Der Unterschied: Kameradschaft oder Kumpanei

einsam...

„Immer wenn wir auf unserem Zettel den Hinweis entdecken „Sozialamt“ dann wissen wir: das wird wieder eine ganz traurige Angelegenheit! Eine Beerdigung, einfachster Sarg, keine Blumen, meist auch keine Trauernden. Menschen die am Ende ihres Lebens mehr oder weniger verscharrt werden. Doch diesmal sollte es ganz anders werden.. überraschender Weise fanden sich viele Menschen aus der Gemeinschaft der Schützen, welche den Verstorbenen auf seinem letzten Weg begleiteten.“

So die Worte des Diakons, der sich in seiner Ansprache erstaunt zeigte, auch darüber das die Kapelle am Südfriedhof bis auf den letzten Platz gefüllt war. In der Tat: einmal jährlich, zum Totensonntag gedenken die Bilker Schützen ihrer verstorbenen Kameraden, diesmal waren sie so zahlreich das viele die kleine Gedenkfeier nur von Außen mitverfolgen konnten.

Flimmerte Stunden zuvor noch ein Bericht über die TV Bildschirme der zeigte das tagtäglich immer mehr Menschen den letzten Weg ohne Angehörigen gehen müssen, in der Anonymität der Großstädte vereinsamt sind, so zeigte sich am Eingangs genannten Beispiel, das genau dieses im Kreise der Schützenfamilien anders aussieht.

Willi war ein Kamerad wie viele Andere auch. Er war halt „dabei“, unauffällig, er lebte einsam und seine Schützenkompanie war ihm im Laufe der Jahrzehnte lieb geworden. Er sorgte für den Schmuck des Vereinslokals, spendete Preise für die Tombola, tat das wozu er in der Lage war. Zumindest bis er in seiner Firma aus wirtschaftlichen Gründen entsorgt wurde, schließlich war er auch nicht mehr der Jüngste.
Willi lebte allein, anders kannten wir ihn nicht, durch die Arbeitslosigkeit wurde er noch einsamer, Alkohol wurde zum Problem, die Schützenkameraden kümmerten und sorgten sich, alles half nur mäßig. Er wurde krank, Zungenkrebs lautete die schreckliche Diagnose und wir sahen ihn seltener. Er wählte für seinen letzten Lebensabschnitt die gewollte Einsamkeit, doch auf seinem letzten Weg waren es viele die ihn dann doch begleiteten. Kameradschaft ist ein Begriff der nicht mit dem Tod endet… selten hat Willi so viel Besuch begrüßen können wie am Totensonntag!

Zuvor hatte die Gemeinschaft der Bilker Schützen das Grab des Letzt-Verstorbenen und das Grab eines verdienten Kameraden besucht bevor am Hochkreuz ein Kranz für alle Verstorbenen niedergelegt wurde. Die Namen der im letzten Jahr Verschiedenen wurden traditionell an dieser Stelle verlesen, für Jeden ein Licht entzündet.

Hier zeigt sich was „Kameradschaft“ bedeutet, das ist eben weit mehr als Sauferei und Kumpanei, auch wenn es viele Menschen so sehen mögen. Vorurteile mit denen Vereine, insbesondere Schützen, zu kämpfen haben, sind oft falsch und beruhen auf Unwissenheit.

Viele Menschen erkennen eben sehr spät wie einsam sie sind, die rund 15.000 Schützenkameraden und ihre Angehörigen hingegen erleben und freuen sich tagtäglich dieses Miteinanders…

Autor:

Rene Krombholz aus Düsseldorf

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