Patient ohne Verfügung

Wird der Willen, die Patientenverfügung und damit die Würde des Menschen akzeptiert oder werden Todkranken, als "Cash Cow" übertherapiert?

Über den Sterbenswunsch des 104jährigen Australiers titelte der Spiegel am 5.5.18 „104-Jähriger wird auf Urteilsfähigkeit geprüft“ und die Welt darauf am 6.5.18 „Wer älter als 85 ist, soll ohne Rechtfertigung sterben dürfen“

Nicht die Würde des Menschen, das Geld der Versicherten steht im Mittelpunkt, so der Autor, Matthias Thöns. Geboren 1967 in Witten, Anästhesist und seit 1998 als niedergelassener Palliativmediziner tätig. In einzelnen Beiträgen zeigt er, für jeden nachvollziehbar und mit Erklärungen, die heutige Problematik der Gesundheitsindustrie auf. Die Stichworte sind Apparatemedizin, Übertherapie. Die Schilderung der Einzelschicksale zeigt Leuten auf, die nicht beruflich damit zu tun haben, wann man besser loslassen sollte und wie man den Sterbeprozess so angenehm wie möglich gestaltet kann.

Sein ärztliches Verständnis und seine Ethik fordert für alle ein würdevolles Lebensende. Dies kann zur Zeit nicht allein durch eine noch so eindeutige Patientenverfügung gewährleistet werden. „Patienten, die schlecht aufgeklärt sind, keine Behandlungsalternativen kennen und zudem noch Schmerzen haben, akzeptieren nahezu alles, auch die verwegenste Übertherapie.“ Weiter …“mündige Bürger sterben seltener in Operationssälen oder auf Intensivstationen.“ Diese Gedanken ziehen sich durch die Beispiele.

Thöns bleibt nicht bei der Ist-Beschreibung stehen, er zeigt mit der Palliativmedizin Alternativen auf. Ein würdevolles schmerzfreies Sterben mit einer Sterbebegleitung ist mit einer palliative Betreuung und Pflege ist in den Hospizen möglich und begleitet gleichzeitig die Angehörigen.
- Die Anmerkungen sind hilfreich, doch leider fehlt der neueste Stand der Diskussion.
- Die Stichworte zum Schluss von Abrechnungssystem bis Zweitmeinung mit Verweisen ist Hilfreich für Schule, Heim und Familie.
- Anhang: Patientenverfügung

Wenn Medizin und Profitstreben zusammentreffen, bleibt die Menschlichkeit immer öfters auf der Strecke. Ein Pflichtwerk, welches jedem ans Herz zu legen ist, ob er/sie bereits in der Situation ist oder nicht. Der Autor geht zum Glück nicht auf die Steuermitteln ein, die seit 2008 interessierten Kreisen für den Schmerz- und Palliativbereich zugeflossen sind; ihm liegt der/die einzelne  Person am Herzen.

Patient ohne Verfügung von Matthias Thöns
Das Geschäft mit dem Lebensende mit Vorwort von Karl Lauerbach
7. Auflage 1.9.2016 Piper Verlag München
ISBN 978-3-492-05776-9 Hardcover
Sachbuch auch als Taschenbuch und eBook erhältlich

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