Werkhof in Derne verhilft 19-jährigem Asselner Calvin Siegmund zur Ausbildung im Wunschberuf beim Bio-Metzger

"Ich möchte Fleischer werden"

Ausbildungsbetriebe suchen passende Bewerber, junge Erwachsene suchen passende Ausbildungsbetriebe - oder überhaupt erst eine überzeugende Idee für den Einstieg ins Berufsleben: Das „Ausbildungsprogramm NRW. Gemeinsam Chancen eröffnen“ bringt beide zusammen.

Auch in diesem Jahr vermittelt die Werkhof Projekt gGmbH in der Zeche Zukunft, Derner Str. 540, in Derne wieder junge Menschen mit Startschwierigkeiten an Arbeitgeber, die einen zusätzlichen Ausbildungsplatz einrichten. Zum dritten Mal in Folge. 24 Plätze werden hier vom Land NRW und dem Europäischen Sozialfond finanziell gefördert und stehen Jugendlichen mit Wohnsitz in Dortmund somit für den bevorstehenden Ausbildungsbeginn 2020/2021 zur Verfügung.

Wie gut das Ausbildungsprogramm NRW funktionieren kann, zeigen die letzten beiden Durchläufe des Bildungsträgers in Derne: „Wir blicken nun auf zwei Jahre Erfahrung zurück“, so Christina Groth, Standortleitung des Werkhof Projektes. Seitdem das Landesprogramm 2018 ins Leben gerufen wurde und erstmals an den Start ging, ist der Werkhof mit an Bord.

Christina Groth, Werkhof Standortleitung Derne "Alleine im vergangenen Jahr konnten wir 19 Jugendlichen zu einem Ausbildungsplatz verhelfen."

„Alleine im vergangenen Jahr konnten wir 19 Jugendliche zu einem Ausbildungsplatz verhelfen und sie seitdem begleiten und unterstützen, in ihrer neuen Rolle als Azubis Fuß zu fassen“, so Groth weiter.

Als seither gutes Beispiel geht hier etwa die Ausbildung des 19-jährigen Calvin Siegmund aus Asseln voran, der sich seit August 2019 in der Lehre zum Fleischer in der Stockumer Bio-Metzgerei befindet. Wenn man Calvin danach fragt, wie es zu seinem Berufswunsch gekommen ist, berichtet er ad hoc: „Schon in der Schule war für mich klar, dass ich in den handwerklichen Bereich möchte, wo ich anpacken und etwas mit den Händen schaffen kann. Dann hat sich einmal ein Betrieb aus der Lebensmittelbranche in der Schule vorgestellt, bei dem auch ein Fleischermeister von seinem Arbeitsalltag berichtete. Von da an stand für mich fest: Ich möchte Fleischer werden!“

Durch die darauffolgende Berufsvorbereitende Maßnahme am Werkhof wurde Calvin auf den noch suchenden Fleischerbetrieb in Unna, die Stockumer Bio-Metzgerei, aufmerksam, ein familiär geführtes Unternehmen unter der Federführung von u.a. Christine Raffenberg, deren Fleisch aus der eigenen Tierhaltung stammt und somit direkt vermarktet wird.

„Wir hatten die Stelle schon ewig ausgeschrieben“, so Christine Raffenberg, „aber irgendwie keine Rückmeldungen dazu erhalten. Wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben, da rief Calvin an, stellte sich vor und fragte nach der Möglichkeit, ein Praktikum bei uns zu machen.“

Calvins Initiative hinterließ einen positiven Eindruck bei der jungen Geschäftsführerin. Aus einem zunächst vereinbarten Kurzpraktikum, in dem sich Calvin von Anfang an interessiert zeigte und sich mit einbrachte, wurde schnell eine verlängerte betriebliche Phase und schließlich ein angebotener Ausbildungsplatz.

„Calvin war vom ersten Tag an total motiviert und integrierte sich super ins Team. Alleine, dass er täglich die Pendelei zwischen Dortmund-Asseln und Unna gerne in Kauf nimmt, selbst nach so vielen Wochen, hat uns beeindruckt.“

Dann kam schließlich das Ausbildungsprogramm NRW zum Tragen: „Wir haben bis dahin noch nicht im Fleischerhandwerk ausgebildet. Calvin ist hier unser erster Azubi. Da wir ihm unbedingt die Möglichkeit geben wollten, habe ich mich nach Fördermöglichkeiten erkundigt“, so die Unternehmerin weiter und stieß dabei auf das Landesprogramm. Seit dem Programmstart des vergangenen Ausbildungsbeginns am 1.9.2019 werden Calvin und der Betrieb nun durch die sozialpädagogischen Werkhof-Mitarbeiterinnen Sabrina Suberg und Christine Riesewieck betreut.

Ehemaliger Praktikant ist nun engagierter Lehrling

„Immer wenn wir mit Calvin bzw. dem Betrieb sprechen oder für einen Besuch vorbeifahren, hören wir nur Gutes, das alles prima läuft“, berichtet Suberg, Beauftragte des Landesprogramms am Werkhof. „Da haben sich wirklich zwei gefunden und das ist für alle toll mitzubekommen!“ Zuletzt konnte Calvin seinem Ausbilder Christoph Kusch sogar stolz sein erstes Zeugnis mit einem Zweier-Notendurchschnitt vorlegen.

Aus dem damaligen Praktikanten, der zunächst die kleinen Dinge wie das Heraustrennen von Rippen übernehmen durfte, ist ein zuverlässiger und nach wie vor engagierter Lehrling geworden, der die täglichen Abläufe im Betrieb verinnerlicht hat und sich noch immer stets offen an das Handwerk heranwagt. In den nächsten beiden Ausbildungsjahren wird Calvin dann auch mal hinter die Kulissen des Wurst- und Fleischverkaufes blicken, um die Prozesse nach der Fleisch- und Wurstproduktion kennenzulernen, auch wenn er selber eher lieber im Hintergrund aktiv ist.

Was sich der Ausbilder Christoph Kusch von seinem Schützling für das kommende Lehrjahr wünscht: „Er soll so weitermachen, wie bisher!“

Neben Calvin haben im vergangenen Jahr 18 weitere Teilnehmer*innen im Rahmen des Ausbildungsprogramms eine Ausbildung begonnen. Diese Chance kann das Programm noch weiteren Jugendlichen bieten. Bereits in diesem Durchlauf konnten seit dem 1. Juni 2020 fünf Vermittlungen erzielt werden. 24 Plätze stehen in Dortmund insgesamt zur Verfügung und können bis zum 31. Januar 2021 besetzt werden.

„Neben interessierten Jugendlichen suchen wir auch Unternehmen, die ihren Fachkräftenachwuchs von morgen sichern wollen. Im Programm können Betriebe, die zusätzliche Ausbildungsplätze schaffen, in den ersten 24 Monaten - ab Programmstart 1.9.2020 - mit einem finanziellen Zuschuss zur Ausbildungsvergütung in Höhe von monatlich 300 Euro gefördert werden. Gleichzeitig erhalten junge Menschen, die bisher keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, eine Chance auf dem Ausbildungsmarkt. Wir als Bildungsträger unterstützen die Betriebe bei Bedarf in der Ausbildung und geben den Jugendlichen individuelle Hilfestellung“, erklärt Christina Groth. „Der Weg der Teilnehmergewinnung führt immer über die Agentur für Arbeit Dortmund“, so die Leiterin des Werkhofs weiter.

„Von dort aus werden uns die Bewerber vorgeschlagen. Wir laden sie zum persönlichen Gespräch ein, besprechen berufliche Vorstellungen, klopfen Stärken und Unterstützungsbedarfe ab, bereiten sie auf Vorstellungsgespräche vor und bringen sie schließlich mit passenden Betrieben in Kontakt“, berichtet Sabrina Suberg. Sind sich Arbeitgeber und Bewerber*in einig, schließen sie gemeinsam den Ausbildungsvertrag.

Während der Ausbildungszeit begleiten die sozialpädagogischen Fachkräfte des Werkhofes die jungen Heranwachsenden und organisieren bei Bedarf auch Stützunterricht, so genannte ausbildungsbegleitende Hilfen (abH). Das Ausbildungsprogramm ist damit eine Win-Win-Situation für Arbeitgeber und Jugendliche.

Die NRW-Landesregierung finanziert in Regionen mit ungünstiger Ausbildungsmarktlage 1000 zusätzliche Ausbildungsplätze. Während andernorts ein Überangebot an Ausbildungsstellen besteht, liegt das Angebot auch im Kreis Dortmund deutlich unter der Ausbildungsplatz-Nachfrage. Genau hier setzt das „Ausbildungsprogramm NRW" an, ins Leben gerufen und gefördert durch das NRW-Arbeitsministerium und dem EU-Sozialfonds.

Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie möchte die Werkhof Projekt gGmbH den Jugendlichen und jungen Erwachsenen wie auch den Unternehmen ein wenig Perspektive bieten. Daher appelliert Sabrina Suberg: „Haben wir Ihr Interesse geweckt, dann nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf!“(NA)

 Interessierte Jugendliche wie auch Betriebe wenden sich an: Sabrina Suberg, „Ausbildungsprogramm NRW“, Werkhof Projekt gGmbH, Derner Str. 540 I 44329 Dortmund; Tel.: 0231/87804129, E-Mail: s.suberg@werkhof-projekt.de. - Weitere Infos online auf www.mags.nrw/ausbildungsprogramm-nrw.