Die Kar -und Ostertage in den 50er und 60er Jahren

Wie der 17. Juni und der Buss- und Betttag war der Karfreitag bei uns früher ein sog. "Dreckiger- Hemdensonntag."

Da an diesem Tag für uns Katholiken keine Sonntagspflicht die Messe zu besuchen, bestand, konnten die Erwachsenen die mittlerweile etwas angeschmuddelten Klamotten der vergangenen Wochentage noch mal anziehen.

Denn jeden Sonntag war ja normalerweise ein frisches Hemd fällig.

Der Gründonnerstag leitete die Ostertage ein, tradionell mit Spinat und Spiegelei. Dass das Wort Gründonnerstag von "greinen" = Frauen , die über den schmezhaften Weg Jesu nach Golgatha weinten, abstammt, erfuhr ich erst viele Jahre später.

Und abends, wenn zum "Gloria" der Abendmahlsmesse die Glocken läuteten, schauten wir Kinder nicht nur einmal zum Himmel, den: " Die Glocken fliegen nach Rom und holen sich den Segen des Papstes."

Karfreitag, ein stiller Tag, durften wir Kinder auch nicht lachen.
"Der liebe Heiland ist gestorben, da dürft ihr nicht laut sein und auch nicht lachen."
Ob ich mich an diesem Verbot gehalten habe? Ich glaube eher nicht.

Mein Vater "knüngelte"im Garten rum, und meine Muter backte immer den berühmten "Frankfurter Kranz". Der schmeckte einige Tage "durchgezogen" noch mal so gut.

Karsamstag war es bei uns Tradition, alles für den Osterhasenbesuch zum kommenden Fest bereit zu stellen.

Aus Apfelsinenkisten bauten wir 3 Nester, für jedes Kind also eins.
Die einzelnen Kisten wurden mit Stroh ausgelegt, zusätzlich ein Porzellanei zum "Locken" des Hasens und eine Möhre als Willkommensschmaus ins Nest gelegt.
Die Kisten bauten wir immer neben unserem "Plumpsklo" auf.

Am Spätnachmittag gingen wir zum "Beichten" in die Pfarrkirche. Ich musste ja schliesslich beichten, dass ich an Karfreitag gelacht habe.
Anschließend hiess es:" Ab in die ( Zink ) Wanne.", die schon fertig in der Küche bereit stand.
So waren wir äußerlich und innerlich sauber und rein.

Abends wurde dann auch das große grüne Tor einen Spalt offen gelassen, damit der Hase auch ja zu uns fand.

Am anderen Morgen schon früh vor der Messe stürmten wir neugierig auf den Hof. In jedem Nest lagen einige bunte Eier, eine jetzt "angeknabberte" Möhre und zusätzlich noch ein paar Kohlblätter lagen wie eine Strasse verstreut zwischen den Nestern und dem Tor.

Ich habe als Kind viele Jahre an den Osterhasen geglaubt, und meine Eltern hatten bestimmt genau so viel Spass, uns Kindern eine Freude zu bereiten.

Autor:

Christa Palmen aus Düsseldorf

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