Im Biotop muss das Gleichgewicht stimmen
Phoenix-See ist fit für die Zukunft - Wasserfläche kühlt die Kleinregion Hörde bei Hitze

Gute Wasserqualität: Woran liegt es, dass das doch recht flache Gewässer mit der Hitze bisher gut zurechtkommt? Ein Grund ist, dass der See durch kühles Grundwasser aus tieferen Schichten gespeist wird.
 | Foto: Stadt Dortmund/Roland Gorecki
  • Gute Wasserqualität: Woran liegt es, dass das doch recht flache Gewässer mit der Hitze bisher gut zurechtkommt? Ein Grund ist, dass der See durch kühles Grundwasser aus tieferen Schichten gespeist wird.
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Eigentlich ist der Hörder See ein großes Aquarium, in dem nichts dem Zufall überlassen wird. Temperatur, Wasserqualität, Fisch- und Pflanzenbesatz, alles das hat ein Aquarianer, in diesem Fall Georg Sümer von der Stadtentwässerung und Leiter des Betriebs Phoenix-See, im Blick. In einem solchen Biotop muss das Gleichgewicht stimmen. Allerdings ist dieses Aquarium mit rund 600.000 Kubikmetern Wasser schon ein stattliches Becken. Doch wie fit ist der See für die kommenden Klimaveränderungen, die einem Gewässer in der Regel nicht guttun?

Georg Sümer erinnert an die beiden Hitzesommer 2018 und 2019. „Wir hatten in diesen beiden Jahren extrem trockene und extrem heiße Sommer“, erklärt er. „Zwar hat der See während der Trockenperiode rund 40 Zentimeter der Wasserfläche verloren, doch insgesamt hat er sowohl die Hitze als auch die Trockenheit gut verkraftet“, so Sümer. Im Gegensatz zu einigen anderen Stehgewässern ist der See nicht "umgekippt"‘, Fische und Pflanzen haben die Trockenheit gut überstanden.

Im Hitzesommer nicht umgekippt

Doch woran liegt es, dass das doch recht flache Gewässer mit der Hitze bisher gut zurechtkommt? Ein Grund ist, dass der See durch kühles Grundwasser aus tieferen Schichten gespeist wird, erklärt Georg Sümer. „Das Wasser wird wie bei einer Talsperre eingestaut, und das kühle Grundwasser ist nicht nur gut für die Fische. Insgesamt sorgt der See mit seiner Wasserfläche von rund 600 Millionen Litern auch dafür, dass der Ortsteil Hörde etwas abgekühlt wird und bietet somit eine positive klimatische Wirkung auf sein Umfeld.“

Ein zweiter Grund ist die gewaltige und in Deutschland wegen ihrer Größe wohl einmalige Phosphat-Eliminationsanlage am nördlichen Seeufer. Sie funktioniert tatsächlich so wie ein großer Aquarienfilter. Sie filtert sowohl Phosphate aus den Hinterlassenschaften der Fische als auch organische Stoffe wie beispielsweise Nährstoffe aus Brotresten aus dem Wasser. Hier appelliert Sümer noch einmal eindringlich an die Besucher des Sees: „Bitte füttern Sie Vögel und Fische am Seeufer nicht.“ Insgesamt sei es schon deutlich besser geworden, doch leider fänden sich immer wieder Brotreste am und im See, so Sümer.

Gänse schonend vergrämt

Hier zeigen mittlerweile die doch eigentlich wildlebenden Gänse und Enten mit aggressivem Futterbetteln ein unnatürliches Verhalten. Auch den Fischen bekommen die Brotreste nicht gut. „Die Tiere im und am See müssen nicht gefüttert werden, ihnen geht es gut dort.“ Die Nährstoffbringer sorgen schließlich dafür, dass Algen übermäßig wuchern. In der Folge verzehren sie zu viel Sauerstoff und sorgen damit schließlich dafür, dass die Fische an Sauerstoffmangel sterben – der See kippt um.

Damit die Gänse am See nicht überhand nehmen, werden sie mit milden Mitteln vergrämt. Die hohen, ungemähten Wildwiesen im Südosten des Sees mögen sie beispielsweise gar nicht und halten sich entsprechend wenig dort auf.

Armleuchteralge filtert

Der dritte im Bunde beim Seegleichgewicht schließlich ist die Armleuchteralge, die nach einem schwierigen Start mittlerweile in der Fachwelt von Hand zu Hand weitergereicht wird. Sie sorgt nicht nur für eine gute Filterung des Wassers. Da sie nicht bis zur Wasseroberfläche wächst, sondern sich auf den Seeboden beschränkt, bleibt der See gut schiffbar. Der Pflanzenbewuchs wird mit einem amphibischen Fahrzeug regelmäßig kontrolliert und zurückgeschnitten, und auch der Fischbesatz wird immer wieder überprüft. „Im Anfang haben wir Hechte eingesetzt. Hier muss noch etwas nachgesteuert werden, denn das Gleichgewicht stellt sich bei diesem jungen Gewässer erst noch ein“, erklärt Sümer.

Ernstfall nur eine Frage der Zeit

Der See wurde ausdrücklich auch als Regenrückhaltebecken für Hörde geplant, einen „Ernstfall“ gab es allerdings noch nicht. „Obwohl es nicht die Frage ist, ob dieser Fall eintritt, sondern wann“, betont Sümer. Das Sperrbauwerk der Emscher an der Aussichtsplattform Bellevue musste noch nie benutzt werden. Selbst wenn die Emscher einmal durch Starkregen Hochwasser führen würde – die zusätzlichen Wassermengen wurden eingeplant. Pflegende Angehörige erhalten stärkere finanzielle Hilfen.

Autor:

Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd

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