Tai Chi - Kassenzertifizierung des Lehrers ein Qualitätsmerkmal?

Was machen nur die Menschen im Park dort? Die, die sich in Gruppen zusammentun und sich in Zeitlupe bewegen? Des Rätsels Lösung ist einfach: Tai Chi, eine aus China kommende Sport- und Bewegungsart, die mehr hält, als sie verspricht. Ursprünglich nutze man diese langsame Bewegungsart um sich als Krieger für einen bevorstehenden Kampf vorzubereiten - die Kampfbewegungen sollten ausgeführt werden, ohne nachdenken zu müssen. Wollte man sich gegen Gegner zur rechten schützen, wurde entsprechend die Bewegung ganz langsam und konzentriert ausgeführt. Der Übende beobachtete dabei jede seiner Körperbewegung, die notwendig ist, um sich zu schützen, also die Haltung einzunehmen. Nur so bekam er ein Gefühl dafür, wie der Körper und die entsprechende Abwehr funktiniert - er tat was er dachte und dachte was er tat.

Heute ist Tai Chi in der Gesundheitsprävention und Rehabilitation kaum noch weg zu denken - die klassische Schulmedizin hat diese Art der Bewegung und Konzentration bereits für viele Krankheiten als heilsam erklärt. Ärztebriefe bestätigen die Wirksamkeit z. B. bei Parkinson-Syndrom und Alzheimer. Konzentrationsdefitzite bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen können trainiert und aufgeholt werden, Depression kann gemildert werden, Suchtkranke erfahren durch die Konzentration auf sich selbst Ruhe und Kraft.

Auch ist der sportliche Trainingsaspekt nicht ausser Acht zu lassen: Muskeln in den Beinen, den Armen, dem Rücken, den Schultern und den Nacken werden sanft trainiert - Gelenke der Arme, der Füße, der Knie, der Hände und des Beckens werden ebenfalls sanft gedehnt.

Dennoch, leider ist diese Art der Bewegung nicht geschützt, so dass es leider qualitativ zu grossen Unterschieden bei den Anbietern kommen kann. So erhält zwar jeder, der aus einem Heil- oder pädagogischen Beruf kommt, bei entsprechender Weiterbildung eine "Krankenkassenzulassung", so dass Kursteilnehmer die Kosten für den Kurs bei einigen Krankenkassen zur Erstattung einreichen können, aber ein Qualitätsbeweis selbst ist das nicht!

Ausgebildete Lehrer, die Tai-Chi auf dem sogenannten 2. Bildungsweg oder in Eigenregie ihre Ausbildung selbst bezahlt und aus Passion gemacht haben, erreichen eine solche Kassenqualifizierung kaum bzw. nur mit sehr grossem zeitlichen und finanziellen Aufwand. Da die meisten Tai-Chi-Lehrer diese sanfte Art der Bewegung und Konzentration nebenberuflich anderen Menschen vermitteln, ist die Kassenzulassung meist nicht realisierbar.

Ich, zum Beispiel, bin begeisteter Tai-Chi und Qigong-Lehrer und ich liebe es, die Verwandlung der Menschen zu sehen, die meine Kurse besuchen. Ich bin immer wieder fasziniert, was "Ruhe und Bewegung" beim Menschen hervorrufen kann. Gedankenferien - genau das ist Tai Chi für mich. Mittlerweile haben sich meine Kurse und meine Art des Unterrichts etabliert und ich bin nicht darauf angewiesen, die Kassenzulassung zu erlangen um meine Kurse oder Seminare voll zu bekommen - dennoch, bitte denken Sie immer daran, dass die Zulassung in keiner Weise ein Qualitätsmerkmal des Lehrers darstellt.

Nehmen Sie sich die Zeit und beobachten Sie Ihren Lehrer - sie werden selbst bald feststellen, was seine Motivation ist, den Kurs zu veranstalten und seine Hingabe und Eignung für sich selbst herausfinden. Sind sie entspannt und fühlen sich wohl nach dem Unterricht, so ist es defintiv die richtige Wahl für Sie gewesen... :-)

In diesem Sinne wünsche ich allen, die sich für Tai Chi begeistern oder dies gar praktizieren eine ruhige Woche mit viel Bewegung und Entspannung, mit einigen Ruhezeiten und viel Sonne.

Andrea Jansen
www.laechle-jeden-tag.de