Im Wald der blauen Blumen - jetzt mit Text und Fotostrecke

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Noch ist es ein Geheimtipp.

Eine beliebte Übung in Sprachkursen ist schon mal, dass man erzählt, wo man wohnt, was man tagtäglich so treibt und auch, wo man geboren ist.

So taten wir es vorletztes Jahr auch im Schwedisch-Kurs. Als ich an der Reihe war und wahrheitsgemäß von meinem Geburtsort Baal berichtete, ging ich, wie so oft schon, davon aus, dass dieser Ort niemandem bekannt ist. Schon immer musste ich den Menschen erklären, dass er an der Bahnstrecke Mönchengladbach-Aachen liegt. Denn selbst wenn ich sage, dass es ein Stadtteil von Hückelhoven ist und sich zwischen der City von Hückelhoven und der Stadt Erkelenz befindet, weiß kaum jemand, wo das ist.

Doch diesmal war es anders. Mariette, unsere Pflanzenliebhaberin, wurde sofort hellhörig und sagte: „Baal? Das kenne ich. Da wachsen doch die blauen Blumen!“
Nun war wiederum ich ratlos. Blaue Blumen? Hatte ich noch nie gehört.
„Welche blauen Blumen denn?“
„Na, die Hyacinthoides non-scripta, klärte mich die Fachfrau auf, „die wachsen doch dort im Frühjahr in Massen“.

Zunächst versuchte ich sie davon zu überzeugen, dass sie das wohl verwechsle und sicherlich einen anderen Ort meint. Denn es ist ja wohl kaum möglich, dass ich über 20 Jahre in dem Ort gelebt habe und mir dieses Wunder der Natur entgangen sein soll.

Doch Mariette blieb hartnäckig.

So befragte ich meine Bekannten und Verwandten in Baal und siehe da, der eine oder andere hatte schon mal davon gehört, kannte jemanden, der schon mal da war und wusste sogar, dass auch schon mal Leute von weit her kommen, um sich die Attraktion anzuschauen.

Nach einer ungefähren Wegbeschreibung machten wir uns also auf den Weg, das „Blaue Wunder“ zu suchen und hoffentlich zu bestaunen.

Wir wurden nicht enttäuscht.

Ein schmaler Feldweg führte uns von der Straße zwischen Doveren und Baal in ein Wäldchen. Zwei Fahrradfahrer kamen uns entgegen und wiesen uns sofort den weiteren Weg. „Sie wollen bestimmt auch zu den blauen Blumen!“

Bereits aus einiger Entfernung kann man den blauen Blütenteppich wahrnehmen. Es ist wirklich ein Meer von wunderhübschen blauen Blüten, so weit das Auge gucken kann. Besonders schön ist es dort, wo die Sonnenstrahlen sich durch die Baumkronen kämpfen und so den blau gefärbten Waldboden in ein wunderschönes Licht tauchen.
Wir genossen eine ganze Zeit nicht nur den herrlichen Anblick, sondern auch den betörenden Duft, den das Atlantische Hasenglöckchen in der gesamten Umgebung verbreitet.

An einem Baum fanden wir eine Beschreibung, und später habe ich mich im Internet noch weiter schlau gemacht:

Das Atlantische (oder auch Englische) Hasenglöckchen (Hyacinthoides non-scripta) gehört zur Familie der Hyazinthengewächse. Die Pflanze kann bis zu 50 cm hoch werden. Die Blütenhülle ist schmal glockig und mit stark zurück gekrümmten Zipfeln. Die Farbe ist dunkelblau, selten weiß oder rötlich. Das Hasenglöckchen blüht von April bis Mai. Das Areal zwischen Baal und Doveren ist eines der ausgeprägtesten in Deutschland. Die Pflanze ist zwar nicht gefährdet, steht aber unter Naturschutz.

Eigentlich ist es ja nicht sinnvoll, einen Geheimtipp an die Öffentlichkeit zu bringen. Aber ich habe keine Befürchtungen, dass es demnächst dort zu Menschenaufläufen kommen wird.
Man muss nämlich ein gutes Stück zu Fuß laufen, es gibt keine Parkplätze in der Nähe. Im Wäldchen befindet sich nur eine einzige Bank, die Beschreibung der Pflanze ist in einer Plastikfolie an den Baum geheftet. Zu Essen und zu Trinken findet man weit und breit nicht.

Ich vermute und hoffe, dass sich das vorläufig da auch nicht ändern wird.

Wer trotzdem noch hin will, soll es tun. Denn es ist dort einfach nur schön.

Autor:

Birgit Schild aus Düsseldorf

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