Kunst erleben
Brücken am Kanal, eine Zauberhütte im Wald und mehr: Der Kunstweg Kaarst

Die echte Brücke über den Nordkanal und die Installation von Wilhelm Schiefer.  | Foto: © Margot Klütsch
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  • Die echte Brücke über den Nordkanal und die Installation von Wilhelm Schiefer.
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Der Nordkanal

Er führt schnurgerade mitten durch die heutige Stadt Kaarst. 1806 plante Napoleon, den Hafen von Antwerpen mit der Maas und dem Rhein durch eine 200 km lange Wasserstraße zu verbinden. 1808 wurde das Projekt aufgegeben, nur Teilabschnitte sind vollendet. Einer liegt auf Kaarster Gebiet zwischen Holzbüttgen und Zentralkaarst.

Ein Teilabschnitt des Nordkanals führt durch Kaarst. Rechts Detail der "Brücken über den Nordkanal". | Foto: © Margot Klütsch
  • Ein Teilabschnitt des Nordkanals führt durch Kaarst. Rechts Detail der "Brücken über den Nordkanal".
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Brücken über den Nordkanal

Seit der EUROGA 2002plus markiert ein blauer Streifen die rd. 100 km lange "Fietsallee am Nordkanal", die von Neuss nach Nederweert führt. Wie schön, dass die grenzüberschreitende Fahrradstrecke Deutschland und die Niederlande miteinander verbindet! Passend dazu steht seit 2008 an der Regiobahn-Endhaltestelle die Installation "Brücken über den Nordkanal" des Kaarster Künstlers Wilhelm Schiefer - keine wirkliche Brücke, sondern eine 14 Meter hohe imposante Holz-Konstruktion aus fünf Türmen mit Häusern, Brücken und Leitern, besonders sehenswert bei Dunkelheit, wenn sie beleuchtet wird.

Die Brücken über den Nordkanal. | Foto: © Margot Klütsch
  • Die Brücken über den Nordkanal.
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Der Initiative des "Kunstverein-Nordkanal e.V." ist es zu verdanken, dass sich im anschließenden Vorster Wald inzwischen drei weitere Kunstobjekte befinden. Sie alle integrieren sich hervorragend in die natürliche Umgebung.    

Waldhütte "Geheime Gedanken"

Die ehemalige Waldarbeiterhütte wurde zu einem wahren Zauberhaus. 2015 ließ die Kaarster Künstlerin Monika Nelles die Hütte pink anstreichen und den Innenraum mit Spiegeln und einem Deckenleuchter aus farbigen Eislöffeln ausstatten. Die Infotafel animiert Spaziergänger, auf der Außenwand "Geheime Gedanken" zu notieren.

Die ehemalige Waldarbeiterhütte im Vorster Wald wird zur märchenhaften Zauberhütte. | Foto: © Margot Klütsch
  • Die ehemalige Waldarbeiterhütte im Vorster Wald wird zur märchenhaften Zauberhütte.
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Der Innenraum kann nicht betreten werden, der Blick durch die Scheiben beschert aber den Betrachtern unerwartete magische und poetische Momente.

Der "Spiegelsaal" in der Waldhütte. | Foto: © Margot Klütsch
  • Der "Spiegelsaal" in der Waldhütte.
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Der Ampelnistkasten

Auf dem Rundweg durch den Vorster Wald entdeckt man vor einer Weggabelung einen signalrot angestrichenen Ampelkasten auf einer Betonstele. Eine Ampel mitten im Wald? In der Tat hat der Düsseldorfer Künstler Till Hausmann in Absprache mit Biologen eine Verkehrsampel zu einem dreistöckigen Wohnhaus als Nistplatz für Singvögel umfunktioniert. Mit der 2017 aufgestellten Betonstele greift Hausmann das Konzept der "Stelen-Kunst" auf, die zum Markenzeichen der Kunst im öffentlichen Raum in Kaarst wurde.

Die von Till Hausmann zum NIstkasten umfunktionierte Ampel. | Foto: © Margot Klütsch
  • Die von Till Hausmann zum NIstkasten umfunktionierte Ampel.
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Türhüter statt Torhüter

Nicht mehr Torhüter, sondern "Türhüter": Das Kunstwerk wurde 2021 dort aufgestellt, wo sich der frühere Sportplatz im Vorster Wald befand. Die ursprüngliche vierteilige Gruppe von Wilhelm Schiefer entstand bereits 1989. Die Holzfiguren standen in der Zwischenzeit an verschiedenen Plätzen und waren teilweise beschädigt. Für das Vorster Projekt wurden sie neu angefertigt und wieder als Gruppe zusammengeführt.

"Türhüter" von Wilhelm Schiefer. | Foto: © Margot Klütsch
  • "Türhüter" von Wilhelm Schiefer.
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Die Türhüter sind lapidar stilisierte Sitzfiguren. Größe und Abstände variieren. Die vordere Skulptur misst mehr als drei, die letzte weniger als zwei Meter. Zudem vergrößert sich der Abstand von Figur zu Figur. Daraus ergibt sich ein interessantes Spiel mit der perspektivischen Wahrnehmung. Schiefer erläuterte, dass der Titel der Installation von Franz Kafkas Text "Vor dem Gesetz" inspiriert sei, in dem ein Türhüter einen Mann daran hindert, zum Gesetz vorzudringen.

Irritationen

Die vier Objekte spielen mit den Erwartungen der Passanten und unterlaufen gängige Vorstellungen: So können die "Brücken über den Nordkanal" nicht betreten werden. Die unscheinbare Arbeitshütte wurde zu einem romantischen Zauberhaus. Und der Ampelkasten dient nicht mehr dazu, den Verkehr zu regeln,  sondern wurde von der Stadt in den Wald versetzt, um in der Natur eine neue Funktion zu erfüllen. Und bei den "Türhütern" schließlich sucht man vergebens nach einer Tür. Die Skulpturen provozieren in der Fantasie der Betrachter eine imaginäre Raumflucht mitten in der Natur. 

Das nächste Objekt ist bereits in Planung. Das Trafohäuschen in der Nähe der "Türhüter" soll zu einem Ausstellungsraum für Skulpturen umfunktioniert werden.

Ich habe das gute Wetter am letzten Wochenende für einen Fahrrad-Ausflug nach Kaarst genutzt und würde mich freuen, wenn Ihr mir bei dem kleinen Kunst-Spaziergang folgt.

Infos und Quellen für den Text finden sich HIER.

Autor:

Margot Klütsch aus Düsseldorf

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