Jan Böhmermanns neue Komikerkollegen Merkel und Lucke

Mit Angela Merkel und Bernd Lucke bewerben sich nun zwei äußerst vielversprechende Nachwuchskomiker um den Job des von bis zu fünf Jahren Haft bedrohten ZDF-Satiriker Jan Böhmermann. | Foto: Jonas Rogowski
  • Mit Angela Merkel und Bernd Lucke bewerben sich nun zwei äußerst vielversprechende Nachwuchskomiker um den Job des von bis zu fünf Jahren Haft bedrohten ZDF-Satiriker Jan Böhmermann.
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Nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angesichts des umstrittenen und sicherlich schon recht deftigen Erdogan-Gedichtes von Jan Böhmermann (ZDF) offensichtlich den NATO-Bündnisfall ausgerufen und den Staatsanwalt gegen Böhmermann von der Kette gelassen hat, wirft nun ein weiterer Politiker, der es bis jetzt nicht ins Dschungelcamp geschafft hat, seinen Hut in den Komiker-Ring.

Sich der ironischen Methode Böhmermanns bedienend sagte Bernd Lucke, Führer der erfolglosen AfD-Abspaltung OMEGA, dass das, was er nun tue, nicht erlaubt sei: "Und deshalb sage auch ich, was man nicht sagen darf: Böhmermann ist eine feige Drecksau." Besonders putzig sind Luckes Profilierungsversuche auch angesichts der Tatsache, dass Lucke noch am 5. April auf die Frage der "Mittelbayrischen", ob sich Präsident Erdogan die Fäkal-Satire von Herrn Böhmermann im ZDF gefallen lassen muss, folgendes antwortete: "In Deutschland herrscht Pressefreiheit. Ich finde Herrn Böhmermann nicht immer so lustig wie er sich lustig findet, aber er darf sagen, was er will, auch wenn es unterste Schublade ist." Da ist es verständlich, dass derzeit weniger als ein Prozent der deutschen Wähler Luckes Partei OMEGA für witzig halten.

Mehrheit hält Merkel-Entscheidung für falsch

Zweidrittel der Deutschen halten die Entscheidung von Angela Merkel dem Satiriker Jan Böhmermann den Staatsanwalt auf den Hals zu hetzen laut einer aktuellen ARD-Umfrage übrigens schlicht für falsch. Zumal es Merkels Zustimmung für Ermittlungen im Rahmen des sogenannten "Majestätsbeleidigungsparagraphen 103", der ja schon für sich ein Witz ersten Klasse ist, nicht bedurft hätte, da der angeblich nur 1,73 Meter große türkische Staatschef Recep Erdogan auch bereits nach Paragraph 185 des StGB Klage wegen Beleidigung eingereicht hat.

Schäbiger EU-Türkei-Deal

"Um den schäbigen EU-Türkei-Deal zur Flüchtlingsabwehr nicht zu gefährden, will Merkel offenbar einen kritischen Künstler den Rachewünschen des türkischen Staatspräsidenten opfern.", erklärte Sahra Wagenknecht, Fraktionschefin der LINKEN im Bundestag, zur Forderung der Türkei, den Satiriker Jan Böhmermann wegen des despektierlichen Gedichts über Staatschef Recep Tayyip Erdogan vor Gericht zu stellen.

"Merkels außenpolitische Rücksichtnahme sei ein absolut falsches Signal, erklärte der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke, der auch im ZDF-Fernsehrat sitzt. Wernecke weiter: "Journalisten in der Türkei werden verhaftet, nach Schauprozessen ins Gefängnis geworfen oder regierungskritische Medien enteignet. Diesen antidemokratischen Politikstil versucht die türkische Regierung auf Deutschland zu übertragen. Dagegen hätte die Bundesregierung ein Zeichen setzen müssen. Sie hat es nicht getan, das ist bitter.", meldet die Tageszeitung "junge Welt" aus Berlin in ihrer Ausgabe vom 16. April 2016.

"Die Satire muss übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird, und sie kann gar nicht anders arbeiten als nach dem Bibelwort: Es leiden die Gerechten mit den Ungerechten. (...) Was darf die Satire? Alles." - Kurt Tucholsky (1890-1935)

Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

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