Itsy Bitsy Teenie Weenie...

...acht, neun, zehn – na, was gab’s denn da zu seh’n?

Leuchtend blau mit figurfreundlichen Senkrechtstreifen, keineswegs erforderlich bei dem zierlichen Körper - chic sah er aus, mein erster Badeanzug.
Bewundernde Blicke der Strandbevölkerung blieben ihm jedoch vorenthalten, da es beim Plantschen in der Zinkbadewanne im Innenhof bei uns zu Hause an Zuschauern mangelte.
Wenn im Sommer das Thermometer Richtung 30 Grad stieg, wurde die schwere Wanne ins Freie geschleppt und Eimer für Eimer Wasser eingefüllt. Mehrere Tage musste es sich erwärmen, dann durften wir hinein in die Bütt, so hieß sie nämlich bei uns.
Der Badeanzug wurde erst gekauft, als es sich nicht mehr schickte, im nassen Schlüpfer über die Wiese zu hüpfen und auch, weil man ihn ja vielleicht demnächst in der Schule zum Schwimmunterricht bräuchte.

Nach einigen Eifelurlauben und Ferien am Rhein zog es die Familie in den 1960er Jahren in den Urlaub zum Nordseestrand. Dort sah ich die ersten Bikinis am lebenden Objekt, und der Wunsch nach dem Besitz einer solchen Winzigkeit ließ mich nicht mehr los.
Dass die Teilchen manchmal umso teurer sind, aus je weniger Stoff sie bestehen, wollte ich nicht unbedingt einsehen. Wieder zu Hause, erwarb ich also meinen ersten Zweiteiler während des Sommerschlussverkaufs. Bunt gemustert mit überwiegend Grün, so trug ich ihn mehr zur Schau als im Wasser. Es folgten Exemplare mit apfelgrünen Punkten auf weißem Grund, weißen Pünktchen auf Rot, die Oberteile wurden hinten oder vorn gehakt, das Höschen hatte Schleifchen an der Seite oder auch nicht. Sogar ein selbstgehäkeltes Prachtstück befand sich in meiner Sammlung.

Im Bikini neben dem Strandkorb, auf dem Bauch liegend im Sand, am Strand von Almeria oder auf der Dachterrasse in Cannes – so zeigt das alte Fotoalbum die modische Entwicklung meiner Badebekleidung. Gern schau ich mir auch immer noch das Foto an, auf dem meine Schwiegermutter mit ihren drei Schwiegertöchtern auf einer Decke im Garten sitzt, alle vier im Bikini.
Unvergessen die Kombination Bikini und kunstblumengeschmückte Plastikbadehaube im Hallenbad, weil's eben Vorschrift war, das lange Haar einzupacken.

Wenig Stoff auf brauner Haut war damals das Schönheitsideal. Kein Gedanke an einen hohen Lichtschutzfaktor beeinflusste das Sonnenvergnügen, Furcht vor Hautkrebs kannten wir nicht, keine Angst vor Lederhaut oder Falten im Alter. Bikinistreifen waren gefragt, weiß war der Po und braun der Bauch.

Den berühmten Zweiteiler soll es bereits im Altertum gegeben haben, und legendäre Bikini-Szenen mit Schönheiten wie Brigitte Bardot, Ursula Andress oder Halle Berry sind unvergessen. Lange bevor 1960 Caterina Valente samt Bruder als „Club Honolulu“ Platz 1 der deutschen Hitparade mit „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strand-Bikini“ belegten, präsentierte meine Mama ihren selbst geschneiderten Badezweiteiler aus normalem Stoff am Uferstrand vom guten alten Vater Rhein.

Auch die Einteiler hatten ihren Reiz. Vorn und hinten ausgeschnitten, am Bein hoch angeschnitten, mit buntem Papageienmuster, so trug ich sie immer mal wieder zwischendurch. Doch die Bikinis habe ich mehr geliebt.

Inzwischen stellt sich sich für mich nicht mehr, die Frage nach dem Einteiler oder Zweigeteilten. Der Einteiler hat das Rennen gemacht – fürs Thermalbad.

Autor:

Birgit Schild aus Düsseldorf

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