20 Prozent weniger Kirchentagsbesucher als erwartet
Kirchentag Dortmund schlecht besucht

Schlecht besucht: Der Kirchentag in Dortmund
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  • hochgeladen von Carsten Klink

Die Kritiker der staatlichen Kirchentagssubventionen prophezeiten es ja schon vorher. Es gab massive Zweifel an der erwarteten Besucherzahl. Um der Stadt Dortmund, dem Land NRW und dem Bund die Kirchentagssubventionen in Millionenhöhe schmackhaft zu machen, wurden von den Kirchentagsveranstaltern 100.000 konsumfreudige Dauerbesucher angekündigt.

Die insgesamt 7,822 Millionen Euro Kirchentagssubventionen der öffentlichen Hand haben die Kirchentagsveranstalter erhalten. Nur kamen von den angekündigten 100.000 Dauerbesucher nur 80.000. Das ist ein Minusrekord. Der 37. Evangelische Kirchentag in Dortmund ist somit der am schlechtesten besuchte Kirchentag seit 1979.

Damit bricht auch die Wirtschaftlichkeitsprognose für die Stadt Dortmund in sich zusammen. Die Kirchentagsveranstalter hatten in den Unterlagen, welche sie den Ratsmitgliedern für ihre Entscheidungsfindung bezüglich der kommunalen Millionenzuschüsse zur Verfügung gestellt hatten, stets mit 100.000 Dauerteilnehmenden kalkuliert.

Der Misserfolg bei den Dauerteilnehmern kündigte sich letztlich aber schon Wochen und Monate vorher an. Zum "Talk im DKH" bei dem auch der Kirchentagspräsident Hans Leyendecker persönlich sprach, kamen nur insgesamt 60 Interessierte. Die meisten der 60 Menschen waren aber bereits in der Organisation des Kirchentags involviert. Von Außenwirkung keine Spur. Von Massenwirksamkeit schon gar nicht.

Ein weiteres böses Omen war sicherlich auch die verzweifelte Suche der Kirchentagsveranstalter nach privaten Unterkünften für die Kirchentagsbesucher. Die Presse unterstütze dies mit einer massiven Positivkampagne. Hans Leyendecker stiegt eifrig in extra aufgestellte grüne Kirchentagsbetten. Aber es half nichts. Auch die Ausweitung auf weit entfernte Städte brachte nicht den gewünschten Erfolg. Vielleicht auch, weil die Privatleute zwar die Unterkünfte zur Verfügung stellen sollten, die Kirchentagsveranstalter sich aber die Privatunterkunft von den Besuchern bezahlen ließen.

Der Kirchentag hat offensichtlich strukturelle Probleme. Da ist die schwindende Akzeptanz der Bevölkerung bei den öffentlichen Kirchentagssubventionen in Millionenhöhe wohl noch das geringste Problem der wohlhabenden religiösen Gesellschaft Evangelische Kirche.

Die Entwicklung beim Kirchentag in Dortmund liegt allerdings im Trend. Zum Kirchentag in Berlin 2017 kamen statt der angekündigten 140.000 auch nur 107.000. Die Organisatoren des "Kirchentags auf dem Weg" in Leipzig beklagen ebenfalls mangelndes Interesse. Statt der geplanten 50.000 Teilnehmer wurdes es wohl gerade 15.000.

Scheinriese Kirchentag
Die Theologin und Journalistin Daniela Wakonigg sprach im Zusammenhang mit den Besucherzahlen der Kirchentage auch vom Scheinriesen Kirchentag: "Je näher sie kommen, desto kleiner werden sie. Seit Jahren werden von den Veranstaltern der jeweils im Wechsel stattfindenden Katholikentage und Evangelischen Kirchentage die im Vorfeld genannten Besucherzahlen während des Events drastisch nach unten korrigiert."

Update vom 23. Juni 2019: Auch der Abschlussgottesdienst im legendären Westfalenstadion bleibt weit hinter den Hoffnungen der Kirchentagsveranstalter zurück. Statt der erwarteten 70.000 Gläubigen kamen mit 32.000 weniger als die Häfte.

Statistiken zu den Kirchentagsbesucher*innen seit 1989: https://fowid.de/meldung/teilnehmer-evangelischen-kirchentage

Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

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