Für die Zukunft gerüstet

DSW21 investiert in die Modernisierung und Erneuerung ihrer Infrastrukutur, des Bahn-Fuhrparks sowie die Anschaffung von E-Bussen. | Foto: DSW21/ Jörg Schimmel
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Dortmunder Fahrgäste dürfen sich in den nächsten Jahren über mehr Stadtbahnen als bisher freuen, die zudem noch eine modernere Ausstattung und Technik erhalten. Mit der Möglichkeit, die Bahn an der Haltestelle abzusenken, um den Einstieg zu erleichtern, wird Dortmund sogar Vorreiter im Bereich Schiene. DSW21 wird 24 neue Stadtbahnen bauähnlich zum B-Wagen kaufen und gleichzeitig 64 ältere Bahnen modernisieren.

DSW21 bringt neue und modernisierte Stadtbahnen sowie E-Busse auf die Straße

Der in dieser Form vielleicht einmalige Auftrag über 88 Fahrzeuge wurde nun vergeben. Durch das Projekt mit einem Volumen von rund 195 Mio. Euro kann die Kapazität im Stadtbahnbereich ab 2021 spürbar vergrößert werden. Zudem werden die Ansprüche an Barrierefreiheit, Fahrgastinformation und Komfort berücksichtigt. Und auch im Busbereich wird DSW21 in den nächsten Jahren Millionen investieren: Die Anschaffung von E-Bussen wird vorbereitet.

Die 74 Stadtbahnen, die auf den Linien U41, U42, U45, U46, U47 und U49 eingesetzt werden, sind in die Jahre gekommen. Verkehrsvorstand Hubert Jung: „Sie erfüllen in einigen Bereichen nicht mehr die aktuellen Anforderungen, etwa bei der Barrierefreiheit oder Fahrgastinformation. Zudem stoßen wir mittlerweile zu bestimmten Zeiten und auf manchen Linien an die Grenzen der Kapazitäten. Deshalb ist es wichtig, die Flotte nicht nur zu erneuern, sondern auch zu vergrößern.“ DSW21 kauft 24 neue Stadtbahnen, 64 Bahnen (Typ B80) werden modernisiert, zehn (Typ B100) ausgemustert, so dass sich die Flotte insgesamt um 14 Fahrzeuge vergrößern wird. Zwei weitere Bahnen sind zudem optioniert.

In den nächsten 10 Jahren werden 88 neue Fahrzeuge gekauft

„Das Vorhaben, insgesamt 88 Fahrzeuge zu kaufen und baugleich zu modernisieren, ist in dieser Form bundesweit einmalig und wird sich auf rund zehn Jahre erstrecken“, erklärt Jung. „Den Auftrag mit einem Volumen von rund 195 Mio. € haben wir jetzt an HeiterBlick (Mechanik) und Kiepe Electric (Elektrik) vergeben. Das erste Fahrzeug könnte dann 2020 eintreffen und ab 2021 eingesetzt werden.“
Parallel dazu wird die Modernisierung der älteren Fahrzeuge beginnen. Die neuen und modernisierten Bahnen werden außen wie innen für die Fahrgäste nicht zu unterscheiden sein. Alle Fahrzeuge erhalten eine Wärmedämmung und Isolierverglasung, optimierte Belüftungen, klimatisierte Fahrerräume und größere und von allen Türen erreichbare Sondernutzungsflächen. Fahrgastinformation und Leitsystem werden durch Monitore und Leitstreifen sowie LEDs und Lautsprecher an den Türen verbessert. Neu ist die Fahrzeugabsenkung über eine Luftfederung. Durch eine Reduzierung der Fußbodenhöhe und die Absenkung werden die Vorgaben für einen barrierefreien Einstieg an allen Bahnsteigen erreicht oder übertroffen.

Ab 2020 sollen nur noch Elektro-Busse gekauft werden

DSW21 plant, ab 2020 nur noch Elektro-Busse zu kaufen, vorausgesetzt, dass die führenden Hersteller dann ausreichend serienreife Fahrzeuge zu wirtschaftlichen Konditionen anbieten können. Pro Jahr werden zehn bis 15 E-Busse angeschafft. Die gesamte Busflotte könnte in einem Zeitraum von zehn bis zwölf Jahren elektrifiziert sein. Die Ladung der Busse soll nachts auf dem Betriebshof erfolgen. „Bis der erste E-Bus auf den Dortmunder Straßen rollen kann, sind jedoch noch viele Weichen zu stellen“, erklärt Betriebsleiter Ralf Habbes: „Wir müssen die Energieversorgung des Betriebshofes ausbauen, Lade- und Betriebskonzepte erarbeiten und Mitarbeiter aus- und weiterbilden. Das bereiten wir gerade intensiv vor. Und für die Busse selbst entwickeln wir bereits mit den anderen Unternehmen ein Lastenheft.“
Aktuell schafft DSW21 noch keine E-Busse an, da diese noch nicht die nötige Serienreife besitzen, die für einen zuverlässigen und wirtschaftlichen Betrieb nötig ist. Das gilt zum einen für den hohen Anschaffungspreis, aber auch für die Lebensdauer, den Preis und die Kapazität der Batterien. Zudem müsste sofort eine Ladeinfrastruktur aufgebaut werden, die später kostenintensiv angepasst werden müsste, sobald sich die Reichweiten verbessern.Teil der Strategie zur E-Mobilität sind auch die E-Pkw und -Kleintransporter im Unternehmen; diese werden seit 2017 in der DSW21-Gruppe zentral gekauft. Im Februar sind zehn E-Kleintransporter eingetroffen, weitere Anschaffungen sowie Ladesäulen an Betriebshöfen und Hauptverwaltung sind geplant.
Alle 177 Dieselbusse von DSW21 haben eine grüne Plakette, mit 155 Bussen hat der überwiegende Teil die Euro V/EEV- und VI-Norm. Betriebsleiter Habbes erklärt: „Die gesamte Diesel-Busflotte hat mit etwa 5 Prozent nur einen sehr geringen Anteil an den NOx-Immissionen.“ Die 121 Stadtbahnen sind elektrisch mit Ökostrom von DEW21 unterwegs.

Kein Finanzkonzept für kostenlosen Nahverkehr

Kurz vor Jahresende hat die Stadt DSW21 den Öffentlichen Dienstleistungsauftrag (ÖDA) erteilt, der am 1. Juli in Kraft treten kann. DSW21 ist dann in Dortmund für weitere 22,5 Jahre für Bus und Bahn zuständig. „Für uns als Unternehmen und für unsere Mitarbeiter bedeutet dies eine erhebliche Planungssicherheit bei kommenden Aufgaben und Investitionen, etwa bei der Infrastruktur und bei den Fahrzeugen“, freut sich Verkehrsvorstand Hubert Jung.
Unverändert wichtig bleiben für das Unternehmen die Infrastruktur und ihre Finanzierung. Für die Erneuerung und Unterhaltung von Fahrzeugen und Infrastruktur werden erhebliche Mittel benötigt. Gut drei Jahrzehnte nach Inbetriebnahme der Stadtbahn kommen nicht nur Fahrzeuge, sondern auch Stellwerke, Signaltechnik, Fahrtreppen und mehr in die Jahre. Gleichzeitig steigen die Ansprüche an Barrierefreiheit, Komfort und Fahrgastinformation. Jung: „Wir geben jährlich einen zweistelligen Mio.-Betrag für die Infrastruktur aus, 2017 waren es allein 33 Mio. Euro. Doch ohne eine ausreichende Förderung ist die Erhaltung und Modernisierung der Infrastruktur nicht zu leisten.“ Die Erhöhung und Dynamisierung der Mittel aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz sei hier ein erster wichtiger Schritt.
DSW21 positioniert sich klar gegen die Herabstufung des (wiederholten) Schwarzfahrens zur Ordnungswidrigkeit. Sie würde eine Bagatellisierung des Schwarzfahrens bedeuten und von notorischen Schwarzfahren als „Freifahrtschein“ verstanden werden.
Ähnlich eindeutig stellt sich das Unternehmen zum Konzept des „kostenlosen Nahverkehrs“. Ein derartiges Angebot wäre wegen der zu erwartenden Fahrgastzahlen nur mit einem deutlichen Ausbau der Infrastruktur denkbar – für diese wie auch die entfallenden Ticketeinnahmen, die bei DSW21 alleine jährlich 100 Mio. Euro ausmachen, gibt es bisher jedoch keinerlei Finanzierungskonzepte.

An der Barrierefreiheit wird kontinuierlich weitergearbeitet

Im Stadtbahnbereich sind 105 von 124 Haltestellen barrierefrei, im Busbereich sind dies (530 von 1.900. Der weitere Ausbau erfolgt kontinuierlich durch die Stadt. Größere Flächen, für Rollatoren, Rollstuhlfahrer und Kinderwagen, sind in den neuen Bussen sowie in den neuen Stadtbahnen Standard. Im Sommer wird die Ausrüstung von fast allen Aufzügen im Stadtbahnbereich mit Sprachansagen abgeschlossen sein. Außerdem sollen nach der positiven Resonanz auf die Zugansagen am Stadtgarten und Hauptbahnhof diese auf die Haltestellen Reinoldikirche, Kampstraße und Stadtgarten ausgeweitet werden. Die Lautsprecheranlagen an vielen Haltestellen sollen optimiert werden.
Beim Projekt Optimierung des Leistungsangebotes wird bis zum Sommer ein Zielnetz abgestimmt. Die Umsetzung ist ab Sommer 2019 geplant.
Eine gute Resonanz bei den Fahrgästen erhielten die 18 Busbegleiter, deren Projekt jetzt auslief. Sobald konkrete Finanzierungszusagen vorliegen, sind weitere Maßnahmen möglich.
Rund 2,3 Prozent der Fahrgäste konnten bei Kontrollen im letzten Jahr keinen gültigen Fahrschein vorweisen. Dieser leichte Anstieg zum Vorjahr (2016: 2,2 %) ist vor allem auf intensivere Kontrollen abends und am Wochenende zurückzuführen.
Der vom Rat beschlossene Samstags-Betrieb der H-Bahn, einer 100-prozentigen Tochter von DSW21, soll voraussichtlich im Juni beginnen. Ein fünftes Fahrzeug wird in der zweiten Jahreshälfte geliefert, so dass sich die Kapazitäten ab 2019 verbessern werden. 195 Mio. Euro will DSW21 in neue Fahrzeuge investieren, die ab 2021 auf die Schiene geschickt werden können.

  • 132,5 Mio. Fahrgäste (Fahrten) beförderte DSW21 2017 (2016: 134,1 Mio., - 1,2 %) 
  •  92.700 Abonnenten (2016: 94.700), davon u.a. SchokoTicket und YoungTicketPlus rund 43.000 Abonnenten, SozialTicket (»MeinTicket«) rund 18.400 Käufer monatlich (2016: 18.000). 
  • Fehlbetrag für das Betriebsergebnis Verkehr: 55,2 Mio. Euro (2016: 52,6 Mio. Euro)
  • 22,5 Jahre: Am 1. Juli tritt der Öffentliche Dienstleistungsauftrag der Stadt an DSW21 inkraft – er gilt bis 2040
  • 1.900 Mitarbeiter, davon rund 900 im Fahrdienst (350 Stadtbahn, 550 Bus)
  • 121 Stadtbahnen, 8 Linien
  • 177 Busse, 73 Linien Zahlen: Wenn sie serienreif zu wirtschaftlichen Konditionen gekauft werden können, will DSW21 ab 2020 jedes Jahr zehn bis 15 E-Busse anschaffen. Heute fahren alle 177 Diesel-Busse mit grüner Plakette. 
DSW21 investiert in die Modernisierung und Erneuerung ihrer Infrastrukutur, des Bahn-Fuhrparks sowie die Anschaffung von E-Bussen. | Foto: DSW21/ Jörg Schimmel
Ab 2020 plant die DSW 21 jedes Jahr 10-15 E-Busse zu kaufen, wenn die Voraussetzungen technisch und wirtschaftlich gegeben sind. | Foto: Archiv
Autor:

M Hengesbach aus Dortmund-City

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