Brackel zeigt sich tolerant // Viel Beifall beim Bürger-Informationsabend in Sachen Flüchtlingsdorf an der GSG

Stühle für 400 Zuhörer hatte man im PZ der GSG für den Bürger-Infoabend der BV Brackel am Mittwoch vorsorglich aufgestellt. Doch einige Plätze blieben an diesem warmen Sommerabend leer. An die 300 Interessierte aus Bürgerschaft und Schule folgten den Ausführungen u.a. von Dortmunds AWO-Geschäftsführer Andreas Gora (vorne, r.) und seiner Mitarbeiterin Kerstin Edler (2.v.r.), Leiterin des Wickeder Flüchtlingsdorfs, von Uwe Grohmann (4.v.r; Immobilienwirtschaft) und Sozialdezernentin Birgit Zoerner (5.v.r.). | Foto: Günther Schmitz
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  • Stühle für 400 Zuhörer hatte man im PZ der GSG für den Bürger-Infoabend der BV Brackel am Mittwoch vorsorglich aufgestellt. Doch einige Plätze blieben an diesem warmen Sommerabend leer. An die 300 Interessierte aus Bürgerschaft und Schule folgten den Ausführungen u.a. von Dortmunds AWO-Geschäftsführer Andreas Gora (vorne, r.) und seiner Mitarbeiterin Kerstin Edler (2.v.r.), Leiterin des Wickeder Flüchtlingsdorfs, von Uwe Grohmann (4.v.r; Immobilienwirtschaft) und Sozialdezernentin Birgit Zoerner (5.v.r.).
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„B be tolerant“ prangte unter einem Foto zweier sich reichender Hände am Rednerpult auf der Bühne des Pädagogischen Zentrum der Appell des Brackeler Gewerbevereins: „Brackel, sei tolerant!“ Und die rund 300 interessierten Zuhörer im Saal hielten sich daran, mehr noch: Sie spendeten den vorgestellten Planungen und Ausführungen seitens der Verantwortlichen von Stadt und AWO Dortmund sogar reichlich Beifall.

Kein Vergleich zum Bürger-Infoabend zur Unterbringung von Flüchtlingen Anfang Dezember in Wickede: Keine rechten Störer, keine ausländerfeindlichen Bekundungen, keine grundsätzliche Kritik, nur wenige geäußerte Bedenken aus Angst vor Drogenhandel oder vor Konflikten nicht mit, sondern unter den Flüchtlingen selbst. Doch nichts zu spüren von der fremdenfeindlichen Hetze andernorts im Lande in den letzten Wochen. An einer Hand abzuzählen waren selbst diejenigen, die – mit Unverständnis ? – das PZ der Geschwister-Scholl-Gesamtschule frühzeitig verließen.

Im Gegenteil: Fast alle Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum kreisten um mögliche Hilfen und die Unterstützung der in Brackel zu erwartenden Flüchtlinge – oder um deren Sicherheit. Bürger fragten, ob Kleidung für den kommenden Winter benötigt werde oder Möbelspenden für die erhofften Wohnungen für die Flüchtlinge. Oder wie diese selbst vor Einwirkungen von außen geschützt werden.

Die meisten Fakten lagen bereits auf dem Tisch

Lagen doch die meisten Fakten bereits auf dem Tisch zum geplanten zeitlichen Ablauf oder zur Zahl der Flüchtlinge, die in den nicht mehr benötigten Schulcontainern östlich der Geschwister-Scholl-Gesamtschule und in weiteren, peu à peu hinzukommenden Wohncontainern voraussichtlich ab Mitte September eine vorübergehende Unterkunft finden sollen (der Ost-Anzeiger und der Lokalkompass berichteten):

Erstbezug voraussichtlich am 18. September mit bis zu 80 Bewohnern

Mit 80 Bewohnern will man am 18. September – und zunächst noch mit einem Caterer – starten, mit der Realisierung des zweiten Bauabschnitt und den ersten Küchencontainern dann Ende Oktober auf 180 Flüchtlinge aufstocken, um schließlich bis Ende dieses Jahres für insgesamt 270 Menschen ein Dach über dem Kopf zu schaffen. Wobei die zeitliche Staffelung vor allem der Marktlage geschuldet ist: Container sind derzeit kaum noch erhältlich.

Wie schon in Wickede soll die AWO Dortmund die Übergangseinrichtung in Brackel betreiben

Die verantwortliche Sozialdezernentin Birgit Zoerner lieferte nach allgemeiner Darstellung der Situation zur Flüchtlingsunterbringung in ganz Dortmund, der zu erwartenden Entwicklung sowie des städtischen dezentralen Konzepts diese Fakten nochmals aus erster Hand nach. Hierbei bestätigte sie, dass – wie in Wickede an der Morgenstraße (und wegen der guten Erfahrungen von vielen im Stadtbezirk Brackel erhofft) – der AWO-Unterbezirk Dortmund auch an der GSG in Brackel als Betreiber des Flüchtlingsdorfes vorgesehen ist. Viel Beifall heimste die Stadträtin dafür ein.

Birgit Zoerner: "Kein zweites Grevendicksfeld" für Brackel

Zoerner betonte zudem, dass die Brackeler kein „zweites Grevendicksfeld“, d.h. keine zweite zentrale kommunale Einrichtung, zu erwarten haben, sondern eine provisorische Übergangseinrichtung „solange wir die Plätze benötigen“.

Dortmunds AWO-Geschäftsführer Andreas Gora, vor allem jedoch seine beiden Mitarbeiterinnen Kerstin Edler und Sandra Haddad, die das Wickeder Flüchtlingsdorf Morgenstraße leiten, schilderten eindrucksvoll die Situation und die Bedürfnisse der Flüchtlinge.

Andreas Gora: "Flüchtlinge wollen erst einmal Ruhe und Sicherheit"

Gora: „Flüchtlinge wollen erst einmal Ruhe und Sicherheit, ankommen, nachdem sie zum Teil zwei bis drei Jahre unterwegs waren. Sie wollen eine Wohnung, Arbeit, Familie, sie wollen ihre individuellen Lebensverhältnisse verbessern.“ Zudem gelte die strikte Verhaltensregel für feste wie ehrenamtliche Mitarbeiter, nicht selbst nach der individuellen Fluchtgeschichte der Menschen zu fragen und nicht zwischen berechtigten und nicht berechtigten Asylsuchenden zu unterscheiden.

Vor allem aber zeigten Edler und Haddad den in Wickede funktionierenden Alltag im Containerdorf auf und damit beispielhaft – vom Sprachkurs bis zum urbanen Gärtnern – mögliche, ähnlich gelagerte Betätigungsfelder für künftige ehrenamtliche Helfer in Brackel. „Die breite Unterstützungsbereitschaft ist großartig, wir bitten Ehrenamtler aber um Geduld.“ Beschwerden gab‘s in Wickede meist nur wegen Lärm und Licht. Gegenvorschlag: Vorhänge zu.

Wer helfen oder spenden will, sollte sich vorher in der Einrichtung melden

Wer helfen oder spenden wolle, egal wie und was, solle sich aber in jedem Fall vorher in der Einrichtung melden, führten Edler, Haddad und Bezirksbürgermeister Czierpka aus, am besten per E-Mail! Zumal auch ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis verlangt werde bei der ehrenamtlichen Mitarbeit. Karl-Heinz Czierpka: „Es gibt so viele Möglichkeiten, man muss es nur tun.“

INFO:
Die fürs Wickeder Flüchtlingsdorf eingerichtete Homepage www.morgenstr.de wurde mittlerweile um einen Passus für Brackel ergänzt. Hier gibt es alle Infos – Wickede wie Brackel betreffend – für interessierte Spender und ehrenamtliche Helfer, dazu wichtige Links wie zum Antragsformular für das polizeiliche Führungszeugnis.

DETAILS ZUM BAU DES FLÜCHTLINGSDORFS IN BRACKEL

Uwe Grohmann von der städtischen Immobilienwirtschaft lieferte auf Nachfrage Fakten zum Bau der Einrichtung nach:

- Bereits heute (28.8.) sollte mit der Verlegung der erforderlichen neuen Kanalisation begonnen werden.

- Die Erschließung und Hauptzufahrt des eingezäunten Flüchtlingsdorfs erfolgt über die verlängerte Haferfeldstraße am Tor im Nordwesten des Areals.

- Beheizt wird das Dorf wie die Schulcontainer zuvor mit Flüssiggas.

- Die Strom- und Wasserversorgung erfolgt von den Sporthallen aus.

- Im 1. Bauabschnitt (BA) sollen im Bestandsgebäude, d.h. den vorhandenen, nicht mehr benötigten Schulcontainern, Mitte September bis 80 Flüchtlinge einziehen, später, nach Freiwerden der Räume für Catering und Betreiber, 100 wohnen. WCs und Duschen werden zunächst provisorisch errichtet.

- Mit dem 2. BA werden bis zum 31. Oktober am Ostrand 94 Plätze in weiteren Containern geschaffen, Küchen- und Waschküchen-Container mittig in Betrieb genommen.

- Im 3. BA bis Ende 2015 folgen Container mit 76 Plätzen am Nordrand des Areals, Küchen etc. zur Mitte hin.

Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

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