Als Maria einen neuen Josef bekam

Wenn ich mir meine gerade aufgestellte Krippe anschaue, werde ich an die Geschichte mit Maria und ihren neuen Mann erinnert.

Meine Eltern waren beide wenige Jahre vor ihren Tod sehr hinfällig geworden. Den Alltag bewältigten sie nur noch mit Hilfe, Vater wurde körperlich immer weniger, und Mutter körperlich und geistig.

Wir Kinder halfen, wo wir konnten und wie es uns möglich war.

So war es selbstverständlich, dass ich ihnen zu Weihnachten einen Tannenbaum besorgte und die Krippe aufbaute, die schon mehrere Generationen überlebte.

Natürlich musste das Ganze ja auch nach Neu Jahr wieder weg geräumt werden.

Jede Krippenfigur wickelte ich einzeln in Küchentüchern, um sie dann sorfältig- bereit für das kommende Jahr- in einen Karton zu legen.

Aber wie der Zufall es will, Josef "überlebte"die Prozedur nicht und fiel auf den Boden, ich schätze mal 15 teilig.
O je, dachte ich, was wird nächstes Jahr sein, wenn es beim Krippenaufbau keinen Hl. Josef gab?

Aber irgendwie hatte ich auch einen anderen Gedanken :"Vielleicht brauchen wir den Josef dann auch nicht mehr?"

Und wieder nahte der Dezember und ich hatte wieder die ehrenvolle Aufgabe die Krippe aufzubauen.
Doch wo sollte ich einen neuen Josef herzaubern?
Denn diese Figur sollte ja auch zu Maria passen: ca 16 cn groß, aus Gips, nach rechts zum Jesuskind hinschauend usw., halt ein Mann wie der Alte eben.

Ich schlich mich also in den Keller, holte den alten Josef, versteckte ihn vor meinen Eltern und flickte ihn nordürftig wieder zuasammen.

Und dann klapperte ich mit ihm einige kunstgewerbliche Geschäfte hier in der Umgebung ab mit der Frage:" Haben sie soooo einen Josef?"
Doch niemand hatte sooo einen Josef.

Jemand gab mir dann den klugen Rat, nach Kevelaer zu fahren, um es dort zu versuchen.

Und so fuhren mein Karli und ich an einem der Adventssonntage mit unseren kaputten Josef nach "Weihrauch City."

Das war schon eine Tortour dort hin zu kommen, mindestens 2 km vor Kevelaer kamen wir nur im Schritttempo voran. Aber irgendwann erreichten wir unser Ziel und fanden auch schnell einen Parkplatz, zogen mit unserem Josef los und klapperten mindestens 10 Geschäfte ab: nix da.

Der eine Josef war zu groß, der andere zu klein, aus Holz, wieder ein anderer kniete falsch oder schaute in die andere Richtung.
Vom schmucken Städtchen Kevelaer im Weihnachtsglanz bekamen wir kaum etwas mit.
Auch auf dem wunderschönen Krippenmarkt mit lebenden Tieren war kein soooo ein Josef zu erwerben.
Genervt und völlig fertig wollten wir schon nach Hause fahren, als ich ein letztes Krippenfigurengeschäft entdeckte.

Und siehe da- eine nette Verkäuferin verkaufte uns einen neuen Mann an Marias Seite, er sah zwar bedeutend älter aus als der alte, was solls- ältere Männer zu haben ist ja zur Zeit "in"
Und Maria akzeptierte ihn sofort, logisch- sie brauchte sich ja auch nicht an einen anderen Namen zu gewöhnen. Und fromm war der neue Mann auch.

Wenige Tage später baute ich meinen Eltern ihre Krippe wieder auf.
Aber mittlerweile war meine Mutter so hinfällig geworden, dass sie es nicht gemerkt hätte, hätte ich ihr ein Play-mobil Männchen als Josef hingestellt .

Aber jetzt bin ich doch froh, denn die Krippe steht zu Weihnachten bei uns im Wohnzimmer. Der kaputte Josef schlummert aber weiterhin im Krippenkarton, und Maria versteht sich bestens mit ihrem neuen Mann.

Ich werde die Krippenfiguren hegen und pflegen, so dass mit nicht wieder so ein "Malheur" passiert.

Autor:

Christa Palmen aus Düsseldorf

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