Coronavirus: Stadt Dortmund informierte über die Lage
Erste "ungewisse" Ansteckung - Beginnende Ausbreitung des Coronavirus in der Dortmunder Bevölkerung

Das Coronavirus und seine Folgen bestimmen seit Tagen das tägliche Leben. | Foto: Foto: pixabay/Sikora
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Der Krisenstab der Stadt hat auch am Montag (16.3.) wieder getagt. Oberste Ziele bleiben die Unterbrechung von Infektionsketten sowie die Verlangsamung der Ausbreitung des Coronavirus. Am Montag stieg die Zahl der in Dortmund Infizierten auf 37. Erstmals wurde am Sonntag eine Frau positiv getestet, die sich nicht in einem bekannten Risikogebiet aufgehalten hat und auch keinen Kontakt zu einem bekannten Corona-Patienten hatte.

Deshalb geht der Leiter des Gesundheitsamtes Dr. Frank Renken davon aus, dass es nun eine beginnende Ausbreitung des neuen Coronavirus in der Bevölkerung auch in Dortmund gibt.

Aus Sicht des Gesundheitsamtes gilt diese Bewertung nicht nur für Dortmund. Dr. Renken: „Deshalb sind Maßnahmen, um die Sozialkontakte aller einzuschränken, dringend erforderlich. Solange wir davon ausgehen konnten, dass nur die Personen, die wir als gemeldete Fälle erkannt haben, das Virus weiter verbreiten können, haben wir durch Umgebungsuntersuchungen versucht, Infektionsketten zu unterbrechen. Jetzt müssen wir weitere Maßnahmen ergreifen, um die Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung zu verlangsamen. Alle sind aufgefordert, durch Veränderungen des eigenen Verhaltens das Risiko zu verringern. Deshalb wird es immer wichtiger, Sozialkontakte einzuschränken.“

Die aktuellsten, zentralen Themen des Krisenstabs waren der Sachstand und das weitere Vorgehen aus medizinischer Sicht durch das Gesundheitsamt sowie die Sicherstellung der Betreuung der Kinder, deren Eltern als sogenannte Schlüsselpersonen der kritischen Infrastruktur angehören.

Gesundheit
Das Gesundheitsamt meldete am Montag 37 positiv auf den Coronavirus getestete Personen. Die Zahl basiert auf den bislang 40 eingegangenen Ergebnissen der 74 am Sonntag durchgeführten Tests. Am Montag wurden 198 Abstriche genommen. Mit den Ergebnissen wird Dienstagnachmittag oder am Mittwoch gerechnet. Weiterhin handelt es sich überwiegend um leichtere Krankheitsverläufe.

Änderungen muss es auch bezüglich der Abstrich-Diagnostik geben. Am Montag war die Diagnostikstelle im Gesundheitsamt völlig überlaufen. Die Warteschlange war zeitweise 100 Meter lang. Sehr viele Verunsicherte wollten Abstriche machen lassen, weil sie aus Urlaubsregionen zurückgekommen waren, die als Risikogebiet definiert sind.

Auch der Wunsch nach Bescheinigungen zur häuslichen Quarantäne wurde vielfach geäußert. Daher weist das Gesundheitsamt darauf hin, dass Abstriche nur noch bei Erkrankten durchgeführt werden, bei denen eine Ansteckung mit dem Coronavirus zu vermuten ist. „Die Untersuchungsmaterialien sind nur beschränkt verfügbar, deshalb kann die Diagnostik von Gesunden grundsätzlich nicht mehr durchgeführt werden. Ausnahmen regelt das Gesundheitsamt nur für Bereiche, die zur Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung erforderlich sind“, erläutert der Gesundheitsamt-Chef.

Um für die Erkrankte gleichzeitig eine einfachere Diagnostik zu ermöglichen, werden zusätzlich dienstags und donnerstags von 14.30 bis 17 Uhr durch Dr. Rodewyk in seinen Praxisräumen Testungen angeboten. Auch dort gilt: ausschließlich für Erkrankte nach vorheriger telefonischer Anmeldung. Über die Diagnostikmöglichkeiten im weiteren Verlauf, will die Stadt später in dieser Woche informieren.

Corona-Hotline
In diesem Zusammenhang gibt die Stadt den dringenden Hinweis: Die Corona-Hotline ist mit zum Teil rund 10.000 Anrufen pro Stunde absolut überlastet - trotz der Verstärkung des Teams. Alle werden gebeten, sich vor einem Anruf auf www.dortmund.de über alle Fragen rund um das Coronavirus zu informieren. Dort wird alles laufend aktualisiert und ergänzt. Die allermeisten Fragen, die zurzeit noch telefonisch beantwortet werden, lassen sich auf diese Weise klären. Bitte nur in dringenden Fällen anrufen.

Kita und Schulen
Am Montag trat die Verfügung der Landesregierung in Kraft, Kitas und Schulen für den Regelbetrieb zu schließen. Eine Notbetreuung wird für Kinder Alleinerziehender oder Eltern und Betreuungspersonen in Kindertageseinrichtungen, bei Kindertagespflegepersonen und in Schulen bis einschließlich zur 6. Klasse ermöglicht, wenn das Kind symptomfrei ist, wissentlich keinen Kontakt zu Infizierten hatte, kein Aufenthalt in den letzten 14 Tagen in Risikogebieten vorlag und beide Elternteile oder Alleinerziehende zum Personenkreis „Schlüsselpersonen“ gehören.
Der Montag und der Dienstag werden noch zur Organisation der Betreuung in den einzelnen Schulen und Kitas als Übergangstage bis zu weiteren Festlegungen genutzt. Wichtig ist, dass für die Umsetzung nach den vorgegebenen Regeln zunächst Erfahrungswerte in Dortmund gesammelt werden.

Die Lage am Montag war nach Rückmeldung von Kindertageseinrichtungen und Schulen ruhig. An Grundschulen und weiterführenden Schulen waren nur sehr wenige Kinder zur Notfallbetreuung anwesend, dies galt auch für Kindertageseinrichtungen. Ab Mittwoch müssen Eltern eine einheitliche, vom Land vorgegebene Arbeitgeberbescheinigung vorlegen. Das Formular ist unter www.dortmund.de abrufbar.

Erlasse
Die Stadt arbeitet unter Hochdruck an den sich aus den neuen Erlassen der Landesregierung vom späten Sonntagabend ergebenden Folgen und Maßnahmen. Das betrifft die näheren Regelungen zur Betreuung wie zum Beispiel auch die Definition zu den Schlüsselpersonen der kritischen Infrastruktur. Auch die Stadt ist dabei, die Definitionen für die eigenen Mitarbeiter zu konkretisieren.

Allgemeinverfügung
Der „Erlass zu weiteren kontaktreduzierenden Maßnahmen ab dem 16.3. und 17.3.“ des Landes war erst nach 23 Uhr am Sonntag über die Homepage der Landesregierung verfügbar. Die Stadt setzt den Erlass im Rahmen einer Allgemeinverfügung um. Diese tritt am 17.3. um 0 Uhr in Kraft.
Hier werden weitere Maßnahmen auf Basis des Infektionsschutzgesetzes angeordnet, die zum Schutz der Bevölkerung die Infektionsketten verlangsamen sollen.

Von diesen Maßnahmen betroffen sind u.a. Gemeinschaftseinrichtungen, Krankenhäuser, Discos, Gaststätten, Fitnessstudios, Kinos, Spielhallen, Wettbüros, Einrichtungshäuser, Shopping-Malls, Berufsschulen, Hochschulen.

Versammlungen unter freiem Himmel sind grundsätzlich untersagt, eine Zulassung ist nur nach vorheriger individueller Verhältnismäßigkeitsprüfung möglich. Die Maßnahmen werden durch das Ordnungsamt kontrolliert. Bei Zuwiderhandlungen erfolgen Schließungen und Zwangsgelder.

Zoo, Westfalenpark und Tierheim
Zoo, Westfalenpark und das städtische Tierheim sowie das Dietrich-Keuning-Haus sind ab Dienstag bis auf Weiteres für die Öffentlichkeit geschlossen. Die Stadt Dortmund rät allen, die ihre Freizeit gerne draußen verbringen möchten, das möglichst nicht in größeren Gruppen zu tun, Menschenansammlungen zu vermeiden und den nötigen „Sicherheitsabstand“ zueinander zu wahren.

Im Tierheim abgegebene Fundtiere können von Haltern täglich von 12 bis 13 Uhr abgeholt werden. Interessenten von vermittlungsfähigen Tierheimtieren werden gebeten, sich tel. unter 170 680 zu melden.

Trauerhallen
Ab sofort nehmen die Friedhöfe Dortmund keine Termine mehr für Trauerfeiern in städtischen Trauerhallen an. Der Eigenbetrieb wird aber fest zugesagte Termine für die nächsten Tage nicht absagen. Die Friedhöfe bitten um Verständnis dafür, dass in den Trauerhallen die empfohlenen Abstandsregelungen nicht eingehalten werden könne.

Die Friedhofsverwaltung möchte Hinterbliebenen jedoch trotzdem einen möglichst würdevollen Abschied ermöglichen – allerdings im kleineren Rahmen, im familiären Kreis und direkt am Grab.

Das Coronavirus und seine Folgen bestimmen seit Tagen das tägliche Leben. | Foto: Foto: pixabay/Sikora
Handkontakt unbedingt vermeiden: Ein Schild im Gesundheitsamt. | Foto: Schmälzger
Autor:

Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd

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