Mit Wal zum Rosenmontagszug

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Eigentlich ist an Aschermittwoch ja alles vorbei - jedenfalls in Bezug auf die fünfte Jahreszeit. Aber ein Rückblick auf die jecke Zeit ist auch heute noch erlaubt, finde ich. Hier kommt der Bericht der Werkstatt für angepasste Arbeit (WfaA), die mit ihrem Wagen am Rosenmontagszug teilgenommen hat:

"Gelassen steht Prinz Ralf vor dem Karnevalswagen. Ein letztes Mal überprüft er, ob seine Narrenkappe auch richtig sitzt, ehe er gleich den Wagen besteigt. „Die Kappe ist ein bisschen zu klein“, erklärt er. „Erst recht, weil ich jetzt eine Mütze darunter habe. Karneval ist dieses Jahr sehr früh und es ist heute richtig kalt.“ Doch die Kappe sitzt – dank kleiner Haarklammern – sicher auf der Wollmütze.

Auch seine Venetia Sabine hat sich warm angezogen und den Schal fest um ihren Hals gewickelt. Für den Schal musste sie sich heute schon einige Sprüche anhören – ein Dortmunder Fußballschal an einer Düsseldorfer Venetia. Die Kollegen necken Sabine mit einem Augenzwinkern, doch der Schal bleibt dran.
Immerhin passt das Sonnengelb prima zu den Kostümen der Truppe –Fischer-Outfits mit gelben Regenjacken und Regenhüten.

Für Ralf und Sabine geht an diesem Tag ein Traum in Erfüllung: „Wir wollten unbedingt mal zusammen das Prinzenpaar werden, jetzt hat es geklappt“, freuen sie sich. Als Prinzenpaar der Werkstatt für angepasste Arbeiten (WfaA) hatten die beiden besonders am Freitag schon viel zu tun. „Wir haben auf der Bühne gestanden und Orden verteilt und auch selbst Orden bekommen.“ Venetia Sabine ist das erste Mal auf dem Karnevalswagen dabei und kann es kaum erwarten, dem närrischen Volk gleich die Kamelle zuzuwerfen.

Die vielen Kisten mit Bonbons, Mäusespeck, Popcorn und Schokoriegeln stehen bereits auf dem Wagen, weiterer Nachschub ist im Bagagewagen. „Aber am Ende ist alles weg“, weiß Siegfried Rosenberg aus Erfahrung. Der Vorsitzende des Werkstattrats war von Anfang an auf dem Wagen der WfaA mit dabei und auch selbst bereits zweimal Prinz. Doch auch die Teilnahme an der Fußgruppe macht ihm Spaß. „Da ist man näher an den Leuten als auf dem Wagen und kann den Kindern auch mal direkt etwas geben.“

In diesem Jahr feiert die WfaA mit ihrem Wal-Motiv auf dem Wagen einen besonders „fetten Karnewal“ – passend zu ihrem närrischen Jubiläum. Zum elften Mal ist die Werkstatt für behinderte Menschen mit einem eigenen Wagen beim Rosenmontagszug vertreten.

Nach so langer Erfahrung, ist die Gruppe ein eingespieltes Team. Viele der Mitarbeiter und Betreuer waren schon mehrfach beim Zug dabei. „Das Interesse bei den Mitarbeitern, mal beim Rosenmontagszug mitzumachen, wächst. Leider können wir den Wunsch nicht allen erfüllen, da es Voraussetzung ist, dass sie die Strecke zu Fuß gut schaffen können“, erklärt César Cartagena, Prokurist und Zug-Organisator der WfaA. Kurz bevor es los geht, erklärt er noch mal die wichtigste Regel. „Wir werden ein oder zwei Mal wechseln, so dass jeder mal auf dem Wagen fährt und läuft. Am besten, wenn der Zug gerade steht.
„Vor dem Rathaus möchte ich auf den Wagen auf die linke Seite, da sind die Kameras“, stellt eine Mitarbeiterin klar. Cartagena lacht. „Die Karnevalsprofis kennen sich schon aus.“

Auf geht’s auf dem Wagen, wo das Prinzenpaar eigentlich die ganze Fahrt lang freie Sicht auf Berlusconis blanken Hintern hätte. Der bissige Mottowagen fährt direkt vor dem der Werkstatt. Doch Prinz Ralf und Venetia Sabine wenden sich natürlich lieber an beiden Seiten den feiernden Karnevalisten zu. Aus vollen Händen werfen sie die Süßigkeiten in die Menge – und lachen über das ganze Gesicht. Bereits vor der offiziellen Zugstrecke stehen viele Zuschauer, in Richtung Altstadt werden es immer mehr. Kurz vor den Fernsehkameras nimmt Sabine ihre Mütze ab – die paar Minuten in der Kälte müssen ihre Ohren eben ertragen.

Dass gerade der Papst zurückgetreten ist und die Fernsehübertragung immer wieder unterbrochen wird, ahnt auf dem Wagen niemand. Doch kurz vor dem WfaA-Wagen schaltet die ARD zum Rosenmontagszug zurück. Ein paar Sekunden ist der große Wal mit seinen gelben Fischern zu sehen.

Kurz hinter dem Burgplatz steht der erste Wechsel an. Schnell wird klar, warum die Treppe genutzt werden soll, wenn der Zug steht. Es kann besonders auf dem Kopfsteinpflaster ganz schön wackeln, wenn der Wagen in Bewegung ist. Für Ralf und Sabine stellt sie Frage, wann sie wechseln sollen nicht – sie bleiben bis zum Schluss auf ihrem Thron stehen und freuen sich über ihr tolles Amt."

Die WfaA hatte wenige Tage zuvor einen Umzug durch den Südpark organisiert.

Text und Fotos: WfaA

Autor:

Janina Krause (Rauers) aus Hilden

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