält. Mit welcher Begründung? Angeblich seien alle Teilnehmer vor dem Dreh auf das Corona-Virus getestet worden. Warum ist das für private Feiern nicht erlaubt?" Stefanie Focht sieht sich und ihren Wunsch nach einer großen Hochzeitsfeier unfair behandelt.
Zunächst war die Hochzeit für Juli 2020 geplant. Das Standesamt hat das Scharnhorster Paar im ersten Corona-Sommer durchgezogen - nur mit der engsten Familie. Kirchliche Trauung und das Fest mit 150 Gästen wurden verschoben, zunächst in den Oktober.

Auch im zweiten Pandemie-Frühjahr keine Party

"Wir haben dann wieder den Saal gebucht, Moderation und Büfett bestellt", erinnert sich Stefanie Focht. Aus dem Oktober wurde die Feier auf den 17. April 2021 verschoben. Inzwischen ist der Braut und ihrem Mann klar: Aus der ehrsehnten Party wird auch im zweiten Frühling der Pandemie nichts!
"Mir kam der Gedanke: Was, wenn ich eine Trauung im kleineren Kreis habe? Eine kleine Zusammenkunft von sagen wir mal 20 Leuten im privaten Garten? Vorausgesetzt von Hygienemaßnahmen und selbstverständlich dem Nachweis eines negativen Corona-Schnelltestes jedes Gastes vor Betreten des Gartens? Es wären die gleichen Voraussetzungen wie bei einem Fernsehdreh", lässt Stephanie Focht ihre Gedanken spielen.

Sie hat bei der Stadt und dem Land NRW nachgefragt. "Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass durch die Coronaschutzverordnung Partys und vergleichbare Feiern generell untersagt sind (Paragraph 2 Kontaktbeschränkung, Mindestabstand)", habe die unbefriedigende Antwort gelautet. "Eine Antwort, weshalb unter den gleichen Bedingungen ein Fernsehdreh von Datingshows stattfinden darf, bekam ich nicht", betont die 24-Jährige: "Wie lange müssen wir diese Ungerechtigkeit noch dulden?"

Inzwischen seien diverse Kosten entstanden, Anzahlungen geleistet worden. Es steht zu befürchten, dass für die Feier eingeplante Betriebe die andauernde Krise nicht überstehen könnten.

"Wir heiraten im besten Fall nämlich nur einmal im Leben"
Stefanie Focht

Nun saß Stefanie Focht an der erneuten Umplanung. "Dabei wurde ich gefragt, wieso ich von meinem Vater zum Altar gebracht werden möchte. Immerhin hätte ich ja bereits vor einem Jahr standesamtlich geheiratet. Genau das ist die Enttäuschung von uns Bräuten, die uns in der Zeit einer Pandemie trifft. Wir können nicht heute standesamtlich heiraten und dann in zwei Jahren, wenn die Pandemie beendet ist, feiern. Eine Hochzeit wie gewünscht, ist für jede Braut wichtig. Es ist nicht nur ein kleines Problem und wir stellen uns keineswegs an! Denn eine Hochzeit kann man nicht nachholen! Wir haben nur das Hier und Jetzt! Wir heiraten im besten Fall nämlich nur ein Mal im Leben!", ist Stefanie Focht überzeugt: "Ich denke, es geht unzähligen Bräuten wie mir. Im Stich gelassen und unverstanden! Das Thema Hochzeit sollte in der Pandemie nicht untergehen."

Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

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