"Black & White - Von Dürer bis Eliasson" Kunst ohne Farbe im Museum Kunstpalast

Plakat zur Ausstellung "Black an White. Von Dürer bis Eliasson" im Museum Kunstpalast
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"Black an White - Von Dürer bis Eliasson", die aktuelle Ausstellung im Museum Kunstpalast zeigt Kunstwerke in Schwarz-Weiß und in feinen Grauabstufungen. Mit ca. 80 Arbeiten aus 700 Jahren gelingt der Ausstellung ein Überblick zur Schwarz-Weiß-Kunst und dokumentiert, dass schon seit Jahrhunderten Künstler/Innen ihre Palette bewusst auf Schwarz-Weiß und Grautöne reduziert haben.

Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der National Gallery in London erarbeitet, wo sie nach über vier Jahren Vorbereitungszeit im Oktober letztens Jahres unter dem Titel "Monochrome: Painting in Black and White" gezeigt wurde. Die Düsseldorfer Schau ergänzt die gezeigten Gemälde, Glasmalereien, Grafiken und Installationen zusätzlich durch die Sparte Fotografie.

Die Ausstellung umfasst eine große Zeitspanne: angefangen von mittelalterlicher Grisaille-Malerei und Ausstattung von Kirchenräumen im 14. Jahrhundert bis hin zu begehbaren Raum-Installationen aus dem 21. Jahrhundert. Das ist in dieser Form einzigartig. Bisher wurde das Thema Schwarz-Weiß zu einzelnen Künstlern behandelt, noch nie aber in diesem umfassenden Kontext. "Die Ausstellung stellt die spannungsvolle Geschichte einer Welt ohne Farbe vor, die viele Künstler in ihren Bann zog, aber bislang kaum erzählt wurde", sagt Felix Krämer, Generaldirektor Museum Kunstpalast.

Bewusste Entscheidung für Schwarz-Weiß

Auf die Frage, warum sich Künstler/innen der reduzierten Palette verschrieben, wenn ihnen doch die ganze Vielfalt einer Farbpalette zur Verfügung stand, gibt es vielerlei Antworten.

Im Mittelalter forderte die Strenge der kirchlichen Liturgie eine Einschränkung der Farbpalette. Die Zisterzienser Mönche verbannten die Farben aus Kirchen und Klöster, erschien ihnen die Farbigkeit doch zur sehr Ablenkung vom Gebet. In der Fastenzeit wurden farbige Wandbemalungen und Kunstwerke in Kirchen mit monochromen Leinentüchern verhängt. Ein schönes Beispiel dazu ist die Leihgabe aus Genua, ein raumhohes, mit Öl auf Indigo eingefärbtes Leinentuch.

Die Reduzierung auf Schwarz-Weiß und Grautöne nutzten Künstler auch für Studien von Licht und Schatten oder zu Vorzeichnungen für farbige Gemälde. Andere Künstler wiederum wetteiferten mit anderen Kunstgattungen wie der Bildhauerei und schufen Gemälde, die so plastisch wie Reliefs erschienen. So wurde die eigene Virtuosität unter Beweis gestellt und gleichzeitig auf bestimmte Themen, Konzepte oder Techniken aufmerksam gemacht. So entstanden meisterhafte Trompe-l'œil-Malereien.

Das Interesse an monochromer Malerei wuchs, auch abseits des sakralen Bereichs. Die Bezeichnung Grisaille-Malerei setzte sich für jegliche Art von Ton in Ton Malerei durch. Es entstanden eigenständige Arbeiten, aber auch monochrome Gemälde von bereits existierenden, farbigen Bildern. Ein gutes Beispiel dafür ist eines der Highlights der Ausstellung: das einzige Schwarz-Weiß-Gemälde des in mehreren Farbversionen bekannten Frauenaktes "Die große Odaliske" von Jean Auguste Dominique Ingres. Unser "Postergirl", wie Lelia Packer, eine der Kuratorinnen der Ausstellung lächelnd bemerkt, denn der Frauenakt macht Werbung auf Plakate und Flyer für die Ausstellung.

Es sind hochkarätigen Leihgaben zu sehen, Werke von Andrea Mantegna, Peter Paul Rubens, Rembrandt van Rijn, Arbeiten von Pablo Picasso, Jackson Pollock, Bridget Riley und von Gerhard Richter ebenso ist die Zero-Kunst mit Heinz Mack und Günther Uecker vertreten.

Stammen die Arbeiten auch aus verschiedenen Jahrhunderten, die Reduzierung auf Schwarz-Weiß und Grau haben sie gemeinsam. Diese Reduzierung lenkt die Aufmerksamkeit auf Bildstrukturen und Oberflächen und bewirkt eine Schärfung der Wahrnehmung und eine Sensibilisierung für die Bedeutung von Farbe.

Eine Welt ohne Farbe

Wie eine Welt gänzlich ohne Farbe aussieht und sich anfühlt, erfährt man in der begehbaren Raum-Installation "The Collector´s House" des belgischen Künstlers Hans Op de Beeck. Offensichtlich ist es das Heim eines Sammlers. Gemälde, Skulpturen, Bücher, Flügel, alle Einrichtungsgegenstände bis hin zum banalen Alltäglichen wie Getränkedosen, Aschenbecher, Laptop - ja sogar Hund und Menschen sind wie mit einer grauen Patina überzogen. Eine Party hat wohl stattgefunden, eine Flasche schwimmt im schwarzen Wasserbecken, Damenpumps liegen herum. Gleichbleibendes Licht von oben, leichte Musik. Irgendwie scheint die Zeit stehen geblieben, leblos, farblos, tot. Unweigerlich wird man an Pompeji erinnert. Eine Momentaufnahme nach einem Super-Gau. Nur die Besucher bringen Farbtupfer hier herein. Der Überraschungseffekt weicht mit der Zeit einer bedrückenden Stimmung.

Noch ist die Ausstellung nicht zu Ende. Es folgt eine weitere Raum-Installation: "Room for One Colour" des dänisch-isländischen Künstlers Olafur Eliasson. Ein leerer Raum, der von monofrequenten Natriumdampflampen in kräftiges, gelbes Licht getaucht wird. Dieses Licht schluckt alle Farben. Hat man gerade noch als Besucher die einzigen Farben in die vorherige Installation gebracht, ist man nun selbst ohne Farbe und grau schattiert. Ist das wirklich? Man mag es kaum für möglich halten.

Ende der Ausstellung. Wenn man möchte, kann man nun nochmals mit geschärftem Sinn durch "Black an White" gehen. Oder hinaus ins farbige Leben.

Die Ausstellung läuft bis zum 15.Juli 2018
Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen.
Weiter Infos hier

Die Fotos entstanden bei Vorstellung der Ausstellung und sollen einen kleinen Einblick vermitteln. Ich freue mich, wenn ich Euer Interesse habe wecken können.

Stiftung Museum Kunstpalast
Kulturzentrum Ehrenhof
Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf
www.smkp.de

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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