Sherlock-Holmes-Fans auf der SherloCON

Olaf Maurer, Silvia Meier (l.) und Nicole Glücklich von der DSHG. | Foto: privat
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  • Olaf Maurer, Silvia Meier (l.) und Nicole Glücklich von der DSHG.
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Endlich auf Sherlock Holmes‘ Spuren wandeln: Seit meiner Jugend bin ich ein großer Bewunderer des bekannten Detektivs, erfunden von Arthur Conan Doyle. Jetzt fand im Saarland eine Veranstaltung rund um Holmes statt: Die SherloCON, ausgerichtet von der Deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft (DSHG). Mit drei Freunden ging es über Schwerte per Zug nach Saarbrücken.

It's still 1895: Gleich zu Beginn wurde das Wissen der anwesenden Holmes-Fans gefordert. Bei einem Pubquiz im Baker Street Pub galt es, Fragen rund um den Meisterdetektiv zu beantworten. Passenderweise wurde das Quiz von Dr. Watson und seiner Frau Mary in Gestalt von Stephan Wailersbacher und Kerstin Binggeli geleitet. Die Frage, wie oft der literarische Watson verheiratet war (dreimal), brachte „Watson“ zu dem spontanen Ausruf: „Mary, ich lieb nur Dich!“ Meine Freunde Jutta, Janine, Thomas und ich schnitten dabei übrigens gut ab: Unser geballtes Holmes-Wissen brachte uns viele Preise ein. Thomas bekam unter anderem die Krimi-Edition der Black Stories. „Die haben wir gleich auf der Zugfahrt zurück gespielt“, so der Nordstädtler.

Spannend wurde es am Abend mit der Hörtheatrale: „Der Teufelsfuß“ und „Die tanzenden Männchen“ standen auf dem Programm. Beide Geschichten wurden live als Hörspiel von nur zwei Sprechern vorgeführt, die neben Holmes und Watson auch alle anderen Rollen übernahmen. „Es macht Spaß, vor richtigen Enthusiasten zu spielen“, so Daniel Sempf (Watson) nach der Vorführung. Und Stefan Gille (Holmes) ergänzt: „Wir haben gemerkt, dass das Publikum heute richtig mitging!“

Auf der Ausstellermesse gab es von Büchern über Hörspiele alles, was das Sherlockianer-Herz begehrt. Auch den Deerstalker, die typische Kopfbedeckung des Meisterdetektivs. Klar, dass wir als Erstes gleich welche erwerben. „Ist lustig, die Mütze zu tragen“, meint Thomas. Nun können wir uns endlich ein bisschen wie Holmes fühlen!

Die DSHG hat über 350 Mitglieder

Und damit sind wir nicht alleine: „Wir haben momentan über 350 Mitglieder“, erklärt Olaf Maurer, Vorsitzender der DSHG und Organisator der SherloCON. „Über die sozialen Medien folgen uns noch mal 1.800.“ Angefangen hat bei dem 2,06 m großen Vorsitzenden alles mit seinem jugendlichen Interesse an Kriminaltechnik. „Irgendwann musste ich im Englischunterricht die Holmes-Geschichte ‚The Speckled Band‘ (Das gesprenkelte Band) lesen. Die Geschichte war gekürzt, daher fand ich sie nicht gut. Danach hab ich dann die richtigen Fassungen gelesen und war begeistert!“ Bei Silvia Meier von der DSHG, Mitorganisatorin der SherloCON, war es übrigens die gleiche Geschichte. „Als Elfjährige kam ich in Basel immer an einem Sherlock-Holmes-Pub vorbei und fragte mich, wer das eigentlich ist. Nachdem ich ein paar Geschichten gelesen hatte, hing ich am Haken“, erzählt die 31-jährige Schweizerin schmunzelnd. Dritte im Bunde ist Nicole Glücklich von der DSHG. Die 32-Jährige interessierte sich schon früh für Krimis und landete schnell bei Holmes.

Vor ein paar Jahren wollte Silvia Meier, genau wie Nicole Glücklich Mitorganisatorin der SherloCON, herausfinden, ob es noch weitere Fans gibt, die genauso Holmes-begeistert sind wie sie, und traf Nicole und Olaf. Bald kamen sie auf die Idee, eine Vereinigung für Fans zu gründen. 2010 entstand schließlich die DSHG, die neben deutschsprachigen mittlerweile Mitglieder aus Frankreich, Großbritannien, den USA und Tschechien hat. „Sogar eine Inderin ist mit dabei“, so Olaf Maurer. „Viele alte Gesellschaften blieben lieber unter sich und zeigten sich kaum in der Öffentlichkeit. Wir machen das anders und bemühen uns, in der Öffentlichkeit präsent zu sein und Sherlock Holmes noch bekannter zu machen“, beschreibt er den Grundgedanken der DSHG, die mittlerweile von der berühmten Baker Street Irregulars, eine amerikanische Sherlock-Holmes-Gesellschaft, anerkannt ist. „Wir zeigen uns auch oft in den passenden Kostümen", so Nicole Glücklich.

Sherlock Holmes war nie aus der Mode

Sherlock Holmes war eigentlich nie außer Mode, wie Olaf Maurer sagt. „So richtig ist der aktuelle Hype mit Robert Downey Jr. als Holmes gestartet“, erklärt er. „Durch die BBC-Serie ‚Sherlock‘ sind viele neue Fans dazu gekommen“, so Silvia Meier. DEN typischen Fan gibt es nicht mehr, sind sich alle drei DSHG-Vorsitzenden einig. „Jeder kommt durch etwas anderes zu Sherlock Holmes“, so Nicole Glücklich.

Bei der Sherlock Hunt, einer interaktiven Schnitzeljagd, gab es die nächste Gelegenheit, unser Kombinationsvermögen unter Beweis zu stellen. So mussten wir etwa eine Handynachricht entschlüsseln oder eine Kiste finden. Als Ergebnis sollten Koordinaten herauskommen, die auf ein Ziel in Saarbrücken verweise. Leider müssen wir den einen oder anderen Fehler gemacht haben, da unsere Koordinaten auf die Philippinen führten. Das ließ uns dann doch etwas an unseren Fähigkeiten zweifeln...

Während des Krimidinners am Abend konnten wir unsere Ehre allerdings vollständig wiederherstellen. Beim Kriminalfall zwischen den einzelnen Gängen galt es, einen Mörder zu entlarven, den wir gemeinsam mit ein paar Mitstreitern auch zweifelsfrei identifizieren konnten. Sergeant Black begrüßte die Gäste einzeln. So war er sich sicher, mich betrunken auf einer Feier gesehen zu haben, was ich natürlich überzeugend und hochnervös leugnete, äh in Abrede stellte. Inspector Watson von Scotland Yard klärte im Laufe des Abends den Mord an einem Mitglied des britischen Adels auf. Dabei wurde er tatkräftig von Sergeant Black unterstützt: Dieser hatte, wie der Inspector berichtete, in mühevoller Kleinarbeit ("Zwei Stunden!") eine einfache Skizze des Tatorts erstellt und die bisherigen Ermittlungen in einem Bericht zusammengefasst ("Zwei Tage hat er getippt und ich habe einen weiteren Tag benötigt, um es zu entziffern", so der Inspector). Aber auch die Gäste wurden mit eingebunden und mussten unter anderem die Tat nachstellen (auch der Hund des Lords wurde von einer Dame überzeugend verkörpert), bevor es ans Kombinieren ging. „Da es mehrere Teams gab, die die richtige Lösung hatten, wurde gelost. Zum Glück hat es uns getroffen“, erzählt Thomas. Zur Belohnung wurden wir alle per Urkunde zu Mitgliedern von Scotland Yard ernannt. Daher verabschiede ich mich nun von unseren Lesern, da ich ab jetzt im Auftrage des Yards Verbrecher fangen werde...

Nächste SherloCON ist 2016

„Gut gefallen hat mir auch ein Bartitsu-Workshop, in dem wir von Kampfsportlehrer Ingo Litschka in die Grundlagen der Kampfsporttechnik eingeführt wurden“, so Thomas. Holmes hat die Technik in einer Geschichte angewandt. Litschka erklärte, wie die über 100 Jahre alten Techniken auch heute angewandt werden können. Im praktischen Teil konnten wir dies gleich üben, wobei uns Litschka Tipps gab.

Es gab noch viele andere Veranstaltungen wie einen Casinoabend, eine Seance, den Cluedo Contest oder die Verleihung des Blauen Karfunkels, den die DSHG vergibt. Leider konnten wir wie die anderen etwa 400 Besucher nicht an allem teilnehmen, dafür war das Programm zu voll. Nach drei abwechslungsreichen Tagen galt es dann, Abschied zu nehmen. Aber 2016 kommen wir wieder - versprochen!

Autor:

Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost

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