So nah und doch so fern - Fehlender Übergang zum Einkaufszentrum Luisenglück sorgt schon lange für Ärger und Unverständnis

Lange haben die Anwohner darauf gewartet und ein ganzes Jahr Baulärm ertragen. Doch das Versprechen, dafür mit einem Lebensmittelmarkt vor der Haustür belohnt zu werden, wurde bislang nicht eingelöst. (Foto: L. Imbach)
  • Lange haben die Anwohner darauf gewartet und ein ganzes Jahr Baulärm ertragen. Doch das Versprechen, dafür mit einem Lebensmittelmarkt vor der Haustür belohnt zu werden, wurde bislang nicht eingelöst. (Foto: L. Imbach)
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Seit dem 16. Februar 2018 ist der neue Aldi Markt am Luisenglück bereits eröffnet. Was fast 6 Monate später immer noch fehlt, ist ein Übergang an der Stadtbahnhaltestelle Eierkampstraße, damit Anwohner die Läden jenseits der Bahnlinie auch zu Fuß erreichen können.

Lange Vorgeschichte

Die Geschichte beginnt schon wenigstens 6 Jahre vorher, als in Hombruch ein Lebensmittelmarkt nach dem nächsten schließt. Zum Beispiel der kleine Aldi Markt in der Hombrucher Straße, Penny am Krückenweg/Ecke Am Beilstück, Lidl am Baroper Kirchweg oder die Fruchtbörse an der Baroper Bahnhofsstraße. Allesamt kleine und damit aus Sicht der Betreiber offenbar unrentable Nahversorger in Hombruch.

Für viele Anwohner, die nicht gut zu Fuß sind, wird dies zu einem echten Problem. Wer seither zu Aldi wollte, musste mit der U42 bis Endstation Grotenbachstraße fahren und den Rest zu Fuß in die Kieferstraße zurücklegen. Ein Bus fährt dort auch, jedoch nur einmal pro Stunde. Viele wichen daher auf den Rewe Markt Ecke Gablonzstraße aus oder auf den Wochenmarkt, der freilich ganz andere Preise hat als ein Discounter.

Die eingeschränkte Versorgungslage beschäftigte auch die Stadtverwaltung. Mit der Erschließung des Brachgeländes am Luisenglück, mit dessen Planung die Verwaltung sich seit vielen Jahren befasst, sollte alles besser werden.

Hinter dem Bauzaun ist alles fertig.

Der Aldi Markt in der Kieferstraße schloss Anfang Februar dieses Jahres, um eine Woche später am Luisenglück Neueröffnung zu feiern. Gerne wäre man hingegangen. Bunte Luftballons und Hinweisschilder wiesen den Weg, der jedoch an einem Bauzaun endet.

Es sieht so aus, als sei ein Übergang schnell gebaut, eine alte Ampelanlage steht dort schon lange, ist aber außer Betrieb. Man müsste nur den Übergang verlängern.
Das sind wenige Meter, vielleicht drei.

Hinter dem Bauzaun ist alles fertig, seit dem ersten Tag. Der Weg ist gepflastert, die Böschung begrünt, Wegebeleuchtung installiert und in Betrieb.
Was wie eine Posse klingt, erweist sich in der Praxis als Ärgernis. Viele ältere Anwohner waren noch nicht ein einziges Mal in dem neuen Einkaufszentrum, wo derzeit neben Aldi auch dm und Ernsting's family auf Kunden warten.

Anwohner scheuen den Umweg. Die Direktverbindung wäre nur ein Katzensprung.

Hat man den langen Umweg südlich über die Harkortstraße oder nördlich über Barop Parkhaus hinter sich gebracht, erwartet einen vor dem höhergelegenen Einkaufszentrum eine steile Treppe oder aber die Autorampe mit einer unübersichtlichen Kurve. Beides nicht eben das, was man unter Barrierefreiheit versteht. Schöner wäre es in jedem Fall, einfach den kurzen und ebenerdigen Weg an der Haltestelle Eierkampstraße nehmen zu können.

Wer meint, der Umweg sei ja nicht gar so weit und im Grunde ein schöner Spaziergang, der sitzt vermutlich im klimatisierten Auto und muss seine Einkäufe nicht durch den Hitzesommer 2018 schleppen.

Die Direktverbindung, ausgehend vom Standort des fehlenden Überganges, würde gerade einmal 200 m betragen, ein Katzensprung. 

Dagegen beträgt der Umweg nördlich über die Stockumer Straße etwa 1,2 km und ist aktuell mit zusätzlichen Hürden versehen. Am nördlichen Ende des Luisenglücks, wo es nur auf einer Seite einen schmalen Bürgersteig gibt, steht neuerdings eine Baustellenampel, die das rege Verkehrsaufkommen an der Engstelle koordiniert. Für Fußgänger wird es dort noch mühsamer. Mit dem Einkaufswägelchen, Rollator oder Kinderwagen kommt man an der Ampel nur vorbei, wenn man mit seinem fahrbaren Gerät auf die Fahrbahn tritt. Mit dem Rollstuhl oder Elektromobil kommt man allerdings gar nicht vorbei, da der Bürgersteig zu hoch ist.

Der Umweg südlich über die Harkortstraße beträgt etwa 900 m. Die genannten Entfernungen benennen nur den Hinweg. Dieselbe Strecke, inklusive der steilen Treppe, müsste man mit den Einkäufen auch wieder zurück. Wer gehbehindert und nicht motorisiert ist, empfindet das als nicht zumutbar.

Es geht nicht nur um Aldi.

Auch die weiteren Geschäfte und Dienstleister am Harkortbogen würden näher rücken durch die Fertigstellung des ersehnten Bahnüberganges.

Radio 91.2 berichtete am 29. Mai 2018 über den offenen Brief der Umweltverbände BUND, ADFC und VCD an den Planungsdezernenten Ludger Wilde. Darin wird eben jener fehlende Bahnüberweg angemahnt. Städtische Förderung von Fuß- und Radverkehr sähe anders aus. Anwohner müssten einen großen Umweg auf sich nehmen, um zu den Läden zu gelangen. Nichtautofahrer wie z.B. DSW21-Kunden würden hier klar benachteiligt.

Auch nach diesem Brief sah es lange so aus, als passiere nichts.

Hat die Planung versagt?

Im einwohnerstärksten Dortmunder Stadtteil Hombruch mit seinem überdurchschnittlich hohen Seniorenanteil, möchte man davon ausgehen, dass auch die Einkaufswege der nicht motorisierten Bürger mit eingeplant werden.

Die schriftliche Nachfrage beim Tiefbauamt Dortmund und beim Bezirksbürgermeister Hans Semmler, der ebenfalls ein Anwohner ist, konnten im April noch mit keiner Zeitangabe beantwortet werden. Zuständig sei auch nicht der Bezirk (oder gar die DSW21), sondern die H.H. Immobilien GmbH in Bönen. Diese wurde vom Bezirksbürgermeister daraufhin nochmals an den fehlenden Übergang erinnert.

Für den Bürger ist es schwer nachzuvollziehen, was hinter den Kulissen geschieht und wie aufwendig und bürokratisch solche großen Bauprojekte wie das am Luisenglück zu planen sind.

Wie man sich vielleicht schon gedacht hat, ist der Grund für den fehlenden Übergang rechtlicher Natur. Wie das Stadtplanungs- und Bauordnungsamt Dortmund am 02. August 2018 per E-Mail mitteilte, beginne das Problem bereits mit der Fachplanung der Bezirksregierung Arnsberg aus dem Jahr 2000, in der eine Querung der Stadtbahntrasse an dieser Stelle nicht vorgesehen sei. Im Laufe des Bebauungsplanverfahrens sei es der Dortmunder Verwaltung klargeworden, dass hier eine Anpassung nötig ist. Daher wurde das Projektentwicklungsunternehmen vertraglich verpflichtet, diese Anpassung zu erarbeiten. Nach Prüfung durch das Tiefbauamt müsse dann noch die Bezirksregierung Arnsberg darüber entscheiden, bevor die Bauarbeiten tatsächlich beginnen können. Auf eine zügige Abwicklung wolle die Stadt Dortmund weiterhin hinwirken, könne aber offiziell noch keinen Zeitrahmen benennen.

Es gibt Grund zur Hoffnung.

Das klingt nach viel Hin und Her. Die vorsichtige Einschätzung von Bezirksbürgermeister Hans Semmler lässt nun auf Ende August 2018 hoffen. Es sei schwierig gewesen, alle Beteiligten an ein gemeinsames Handeln zu bekommen. Nach Prüfung durch das Tiefbauamt könnten die Bauarbeiten am Fußgängerübergang ab Mitte August beginnen.

Hoffen wir das Beste.

Autor:

Lia Imbach aus Dortmund-Süd

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