Grube Messel-Weltkulturerbe für alle Zeiten.

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1995 wurde sie als erstes deutsches Naturerbe in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen. Der Blick in ihre Geschichte ist einzigartig. So sieht man die Entwicklung der Menschheit vor 48 Millionen Jahren, dem Eozän (Tertiärzeit). Dieser Status ist dem Grand Canyon und den Galapagos-Inseln gleichgestellt. Mit der Eröffnung des Besucherzentrums (2010) „Zeit und Messel Welten“ wurde der Besuch der Grube über eine Aussichtsplattform möglich. Während die erdgeschichtliche Bedeutung bereits vor 48 Millionen Jahren begann, wurde die wirtschaftliche Ausbeutung der Grube im Jahr 1859 aktuell. Es wurde eine Raseneisenerzgrube. Beim Abbau dieses Erzes stieß man auf braunkohlehaltiges Gestein welches vom Messeler See abgebaut wurde. Bis man dann auf Ölschiefer stieß und dessen Gewinnung bis zum Jahr der Schließung 1971. Große erdgeschichtliche Bedeutung errang die Grube bereits im Jahr 1876 als beim Abbau im Ölschiefer ein Alligatorenskelett (Crocodilus ebertsi) gefunden wurde. Und als eine 1898 von Ernst Willich veröffentlichte Dissertation mit einer umfassenden, wissenschaftlichen Abhandlung über die Grube deren Bedeutung allen klar wurde, erhielt 1912 das Großherzogliche Landesmuseum Darmstadt die Rechte an den Fossilfunden der Grube Messel. Es war 1923 als die Grube in den Besitz der Stinnes AG kam (später I.G.Farben). Ab 1945 unter amerikanischer Verwaltung bei der I.G.Farben. 1954 erhielt das Land Hessen die Schürfrechte für ein Paraffin-Mineralölwerk. Dieses wurde 1959 vom schwedischen Ytong-Konzern übernommen. Aber 1962 wurde die Gewinnung in allen Bereichen zunehmend unrentabel und bald eingestellt. Die inzwischen eingesetzte Suche nach einer zentralen Mülldeponie in Südhessen hatte die Grube Messel fest im Visier. Die zurückliegenden 48 Millionen Jahre waren nichts im Vergleich zu den politischen und wirtschaftlichen Streitereien die über Jahre hinweg nun folgten. Nach Ende des industriellen Ölschieferabbaus 1971 machten private Fossiliensammler aufsehenerregenden Funde in einer bisher vielleicht unterschätzten Grube. 1974 erhielt das Forschungsinstitut Senckenberg eine Grabungsbeteiligung. 1976 eröffneten sie der Grube eine herausragende Bedeutung. 1977 wurde der Antrag auf die Genehmigung einer Deponie gestellt. 1979 erhob das Institut Senckenberg Einspruch. Hessens Ministerpräsident Holger Börner (CDU) beschwichtigte sie mit dem Hinweis ein Teil der Grube bliebe für Grabungen gesperrt. Somit begannen 1981 die Bauarbeiten für die Deponie. Erst im Jahr 1985 nach dem Amtsantritt der Rot-Grünen Landesregierung gelang es alles rückgängig zu machen. Einen großen Beitrag dazu lieferte auch die Messeler Bürgerinitiative zur Verhinderung der Mülldeponie. Diesen Bürgern wurde vor Jahren die Ehrendoktorwürde der Stadt Messel verliehen. Nachdem die Grube 1991 vom Land Hessen für 32,6 Millionen Mark gekauft worden war, übertrug es den Betrieb der Grube der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, die seither dort, offiziell unter bergrechtlichen Bedingungen, zu wissenschaftlichen Zwecken Ölschiefer abbaut. Mittlerweile war die Grube Messel aufgrund zahlreicher Funde von einzigartiger Qualität zu einer Fossillagerstätte von Weltrang aufgestiegen, weshalb das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst 1994 bei der UNESCO die Aufnahme der Grube Messel in die Liste des Welterbes beantragte. Am 8. Dezember 1995 wurde sie unter dem Eintrag Messel Pit Fossil Site zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt. Zu Ehren von Joschka Fischer, der sich als hessischer Umweltminister gegen eine Nutzung der Grube als Mülldeponie engagiert und 1991 den Vertrag zum Ankauf der Grube durch das Land Hessen unterzeichnet hatte, wurde im Jahr 2004 ein fossiler Python aus dem Ölschiefer Palaeopython fischeri benannt.

Autor:

Alfred Wolff aus Düsseldorf

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