"Keine Kriegsverherrlichung": Denkmal vor Asselner Lutherkirche wiederaufgestellt

Die Bezirksvertretung Brackel feiert mit der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Asseln die Wiederaufstellung des Kriegerdenkmals vor der Luther-Kirche. | Foto: Schmitz
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  • Die Bezirksvertretung Brackel feiert mit der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Asseln die Wiederaufstellung des Kriegerdenkmals vor der Luther-Kirche.
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Erst geriet es in Schieflage, dann war es jahrelang „verschollen“: Jetzt lud die Bezirksvertretung Brackel zur – nicht unumstrittenen – Wiederaufstellung des Kriegerdenkmals vor der evangelischen Luther-Kirche in Asseln.

2005 wurde das Denkmal abgebaut, da es sich bedenklich zur Seite neigte. „Jahrelang wurde es eingelagert. Zeitweilig wussten Bezirksvertretung und Gemeinde nicht genau, wo“, erzählt Ulrich Begemann, zweiter stellvertretender Bezirksbürgermeister. „2011 wurde dann der Beschluss zur Wiederherstellung gefasst.“

Die Wiederaufstellung des Denkmals stößt aber nicht überall auf Zustimmung. „Dieses den Krieg mit falschem Pathos verherrlichende Symbol mahnt nicht, über die Ursachen von Kriegen nachzudenken. Der Tod, den die jungen Männer starben, wird glorifiziert. Eine Gedenktafel, die die Namen der im Deutsch-Dänischen und im Deutsch-Französischen Krieg ums Leben gekommenen Asselner Männer nennt, wäre angebrachter“, schreibt Gerhardt Sickert, der für die Linken in der Bezirksvertretung Brackel sitzt.

Bewusst nahmen die Linken auch nicht an der Wiederaufstellung teil, so Begemann. – Der Grünen-Politiker sieht den Fall auch anders: „Der Vorwurf, dass das Denkmal kriegsverherrlichend sei, ist einseitig.“ Das wiederaufgestellte Denkmal sei auch ein Mahnmal. „So können wir unseren Kindern das Denkmal zeigen und ihnen die Fehler der damaligen Zeit näherbringen“, meint Begemann. Die Diskussion findet er aber in Ordnung.

„Die Asselner Soldaten, die 1914 in den Krieg zogen, waren glühende Verfechter des Kaiserreiches. Sie waren sicher, für die richtige Sache zu kämpfen“, erklärt Begemann und zieht eine Parallele zu heutigen Extremisten. Er erzählt, dass der Asselner Pfarrer die Soldaten mit einer glühenden Rede für den Krieg begeistert hat.

„Der Zeitgeist hat sich in Stein und Kupfer manifestiert“, so Klaus Coerdt, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Asseln. „Es gab damals keine Familie, die nicht von einem der Kriege betroffen war“, erinnert er weiter.

Die Tafeln, die an die Gefallenen erinnern, zeigen, wie mörderischer der Krieg über die Zeit wurde. Während im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 ein Asselner fiel und 1870/71 sechs (von 60), waren es im Ersten Weltkrieg bereits über 100, im Zweiten Weltkrieg über 150. „Und das sind nur die evangelischen Gefallenen“, erläutert Heimathistoriker Klaus Coerdt. „Möglich ist, dass es auch nur die Mitglieder des Landwehrvereins sind, der das Denkmal aufstellen ließ.“ Die Tafel zum Deutschen Krieg von 1866 fehlt, daher sind keine Zahlen bekannt.

Mehrmals den Standort gewechselt

Übrigens: Das Denkmal hat im Laufe der Zeit mehrmals den Standort gewechselt. 1873 stand es zunächst südwestlich neben der alten Kirche; an der gleichen Stelle steht heute ein Ampelmast. Als die Kirche 1904 neu gebaut wurde, kam es an einen Standort nördlich der Kirche. Heute steht dort ein Denkmal mit einem Löwen für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. 1925 musste es diesem weichen und kam an seinen heutigen Standort.

"Die Standfestigkeit ist gesichert“, beruhigt Coerdt. Eine in solchen Angelegenheiten erfahrene Fachfirma habe sich darum gekümmert. Die Kosten für die Wiederaustellung beliefen sich auf 8500 Euro, übernommen von Bezirksvertretung und Kirchengemeinde. „Eine Restaurierung wäre mit über 25.000 Euro um einiges teurer gewesen“, erklärt Kirchenmeister Volker Brings.

Das Denkmal sei auch ein Mahnmal, dass ein Krieg nicht der richtige Weg sei, um politische Grenzen zu verschieben. „Wir können sicher sein, dass es auf dem Boden der Europäischen Union keinen Krieg wegen Grenzverschiebungen geben wird“, so Coerdt.

Autor:

Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost

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