Es gibt kein Entkommen! Bahnhof Hörde als Sackgasse - Erzählen Sie uns Ihre Geschichte

Schick und modern - so sollte die Zukunft des Hörder Bahnhofs aussehen. Doch außer der modernen Hülle ist kaum etwas übrig geblieben. Im Gegenteil: Der Bahnhof entpuppt sich für Geh- und Sehbehinderte als Sackgasse - aus der es auch schon mal kein Entkommen geben kann. | Foto: Böinghoff
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  • Schick und modern - so sollte die Zukunft des Hörder Bahnhofs aussehen. Doch außer der modernen Hülle ist kaum etwas übrig geblieben. Im Gegenteil: Der Bahnhof entpuppt sich für Geh- und Sehbehinderte als Sackgasse - aus der es auch schon mal kein Entkommen geben kann.
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Seit einem Jahr ist der neue Bahnhof in Hörde nun in Betrieb. Hier sollte alles schöner, besser und bequemer werden. Mittlerweile mussten Fahrgäste aber erkennen: Ist man Seh- oder Gehbehindert kann es vorkommen, das man aus diesem Banhof nicht mehr herauskommt.

Zur Stippvisite im Hörder Bahnhof haben wir uns mit Friedhelm Birgel verabredet. Der 63-jährige Hörder ist sehbehindert und achtet daher besonders auf die Belange der Behinderten. Schon mehrfach hat er sich in den vergangenen Monaten über den Zustand des Bahnhofs beschwert - sowohl bei der Bahn, bei der Bezirksverwaltung als auch bei Kommunalpolitikern. Doch geschehen ist bis jetzt: Nichts.

Aber ist die Situation wirklich so schlimm?

Tatsächlich ist das erste was auffällt, wenn man den Bahnhof betritt, der schlechte optische Zustand des Gebäudeinneren. Abblätternder Putz, leergegessene Papptüten der benachbarten Klopsbraterei in den Ecken und Gängen und über die Treppenstufen verschüttete klebrige Getränkereste.

Folgt man den in den Boden eingelassenen Orientierungshilfen für Sehbehinderte, steht man vor einem Drahtzaun, dahinter ein anscheinend sinnlos aufgestelltes Baugerüst, ebenfalls von Schmutz und Unrat übersät. Hier soll eigentlich seit - spätestens - Juni ein Aufzug nach unten führen. „Wer mit einem Rollator oder einem Rollstuhl von Hörde aus mit dem Zug fahren will, hat Pech gehabt“, beschreibt Friedhelm Birgel lakonisch den Zustand.

Bisher entschuldigte sich die Bahn mit „Lieferengpässen“ und dem Hinweis, der Aufzug sei eine ganz spezielle Sonderanfertigung. „Aber seit über einem Jahr? Das kann doch nicht sein“, findet der Rentner.

Geht man die 22 Treppenstufen hinunter, steht man in einem Tunnel, der zu den beiden Gleisen führt. Hier sind zwei Fahrstühle installiert - sehr komfortabel - eigentlich. Denn beide Aufzüge sind - zumindest während unseres Besuchs - außer Betrieb. Hier treffen wir eine leicht verzweifelt wirkende junge Dame, die uns nach dem Ausgang fragt.

„Wie komme ich hier denn wieder raus?“

„Der Aufzug funktioniert nicht, wie komme ich denn jetzt hier raus?“, fragt uns Tanja Fischer, die aus Menden kommt. Und tatsächlich, kommt man vom Bahngleis herunter, fehlt ein Hinweis auf den Ausgang und bei ungünstigen Lichtverhältnissen kann man die Treppe am Ende des Tunnels nicht als Treppe erkennen. Dagegen weist das Ausgangsschild oben am Bahngleis „geradeaus“ - direkt auf den Aufzug zu. Da kann man schon irritiert sein.

Doch immerhin hat Tanja Fischer zwei gesunde Beine und bewältigt alle Treppen ohne Mühe. Anders ergeht es da der 85-jährigen Margarethe Wemhöller. „Ich bin extra nach Hörde, weil ich weiß, dass hier Aufzüge sind“, erzählt sie uns. Sie ist heute aus Winterberg angereist und hat schon eine kleine Odyssee mit Schienenersatzverkehr und anderen Überraschungen hinter sich. Nun will sie nur noch ihren Bus erwischen und ins heimatliche Kurl.

Doch leichter gesagt als getan, ohne Aufzug, dafür aber mit Gepäck, schafft die alte Dame die Treppenstufen nur mühsam herunter. Zum Glück können wir ihr helfen, genau wie einer jungen Mutter mit Kinderwagen, die ebenfalls mit auf dem Gleis „gestrandet“ ist. „Jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie kommen hier als ortsfremde Rollstuhlfahrerin an, das vielleicht auch noch abends im Dunklen“, so Friedhelm Birgel. Einzige Lösung: Man wartet auf den nächsten Zug - wann auch immer der kommt - und fährt eine Station weiter, in der Hoffnung, dass dort funktionstüchtige Aufzüge vorhanden sind. „Aber aus diesem Bahnhof hier, da kommen Sie nicht raus“, so Birgel.

Wie sieht es bei Ihnen aus, liebe Leserinnen und Leser. Sind sie auch schon mal im Hörder Bahnhof steckengeblieben? Ärgern sich über Schmutz und Unrat? Oder ärgern sich über die Untätigkeit von Verwaltung und Kommunalpolitikern, die die Missstände scheinbar tatenlos hinnehmen?

Dann schreiben Sie uns: per E-Mail an redaktion@suedanzeiger-dortmund.de oder Sie nutzen einfach die lokalkompass-Kommentarfunktion.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-Süd aus Dortmund-Süd

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