Ehrlich währt am längsten?

Lieber "Maus" als "Elefant"?

Mal ganz ehrlich: Es gibt Komplimente, die muss man erst einmal verdauen.
Nicht weil sie so schlimm wären, nein, im Gegenteil, sie kommen so positiv daher, dass man sich erst einmal fragt, ob man tatsächlich selbst gemeint ist.
Man sieht sich um, stellt fest da ist keiner, guckt an sich selbst hinunter und denkt „Nein, das gilt nicht Dir.“
Ich muss es ja nicht glauben. Ich kann den Komplimentemacher auch für einen Narren halten.

Oder ich kann ihm unterstellen, er verfolge mit seinem Lob eine bestimmte Absicht, eine eigennützige gar. Wahrscheinlich kommt dieser Fall sogar häufiger vor, als man denkt.
Nur, um EIN Beispiel zu nennen: „Mmmm, Mama, das hast Du lecker gekocht…. Die Hose steht Dir übrigens total gut…. Darf ich heute Abend länger wegbleiben?“
Zur Relativierung stark subjektiv motivierter Komplimente schadet es nicht, mögliche Beweggründe für die Anerkennung zu hinterfragen.
Hierbei sollte allerdings bedacht werden, dass die meisten Komplimente einer zeitlichen Begrenzung unterliegen. So kann die hautenge Hose, im einen Moment noch positiv aufgefallen, im nächsten bereits für Gelächter sorgen, wenn beim Hinsetzen deutlich wird, dass DAS mit einem Stretch-Stoff nicht passiert wäre.
Etwas peinlich, aber dennoch dankbar angenommen wird in diesem Fall die freundliche Aufmerksamkeit hinter vorgehaltener Hand: „Entschuldigen Sie, man kann Ihre Unterhose sehen.“

Ein Lob muss natürlich verstanden sein, damit es angenommen werden kann.
Der hier erwähnte junge Mann aus der Nachbarschaft wusste genau wovon ich sprach, als ich ihm letztens meine Begeisterung über das Video bei youtube kundtat, das ihn bei unglaublichen Stunts mit seinem BMX-Rad zeigt. Er errötete zwar, aber er freute sich, auch noch, als ich vorgestern wieder, dieses Mal nur mit einem kleinen Kopfnicken, an ihm vorbeilief.
Das „Elefantenherz“ hingegen verbrachte eine schlaflose Nacht, nachdem ich ihm meine Liebe, in Form eines nach ihm benannten Textes, kundgetan hatte. Es konnte die Botschaft nicht verstehen, guckte an sich selbst hinunter und dachte: „Nein, das gilt nicht mir.“
Manche Ehrlichkeit verliert an Ehrenhaftigkeit, sobald sie ausgesprochen ist.
Nicht jeder mag es, mit einem Elefanten verglichen zu werden.
Seitdem beschäftige ich mich mit der Frage, ob ehrlich wirklich am längsten währt.

Was meinen Sie?

Autor:

Femke Zimmermann aus Düsseldorf

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