Vom Jesuitenkloster zum Stadthaus zum Hotel

Noch ist es eine Baustelle, bald gelangen hier die Hotelgäste auf ihre Zimmer. Oben sieht man die Kreuzgewölbe aus der Zeit des Jesuitenklosters. In den Nischen der rechten Wand werden Kunstgegenstände aus der Sammlung des Hotelbesitzers ausgestellt. Foto: Siegel
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  • Noch ist es eine Baustelle, bald gelangen hier die Hotelgäste auf ihre Zimmer. Oben sieht man die Kreuzgewölbe aus der Zeit des Jesuitenklosters. In den Nischen der rechten Wand werden Kunstgegenstände aus der Sammlung des Hotelbesitzers ausgestellt. Foto: Siegel
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Voraussichtlich im April nächsten Jahres verschwindet in der Altstadt eine große Baustelle. Dort, wo dann ein Hotel seinen Betrieb aufnehmen wird, liegt ein Stück Düsseldorfer Geschichte.

Im Jahre 1619 berief Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm, der Großvater Jan Wellems, den Jesuitenorden nach Düsseldorf und wies ihm das Ossenbroich’sche Haus an der Mühlenstraße zu. Das Gebäude lag in einem Garten, dem heutigen Kanzleihof des Stadthauses. Dieses diente also als Jesuitenkloster, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft: die St. Andreas Kirche.

Massenverhaftungen durch die Gestapo

Der Gebäudekomplex wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrerer baulicher Veränderungen unterzogen. 1773 schließlich wurde der Jesuitenorden aufgelöst; das Stadthaus ging in staatlichen Besitz über und diente bis 1910 als Regierungsgebäude. Nach einer Phase des Leerstands erwarb die Stadt Düsseldorf das Stadthaus und nutzte es für die Stadt- und Polizeibehörde.

Zum unrühmlichen Teil seiner Geschichte gehört die Rolle, die das Haus während der NS-Zeit spielte. Hier fanden in den Jahren 1933 und 1934 Massenverhaftungen statt. Da die Gestapo das Stadthaus als ihren Hauptsitz im Regierungsbezirk Düsseldorf nutzte, wurden hier politische Gegner verhört und gefoltert.

Im April 1934 zog die Gestapo um. An ihre Stelle rückten städtische Behörden wie das Amt für Statistik und Wahlen, aber auch die 20. SS-Standarte, die Heeresstandortverwaltung und das Wehrbezirkskommando. Das Haus spielte also weiter eine Rolle in der Verfolgung politischer Gegner, Juden, Sinti und Roma und anderen im Dritten Reich verfolgten Gruppen.

Vom Stadthaus zum Hotel

Auch nach Kriegsende blieb das Stadthaus Verwaltungsgebäude. Seit 1985 steht es unter Denkmalschutz. 1987 wurde hier die Mahn- und Gedenkstelle eröffnet. Im Jahr 2009 verließen die letzten Behörden das Stadthaus, das an die Hotelkette Derag verkauft wurde. Die baut das historische Gebäude in ein Hotel um, das den Namen De Medici tragen wird – benannt nach Maria Luisa de‘ Medici, der Gattin Jan Wellems. Dessen Gebeine liegen noch im Mausoleum der Kirche.

Anfang November lud die Derag zu einem Baustellenrundgang in das künftige Hotel ein. Man sieht noch die Kreuzgewölbe in den Gängen, die an die Zeit des Jesuitenklosters erinnern. Hier werden auch Kunstgegenstände aus dem Besitz des Hotelinhabers in Glasvitrinen ausgestellt; man will dem musealen Charakter des Gebäudes Tribut zollen.

Mahn- und Gedenkstätte kehrt zurück

Neben „normalen“ Hotelzimmern wird es auch eine Kurfürstensuite geben. Die Räumlichkeiten sind an den Decken mit vergoldetem Stuck versehen. Über einem Kamin ist das Wappen von Cleve angebracht, zwei Türen sind mit den Wappen von Berg und Geldern versehen. Über 55 Millionen Euro haben die Umbau- und Sanierungsmaßnahmen insgesamt gekostet.

Das ehemalige Stadthaus wird nicht nur als Hotel dienen. Nach der Fertigstellung der Umbauarbeiten wird auch die Mahn- und Gedenkstätte wieder in das Gebäude einziehen.

Noch ist es eine Baustelle, bald gelangen hier die Hotelgäste auf ihre Zimmer. Oben sieht man die Kreuzgewölbe aus der Zeit des Jesuitenklosters. In den Nischen der rechten Wand werden Kunstgegenstände aus der Sammlung des Hotelbesitzers ausgestellt. Foto: Siegel
Ein prasselndes Kaminfeuer erwartet die Gäste in der Hotellobby. Foto: siegel
Autor:

Sascha Ruczinski aus Schwelm

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