Rütligraben als erweiterter Garten

Der Rütligraben im Süden Wambels ist eigentlich dazu gedacht, als Vorfluter Regenwasser abzuleiten. Dieser Aufgabe kann er jedoch nicht mehr nachkommen. | Foto: Schmitz
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  • Der Rütligraben im Süden Wambels ist eigentlich dazu gedacht, als Vorfluter Regenwasser abzuleiten. Dieser Aufgabe kann er jedoch nicht mehr nachkommen.
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Zahlreiche Aktionen haben den Rütligraben in Wambel zum Teil verschönert, zum Teil verschlechtert: Neben der Nutzung als Gartenabfallplatz wurden Hecken gepflanzt, Brücken angelegt und Sträucher gepflanzt. Was das Auge größtenteils erfreut, ärgert allerdings die Stadt, da der Graben als Wasserabfluss eine wichtige Aufgabe erfüllt – oder vielmehr erfüllen soll.

Der Graben verläuft über mehrere hundert Meter südlich der Rütlistraße. Den Anwohnern wurde von der Stadt auferlegt, den Graben zu pflegen, womit diese auch einverstanden waren. Offensichtlich habe aber einige nicht verstanden, wozu der Graben eigentlich dient.

„Der Rütligraben ist als Vorfluter noch immer in Betrieb und muss daher laut gesetzlicher Vorgabe frei und sauber gehalten werden. Diese Aufgabe war beim Verkauf auf die Anwohner übertragen worden“, erklärt Brackels Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Czierpka beim Ortstermin. „Die aber haben den Rütligraben wohl deshalb teilweise als Verlängerung ihres Gartens gesehen. Er wurde bepflanzt, es gibt Hecken dort, sogar bauliche Maßnahmen hat es gegeben – alles auf öffentlicher Fläche.“ Die Anwohner wurden 2008 angeschrieben.
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Beschwerde bei Bürger-Info zeitigt Folgen

Ins Rollen kam die Geschichte durch die Beschwerde einer Dame auf dem Bürgerinfo-Abend zum Audi-Zentrum (der OA berichtete). Es wurde beklagt, dass der Bachlauf des Rütligrabens total verdreckt sei, man diesen doch gepflegt habe und die Stadt dann sehr unfreundlich aufgefordert habe, alle Pflegemaßnahmen zu entfernen.

Für die Stadt ist die Schuldfrage ziemlich eindeutig: „Es können eigentlich nur die Anwohner sein, die etwa Gartenabfälle entsorgen“, so Lars Terme vom Tiefbauamt. Niemand schleppe diese so weit, da es sich nicht um eine Durchgangsstraße handle. Andere Hindernisse, etwa eine kleine Ummauerung, können eindeutig den Anwohnern zugeordnet werden.
Bei starkem Regen soll der Graben die Anwohner vor Wasser schützen. „Der Graben führt dann auch Wasser“, versichert Uwe Fischer von der Stadtentwässerung. Die Stadt kommt regelmäßig, um den Graben zu säubern. Mittlerweile ist das allerdings kaum noch möglich. „Wenn wir mit 150 PS starken Maschinen durch den Graben fahren und ein Stein gerät in das Gerät, fliegt der als Wurfgeschoss durch die Gegend“, befürchtet Terme. Die Pflege in Handarbeit zu erledigen, sei zu aufwendig. „Dazu haben wir gar nicht das nötige Personal“, erklärt Terme. Zudem könne dann an anderen Stellen nichts getan werde, etwa an Schulen oder Kitas. Oder es müsse ein externes Unternehmen beauftragt werden - mit zusätzlichen Kosten.

Einige Gewächse am Graben sind dafür bekannt, tiefe Wurzeln zu bilden. Dazu gehört etwa der Bambus, der sich hinter einem Garten findet. Teilweise ist eine Reinigung gar nicht möglich, da einige Anwohner Brücken über den Graben gelegt haben. Diese reichen von einfachen Holzlatten bis hin zu schweren Eisenplanken. Mittlerweile gibt es auch ein Rattenproblem am Graben.

„Die Stadt ist in einer Zwickmühle“, befürchtet Claudia Plieth von den Grünen im Stadtbezirk Brackel. „Wenn bei einem Sturm bei einem Hochwasser etwas passiert, könnte es Beschwerden geben, warum die Stadt nichts gemacht habe. Geht die Stadt aber an die privat angepflanzten Hecken, werden sich die Besitzer beschweren.“

Anwohner werden wohl angeschrieben

Eines ist sicher: Es muss etwas passieren. „Vermutlich müssen wir mit den Anwohnern ein ernstes Wörtchen reden. Es handelt sich um eine Art von Landnahme“, so Czierpka. „Es ist klar, wer der Verursacher ist. Die Bürger haben ihre Rechte deutlich überschritten. Die nächste Bezirksvertretung muss sich darum kümmern. Vermutlich werden die Anwohner dann angeschrieben.“

Autor:

Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost

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