Arschloch mit "R"

Freitagnachmittag, herrliches Wetter. Es geht hoch her in der Sandkiste auf dem öffentlichen Spielplatz.
„Du bist ein Arschloch.“
„Du bist ein Doppelarschloch.“

Ich versuche dazwischen zu gehen. Keine Chance. Was gesagt werden muss, muss gesagt werden:
„Du bist ein Dreimillionentausendarschloch.“
Erst fliegt Sand, dann die Fäuste, die Brille, ein Schuh, der Tornister bis es Zeit ist zu gehen.

Zu Hause sucht die geballte Wut immer noch ihren Weg: „Ich schreib‘ einen Brief.“
„Was willst Du denn schreiben?“
frage ich mein schnaubendes I-dötzchen. Er will es mir nicht sagen und holt sich anstatt dessen Papier und Stift, setzt sich an den kleinen Tisch, schirmt seine Botschaft mit der Hand vor meinen Blicken ab und fängt an zu schreiben.

„Mama, wie schreibt man ein „R“?“ kommt es schon bald aus der hinteren Ecke des Wohnzimmers. „“R“ wie Arschloch meinst Du?“
Ich frage ihn, warum er das schreiben will und bekomme eine prompte Antwort. Sein Freund hat ihn geärgert.
Ach, wie gut ich das verstehen kann. Wem ich alles regelmäßig Worte mit „R“ an den Kopf schmeißen möchte, und mit „M“, und mit „T“: gRMpfT! Aber ich verkneife es mir, denn ich bin ja schon groß.

Ich psychologisiere noch ein wenig an ihm herum, ob das richtig sei und was er denn EIGENTLICH wolle – er ist doch Dein Freund?! Es hilft alles nichts, dem Ärger muss Raum verschafft werden. Immerhin wird voller Wut am Ende auch der Brief zerrissen. Und verbrannt.

Ich stehe auf dem Schulhof, Montag – der Beginn einer neuen Woche. Sie kommen mir freudestrahlend entgegen und wollen zum Spielplatz. „Auf ein Neues,“ denke ich mehr oder weniger erleichtert und wüsste zu gerne, mit welchen Buchstaben sich das Zauberwort für diese Art der Leichtigkeit schreibt.

Autor:

Femke Zimmermann aus Düsseldorf

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