Naturschutzverbände üben Kritik am Lärmaktionsplan: Hellweg fehlt in der Kartierung und L663n-Bau im „ruhigen Gebiet“

Der Hellweg von Wambel bis Wickede - hier im Bild in Brackel - fehle zum Beispiel völlig als Lärmquelle. Auch der Flughafen in Wickede sei nicht kartiert worden! Kaum ein gutes Haar lassen Dortmunds Naturschutzverbände am Lärmaktionsplan der Stadt - und machen diverse Knackpunkte speziell im Dortmunder Osten aus. | Foto: Günther Schmitz
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  • Der Hellweg von Wambel bis Wickede - hier im Bild in Brackel - fehle zum Beispiel völlig als Lärmquelle. Auch der Flughafen in Wickede sei nicht kartiert worden! Kaum ein gutes Haar lassen Dortmunds Naturschutzverbände am Lärmaktionsplan der Stadt - und machen diverse Knackpunkte speziell im Dortmunder Osten aus.
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Deutliche Kritik üben die Dortmunder Naturschutzverbände BUND, NABU und LNU in einer gemeinsamen Stellungnahme am Entwurf des städtischen Lärmaktionsplanes. Gleich eine ganze Reihe von Knackpunkten liegen für die Naturschützer dabei im Dortmunder Osten.

Die Verbände kritisieren die nicht vollständige Lärmkartierung als Grundlage für Lärmminderungsmaßnahmen vor allem entlang von Hauptverkehrsstraßen in Dortmund. So fehle, wie BUND-Sprecher Thomas Quittek anmerkt, beispielsweise der komplette Hellwegzug zwischen Wambel und Wickede.
Für sämtliche Hauptverkehrsstraßen mit einer Belastung von mehr als 15.000 Kfz/Tag fordern die Naturschutzverbände detaillierte Lärm-Minderungsmaßnahmen.

Zudem sei der für die Lärmkartierung angesetzte Auslöse-Schwellenwert von >70 dB(A) viel zu hoch. „Allein zur Vermeidung von Gesundheitsgefahren nennt das Umweltbundesamt (UBA) einen kurzfristig anzustrebenden Zielwert von 65 dB(A) am Tag und von 55 dB(A) nachts. Als langfristiges Ziel nennt das UBA einen Wert von 55 und 45 dB(A)“, erläutert Quittek.

Ausweisung "ruhiger Gebiete" begrüßt

Indes begrüßen die Naturschutzverbände die Ausweisung so genannter „ruhiger Gebiete“ im Lärmaktionsplan. Gemäß EU-Umgebungslärmrichtlinie sind ruhige Gebiete innerhalb einer Stadt vor der Zunahme des Umgebungslärms zu schützen. Im Lärmaktionsplan hat das Umweltamt bislang 30 „ruhige“ Gebiete im Außenbereich vorgesehen unter anderem den gesamten Freiraum nördlich der Hellweg-Orte Brackel, Asseln, und Wickede. Dennoch schlagen die Verbände zusätzliche „ruhige Gebiete“ vor, zunächst im Bereich Barop.

"Vorrang des Lärmaktionsplans fehlt"

Auch neue Straßen sind aus der Sicht der Verbände keine Maßnahmen zur Lärmminderung. Zwar könnten sie punktuell zu einer Entlastung von Anwohnern an stark befahrenen Straßen führen, letztlich förderten sie aber den motorisierten Pkw- und Lkw-Verkehr und belasteten so bislang ruhige Gebiete. Quittek verweist aufs Beispiel der L663n (OWIIIa) nördlich Asseln und Wickede.

Die Naturschützer bemängeln laut BUND-Sprecher Quittek: „Dieser Raum wird im Lärmaktionsplan zwar als ruhige Zone definiert und ein Zielkonflikt zur Planung der L 663n benannt, es fehlt aber der Hinweis auf den Vorrang des Lärmaktionsplanes, wie ihn die EG-Richtlinie formuliert.“ Zumal nach Verkehrszählungen des Stadtplanungsamtes aus dem Jahr 2009 ein Rückgang der Verkehrsbelastung auf dem vermeintlich zu entlastenden Hellweg (L 663) von bis zu 20 % zu verzeichnen sei, ergänzt Quittek.

So fordern die Verbände, der Neubau von Ortsumfahrungen dürfe nicht zu einer Zunahme des Verkehrs im betreffenden Raum (Ortsdurchfahrt plus Ortsumfahrung) führen. Die Ortsdurchfahrt müsse mindestens um 50 % des Kfz-Verkehrs entlastet werden. Quittek verweist auf den Weiterbau der Brackeler Straße nach Osten: „Beide Ziele würde die Planung der L663n nicht erreichen. So würde der Kfz-Verkehr auf dem Hellweg nur um etwa ein Drittel reduziert, während fast 20.000 Kfz/Tag zusätzlich auf der L663n induziert würde.“ Quittek listet Zahlen auf: Derzeit seien es auf dem Hellweg: 17.000 Kfz, nach der Realisierung L663n 10.000 Kfz/Tag.

Ferner schlagen die Verbände vor, die das Zusammenwirken verschiedener Lärmquellen (kumulative Wirkung) zu betrachten und eine Verzahnung mit der Luftreinhalteplanung vorzunehmen.

"Umgebungslärm des Flughafens nicht berücksichtigt"

Unzureichend ist aus Sicht der Naturschutzverbände auch die Betrachtung des Umgebungslärms des Flughafens. Im Entwurf des Lärmaktionsplanes werde der Flugverkehr zwar als Lärmquelle genannt, finde aber keine Aufnahme in die Kartierung des Umgebungslärms.

Abschließend regen die Verbände eine verbesserte Öffentlichkeitsbeteiligung nach dem Vorbild Hamburgs an und bitten, die Lärmkarten um die Anzahl der betroffenen Menschen zu ergänzen.

Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

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