Mein Köln - Mein Ziel Von Null auf 42 Ich hab´s geschafft!

In einem Jahr "Von Null auf 42"
Am 04.10.2015 war es soweit ....
Mein Köln - Mein Ziel -> 42,195km

Ich brauchte erstmal ein paar Tage, um mein Marathon Debüt zu verarbeiten.
Es war ein Jahr mit Höhen und Tiefen, mit persönlichen Bestzeiten, aber auch mit Niederlagen. Ich habe liebe Menschen kennengelernt und irgendwie bin ich auch traurig, dass dieses (gemeinsame) Jahr der Vorbereitung nun vorbei ist!

Die letzten Wochen der Vorbereitung liefen nicht optimal. Erst machte mir die erbärmliche Hitze zu schaffen, dann zwickte es mal hier, mal da. Was mich aber richtig aus der Bahn warf, war der verschleppte (Lungen)Infekt, den ich unbemerkt Wochen mit mir rumschleppte.
Na ja, da zwei Ärzte ihr ok gaben, wollte ich trotz Trainingsrückstand unbedingt starten, auch wenn mir bei der Vorstellung schon echt mulmig war. Außerdem war ich mir nicht sicher, ob ich ohne den Rückhalt der Gruppe zu einem späteren Zeitpunk woanders gestartet wäre.
Privater Streß ein paar Tage vor dem Start, machten es mental leider auch nicht besser.

Die Nacht vor dem Marathon war kurz und anstrengend. Durch gröhlende Messebauer vor meinem Hotelfenster, war an tiefen Schlaf leider gar nicht zu denken.

Pünktlich um 8h wurden wir (Benny, Silke, Ariane) von Stephan unserem Trainer im Hotel abgeholt. Gemeinsam ging es dann zum Startbereich Richtung Deutz Messe, wo wir uns mit den anderen Startern trafen. Wir waren alle aufgeregt, trotzdem wurden noch jede Menge Bilder gemacht, die Dixies besucht, der Puls gecheckt ....

Irgendwann ging es in die Startblöcke ....

Ich startete mit Manu, Christiane, Silke und Tina. Mir war schon vorher klar, dass ich es etwas langsamer angehen sollte, als die anderen Mädels. Schon kurz nach dem Start waren Manu, Christiane und Tina außer Sichtweite. Silke blieb bei mir, da auch sie noch ein paar Minuten brauchte, um sich "einzulaufen"
Ich merkte leider schon recht früh, dass dieser Tag und dieser Marathon nicht mein Highlight werden würden. Mein Puls war recht hoch und ich versuchte schön langsam in den Lauf zu kommen. Bei KM 10 wußte ich definitiv: "Das wird ein Scheiß-Tag"
Mir war kalt, schwindelig, der Puls zu hoch und die Blase drückte im 5km Takt!

Silke wollte mich nicht alleine lassen und im Nachhinein bereut sie natürlich, nicht auf mich gehört zu haben. Hätte sie sich früher von mir abgesetzt, wäre ihre Zeit sehr viel besser gewesen.

Da mein Puls durchgehend hoch war, blieb mir nichts anderes übrig, außer noch langsamer zu werden.

Bei der HM-Marke war ich nach einem Blick auf die Uhr so frustriert, dass als Trainer Stephan auf dem Roller auftauchte, die ersten Tränen flossen. Der Moment erinnert mich im Nachhinein an Berlin, als ich nach dem Einbruch realisierte, dass ich meine angepeilte Zeit nicht mehr schaffen konnte.
In dem Moment dachte ich nur: ,,Ach du Scheiße, jetzt nochmal die Distanz .... bei der Zeit dauert es bestimmt drei Std ... Das packe ich nicht!" Ich wollte aussteigen, aber Silke und Stephan motivierten mich, dies nicht zu tun! Also ging es langsam weiter .... zu dem Zeitpunkt lief niemand mehr hinter uns, was wir natürlich ganz toll fanden

Zum Glück standen an der Straße viele tolle Kölner die uns immer wieder anfeuerten.

Bei KM 30 entschied Silke sich endlich, mich zu verlassen. Was ich persönlich auch verstehen kann.

Irgendwo zwischen 30km und 35km kam mir auf der anderen Seite Maike entgegen.
Sie sah leider auch nicht mehr ganz frisch aus und da ich froh war, jemanden aus meiner Gruppe zu sehen, bin ich über die Bahnschienen die uns trennten. Heulend fielen wir uns um den Hals, klagten unser Leid und motivierten uns gegenseitig jetzt bloß nicht aufzugeben. Dann "ging" jeder wieder seiner Wege .... Meiner war leider etwas länger als der von Maike, die schlimme Krämpfe hatte.

Mittlerweile waren wir ca 4Std unterwegs und bis auf den Frust über dieses "nicht Gas geben zu können" ging es mir eigentlich ganz gut.
Stellenweise war ich bis auf die Streckenposten (die super anfeuerten und Mut machten) ganz alleine unterwegs .... In diesen einsamen Abschnitten erschienen mir die Straßenbahnen neben mir, als Retteung .... es könnte so einfach sein ... einsteigen und fertig. Aber der Ehrgeiz war dann doch stärker!

Als es wieder belebter wurde, gönnte ich mir hin und wieder einen Schluck Kölsch (private Verpflegungsstände in Köln sind einfach nur TOP), die Zeit war nun eh völlig egal!

Irgendwann überholte ich auch mal ein paar Mitläufer (ich geb zu, es hat mir gefallen)

Dann lief ich ein paar km mit Nicole, die den Start etwas zu schnell angegangen war und am Schluß einen bösen Einbruch hatte. Ganz süß war, dass sie von ihrem Mann der als Zuscher da war, begleitet wurde. Der Arme hat sich einige Blasen gelaufen.

Irgenwann wurde mir klar dass ich, wenn ich nicht vom Besenwagen überholt werden wollte, versuchen musste das Tempo wieder anzuziehen. Also ließ ich Nicole zurück.
Mein nächster Begleiter war ein älterer Herr auf dem Bike! Während ich neben ihm hertrottete erzählte er mir seine Lebensgeschichte.

Plötzlich stand die Liebe Ilk an einer Straßenecke in Nippes .... Ich war so überrascht und glücklich, dass ich wieder heulen musste. Ilka war nämlich morgens den HM gelaufen und schon wieder bei ihrem Kölner Freund, als sie dank Livestream mitbekam, wie schlecht es bei mir lief!
Das rechne ich Ilka hoch an!

Zügig ging es dann mit Ilka weiter. Die paar Km sollten doch im Schritt-Tempo vor dem Besenwagen noch zu schaffen sein!

Zwischen Friesenplatz und Neumarkt stand eine weitere Freundin am Straßenrand "Laufen nicht gehen" rief sie mir entgegen, was einen erneuten Heulanfall zur Folge hatte.

Die letzten Kilometer waren auch wieder mehr Zuschauer am Straßenrand und ich versuchte es nochmal mit Laufen. Dort kam mir auch Stephan entgegen, der froh war, dass ich bis auf den Frust noch gut dabei war. Er hatte sich im Vorfeld Sorgen gemacht, ob ein Start nach Antibiotika Einnahme und schlechter Lungenwerte so gut ist.

Als ich durch die Fußgängerzone lief, überkamen mich endlich auch ansatzweise Glücksgefühle ....

Nach der Fußgängerzone kam die letzte Kurve und ich konnte endlich das langersehnte Ziel sehen. Die Tränen kamen, aber ich wollte nicht heulend da durch laufen und das Finisher Foto versauen! Also Tränen schlucken und die anfeuenden Menschen genießen!

Nach anstrengenden 5:44:28 war ich endlich eine Marathon Finisherin!

Nicole hat es auch ganz knapp geschafft und sie war ebenso glücklich wie ich, es vor dem Besenwagen geschafft zu haben.

Nun sitze ich hier mit einem lachenden und einem weinenden Auge!!!
Das Lachende ist stolz und glücklich das ich nicht aufgegeben habe und es bis ins Ziel geschafft zu haben.

Das Weinende fragt sich, wie es unter anderen Bedingungen gelaufen wäre ....

Vielleicht versuche ich irgendwann noch einen Marathon zu laufen, vielleicht auch nicht!

Nun freue ich mich erstmal auf das Laufen ohne Pläne, ohne Pulsuhr und ohne Druck etwas erreichen zu wollen.

Benny, Ariane, Christiane, Melanie, Maike, Manu, Silke, Tina und Jürgen haben ebenfalls das Ziel erreicht!

Mein besonderer Dank gilt Silke, ohne ihre Motivation hätte ich den Marathon sicher nicht durchgezogen!

Vielen Dank an den #Stadt-Anzeiger der dies überhaupt ermöglicht hat!

Autor:

Alex Reiners aus Dortmund-Ost

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