Samos - auf den Spuren der Göttin Hera

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Zum wiederholten Mal zieht es mich im Mai auf die wunderschöne griechische Insel Samos, zugehörig den südlichen Sporaden gegenüber von der Türkei.

Es zieht mich immer wieder nach Pythagorion, der lebendigen kleinen Hafenstadt im Süden der Insel. Lebendig geht es zu am kleinen Hafen, wo Fischer, Ausflugsboote und Segler bei ihrem Treiben zu beobachten sind Das ist immer wieder spannend, weil jederzeit mal eine Jacht auftauchen kann, deren Preis sich im obersten Millionenbereich bewegt und andererseits kann man alte Jachten und Segelboote beobachten, wie sie schon längst nicht mehr gebaut werden.

Ich lerne von meinem Begleiter, einem passionierten Segler, das man, wenn ein Schiff versucht anzulegen, höflicherweise immer mal schauen muss, ob man deren Tau entgegen nimmt, dieses durch den Ring am Boden zieht und zurück wirft, damit die Segler es einfach haben, ihr Boot zu befestigen.

Unser erster Ausflug führt uns nach Ireon, dort wo in einer großen Tempelanlage immer noch Reste des Hera-Tempels zu sehen sind, u.a. die einzige noch erhaltene Säule, die im Original wohl doppelt so hoch war. Polykrates, der vor ca. 2.500 Jahren diesen Tempel errichten ließ, sparte nicht an Material in seinem Größenwahnsinn. In die Geschichte ist er eingegangen als Tyrann, der einem luxuriösen Lebensstil frönte.Piraterie verhalf ihm, seinen Reichtum anzuhäufen. Einer seiner ärgsten Widersacher und Kritiker war Pythagoras, der sich vor ihm in einer Höhe verstecken mußte. In dieser Höhle lehrte er jedoch munter weiter, weil seine Anhänger zu ihm pilgerten und ihm die Treue hielten. Diese Höhle liegt oberhalb von Ormos im Süden der Insel und kann über eine Schotterwanderstrasse besucht werden.

Ireon ist ein kleines Fischerdorf, wo die Tavernen direkt am Meer liegen. Ein wunderschöner Blick über die weite Bucht bis hin um Berg Mikales in der Türkei und zur Insel Agathonissi lohnt die kleine Anfahrt – und die leckeren Fischgerichte sowieso.

Am kommenden Tag machen wir uns nach einem ausgedehnten Frühstück in einem Hafencafe auf zu dem Nonnenkloster Zoodochos Pigi im Nordosten der Insel. Es stammt aus dem Jahre 1756. Die Kirche wird u.a. geschmückt von vier antiken Säulen aus der kleinasiatischen Stadt Milet.

Der wunderschöne Ausblick in die weite Ferne macht diesen Klosterbesuch zu einer Besonderheit.

Für unseren Freund Georgios suchen wir zu seinem Geburtstag hier ein Geschenk. Am liebsten eine Ikone mit dem heiligen Georgios darauf. Die freundliche Nonne nimmt riesige Kisten aus dem Schrank und blättert alle Heiligen durch – kein heiliger Georgios. Ich finde eine Ikone, wo ein Heiliger auf einem Pferd sitzt in einer kämpferischen Haltung gegenüber einer Tierfigur. „This ist the holy Georgios“, sagte ich zu ihr. Sie lachte und verneinte – das sei der heilige Dimitri. Einen heiligen Georgios hätten sie zur Zeit nicht. So fuhren wir von dannen ohne den heiligen Georgios, den wir doch unserem Freund so gerne geschenkt hätten. Unsere Aussage, das es den heiligen Georgios nicht gab im Kloster, rief bei ihm einen mittleren Lachanfall hervor.

In einer kleinen Bucht mit türkisgrünem Wasser war es herrlich, im erfrischenden Meer zu baden, um sodann die Reise fortzusetzen zu einem weiteren Highlight: der Fischertaverne mit der Terrasse auf dem Meer in Posidonio. Hier suchen wir den frischen Fisch aus und die dazugehörigen kleinen Köstlichkeiten, wie Chorta, Auberginenpaste, Dolmadakia, Zaiziki usw. und natürlich den bekömmlichen weißen Hauswein.

So reihte sich Tag an Tag mit vielseitigen Ausflügen über die Insel. Eine Fahrt in den Westen der Insel führte uns über Ormos, die Bucht von Pefko, Balo bis hin nach Limniona. Limniona ist mein Wintertraum. Ich stelle mir vor, hier im Winter einsam in einem kleinen Haus zu leben, dem sturmgepeitschten Meer zu lauschen und abends in der Taverne versonnen aufs Meer zu schauen, sofern diese überhaupt geöffnet hat um diese Zeit. Alles Spinnereien – meine Angst vor Ungeheuern ist viel zu groß, als das ich mich in Limniona im Winter vergrabe. Aber der Ausblick dort ist einfach sagenhaft – und alles ist gewürzt mit dem Duft von Thymian, Oregano, Salbei, Maggikraut und sonstigen Ingredienzen.

Bei unserer Fahrt in den Nordwesten zum Bergdorf Platanos fahren wir vorbei an vielen Weinbergen, in denen die Trauben schon auf ihre süße Reife warten, um irgendwann durch eine launige Kehle zu fließen...

Platanos ist der Ort der vielen Brunnen, aus denen munter das Wasser fließt. Aber das haben wir auch auf unseren Wegen nach Chora, Manolates und Stavrinidos. Überall befinden sich kleine Brunnen mit herrlichem Quellwasser aus den Bergen. Es lohnt sich, dieses Wasser in Flaschen abzufüllen und mit ins Hotel zu nehmen.

Schön sind die Frühstücke am Hafen in Pythagorion, wo wir Quartier bezogen haben in einer kleinen Pension direkt am Hafen. Pension Filippe kenne ich schon lange und nicht nur die Inhaberin begrüßt uns immer wieder freundlich, auch ihre wohl erzogenen freundlichen Katzen finden immer ein freundliches „Miau“ für uns.

Am Hafen in Pythagorion gibt es viel zu sehen beim Frühstück. Hier legen nämlich die Segler an aus aller Welt. Und wenn sie morgens raus fahren, kann ihnen so manch ein Fehler unterlaufen. Z.B. das sie durch falsches Ankern die Anker der anderen Segler alle rausreissen – und dann kommt große Freude auf bei den Mitseglern, die es sich ebenfalls auf ihren Schiffen zum Frühstücken gemütlich machen. Es ist nicht so, das die nun alle abtreiben – sie sind ja vertäut. Aber es gibt „Huudel“, wie der Moselaner zu sagen pflegt.

Abends am Hafen zu sitzen ist ebenso interessant – dann kommen die Schönen der Nacht und es gibt viele interessante Menschen zu betrachten, während man genüsslich an der Pina Colada nuckelt.

Muntere Abende finden statt im Cafe Enigma, welches von Christos und Jorgos seit Jahren geführt wird mit bester Musik. Hier kommen manchmal Zusammenkünfte zu Stande, die sich ausdehnen bis tief in die Nacht – völlig unbeabsichtigt und vom Strand kommend kann man dort tatsächlich in der Nacht noch sitzen. Hat es alles schon mal gegeben...

Leute aus Dänemark, Holland, Norwegen. Schweiz, Deutschland und Griechenland sitzen hier nicht selten zusammen um zwei zusammen gestellte Tische und wenn Alessandros Musikgruppe dann noch unterwegs ist, wird auch schon mal musiziert und gesungen.

Samos war Mitte Mai nicht so gut besucht, wie die Jahre zuvor. Möglicherweise hat die Flüchtlingsproblematik auf Lesbos und Kos die Touristen verunsichert. Möglicherweise wird Samos, so nahe an der Türkei liegend, mit diesen Inseln in einen Topf geworfen. Aber die Sorge ist unberechtigt. Es gibt auf Samos keine Flüchtlingsproblematik – das Leben geht dort seinen Gang weiter wie eh und je und es ist an der Zeit, das der Tourismus wieder Aufschwung nimmt, damit die Esistenz der Insulaner gesichert bleibt.

Air Berlin fliegt Samos nicht mehr an. Aber GERMANIA Fluglinie fliegt u.a. ab Düsseldorf jeden Sonntag direkte Linie nach Samos – und ist sehr preiswert, wenn man früh genug bucht.

Zum Schwimmen ist die Südseite der Insel hervorragend geeignet. Ich bevorzuge das Schwimmen am Potokaki-Beach, wo ich neben den Sonnenschirmen auch ein feines kleines Kiosk vorfinde mit den besten Omeletts der Insel. Was schmeckt nach einem ausgedehnten Bad besser, als ein Omelett mit Salat und Wein ? Das mag nun jeder selbst beantworten...

Einer meiner Lieblingsorte ist das pittoreske Kokkarion im Norden der Insel. Mit seinen vorgebauten Felsen im Meer ist es unverkennbar. Entlang der Küste reihen sich elegante Cafes und Restaurants – Kokkarion erinnert mich irgendwie immer an die Hippiezeit. Lustige bunte Klamotten kann man hier ebenso kaufen, wie leckere Törtchen.

Man hat einen weitreichenden Blick auf die Berge, die von hier aus gerne bewandert werden. Es sind die Bergdörfer, Voliotes, Manolates und Stafrinidos, die den Wanderer locken – immer bergauf. Aber die Pause in den Dörfern macht alles wieder wett. Feinste Speisen gibt es hier – sei es in der Lukas-Taverna in Manolates, wo man bis zur Türkei blicken kann.

Oder sei es in der Taverne in Stafrinidos, wo wir köstliche frische Kichererbsenbällchen, gekochte rote Beete, Rindfleisch, Hackbällchen, Dolmadakia mit Skordalia und Zaiziki sowie die unvermeidlichen Pommes genossen bei einem guten Hauswein. Alles frisch gekocht zu einem mehr als annehmbaren Preis. Mein Begleiter bekam dort einen Niesanfall, den einer der dort sitzenden älteren griechischen Herren kommentierte mit „Du bruchs ä Mäntelsche met Ärmschä“. Es stellte sich heraus, das dieser „Grieche“ ein Eifellandsmann war, der schon seit 40 Jahren Urlaub in Stafrinidos macht mit Familie und nun hier seßhaft ist. Ja, so lernt man Leute aus der Eifel kennen...

Samos ist auch im Oktober noch gut zu bereisen – warmes Meer, zarte Farben, sanfter Schleier vor der Sonne – die Berge eingehüllt in Dunst. Oder Regen ! Und wenn es auf Samos regnet, regnet es richtig. Die Straßen verwandeln sich in Sturzbäche und in Ireon spülten Regen und Meer vor einigen Jahren gar jede Menge parkende Autos ins Meer...

Wie auch immer das Wetter sein mag – Samos jedenfalls ist wunderschön, ist gastfreundlich und hat sich bei allem den Mythos der Göttin Hera bewahrt. Sie thront über allem auf ihrer noch verbliebenen Tempelsäule und richtet die Geschicke...

Autor:

Karin Michaeli aus Düsseldorf

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