Anblick des Grauens

In den 60er Jahren gehörte es für eine ordentliche Hausfrau einfach dazu: Die Kaffeehaube, um den Kaffee warm zu halten, und der Tropfenfänger, damit nichts auf die gestärkte, blütenweisse Tischdecke tropfte.

Die Kaffeehaube war so ein augenbeleidigendes grottenhässliches Monstrum- ähnlich einem dicken Kissen- und wurde vorsichtig über die Kanne gestülpt. Moderne Isolierkannen kannte man ja damals noch nicht.

Und wir Kinder zogen uns die noch warme Kaffeehaube über den Kopf, und liefen durch die Küche und spielten damit " Fang den Hut."
Und Mutter hinterher- damit das gute Stück nicht kaputt ging.

Der Tropfenfänger bestand aus einem meist gelben dünnem Schaumstoffröllchen, und sah immer ekelig aus, wenn er schmutzig war.

Denn Bohnenkaffee war damals etwas besonderes und gab es bei uns nur sonntags.

Jeden Tag wurde bei uns Punkt halb 4 Kaffee getrunken.

Wochentag gab es den guten "Lindes" in der blau weiss gepunkteten Packung oder "Kathreiners Kaffee", den sogenannten "Muckefuck" mit selbstgebackenem Weißbrot und Marmelade.

Kaffeefilter gab es noch nicht.
Die von Hand gemahlenen Kaffeebohnen kamen erst in so ein "blechernes verdötschtes Dings", dann heisses Wasser drauf, dann musste der Kaffee eine zeitlang "ziehen".Anschliessend wurde er durch ein Sieb in eine große Kanne geschüttet.

Jeden Samstag wurde für Sonntag gebacken: meist Rodonkuchen, oder Apfelkuchen "sehr fein" aus dem berühmten gelben Dr. Oetker Backbuch. "Backen macht Freude".

Aber an besonderen Feiertagen, wie Weihnachten, Ostern, Pfingsten und zum Schützenfest kam der "Frankfurter Kranz" auf den Tisch, eine langwierige Herstellungs- und Backprozedur mit selbstgemachter Buttercreme. Es passierte oft, dass diese Creme "gerann",aber irgendwie haben meine Mutter oder die Oma das immer "hin" bekommen.

Und lecker ist der Frankfurter Kranz bis heute geblieben.

Autor:

Christa Palmen aus Düsseldorf

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