Ein offenes Wort an alle Friseur-kunden

„auf ein (offenes) Wort“
nennt sich der Blog des Düsseldorfer Friseurunternehmers Rene Krombholz, in welchem Probleme angesprochen werden, mit denen Friseure – aber auch andere Handwerkszweige - tagtäglich konfrontiert werden.

Punktgenau getroffen kann man sagen! Die Zahl der Zugriffe auf diesen Blog war nach Aussendung der ersten Informationen so groß, das die Sicherheitssysteme vorübergehend den Sever sperrten, weil technisch ein Hackangriff vermutet wurde.

Zusätzlich veröffentlicht werden sogenannte „offene Worte an…“

Allein über Facebook fand das Erste dieser Worte innerhalb von 48 Stunden über 25.000 begeisterte Leser. Ein Wort an alle Friseurkunden...

Hier zeigt sich das wahre Interesse für mehr Fairness aber auch der Wunsch nach mehr Wertschätzung der Dienstleistung im Markt.

Liebe Kunden
ein Wort an Sie - aus der Mitte der Friseurbranche:
Sie wundern sich, dass der Haarschnitt einmal 9,99 €, woanders aber 50,- € kostet? Das können wir verstehen, das sind Tatsachen die auch wir bemängeln.
Wir sind in erster Linie Handwerksbetriebe. Um einen Gewinn von ca. 20% zu erreichen, müssen wir mit Stundensätzen von ca. 60,- €uro kalkulieren.
Zumindest wenn wir unseren Mitarbeitern wenigstens den Mindestlohn und Ihnen gute Qualität bei Dienstleistung und Produkten garantieren wollen.
Bedeutet: für 30 Minuten Herrenschnitt sind ca. 30,- € oder für 1 Stunde Schnitt, Pflege und Frisur sind ca. 60,- € ein fairer Preis.
Niedrigstpreise beim Friseur sind in der Vergangenheit auch durch Lohndumping zu Stande gekommen.
Vollzeitbeschäftige wurden zum Teil mit 500,- € Monatslohn nach Hause geschickt. Der fehlende Betrag zum Lebensunterhalt wurde staatlich aufgestockt.
Das haben Sie mit ihren Steuern und Sozialabgaben so nebenbei mitbezahlt.
Billiganbieter gibt es auch heute noch und sie existieren weiter.
Bei notwendigen Deckungsbeiträgen von circa 50-60 € in der Stunde werden 10€uro Schnitte dann eben im 10minutentakt gefertigt.
Produkte müssen von den Mitarbeitern (ohne Rücksicht auf Notwendigkeit bei Ihnen) an den Mann/die Frau gebracht werden.
Auf Service oder fachlich hochwertige Arbeiten wird vielfach kein Wert gelegt. In diesem Konzept steht das Motto „Zeit ist Geld“ im Vordergrund und nicht Sie als Mensch.
Arbeit mit Liebe und Sorgfalt -mit hochwertigen Produkten und fair bezahlten Mitarbeitern -ergibt eine bessere Qualität, erfordert aber auch einen anderen Preis.
Das sind keine Wucherpreise, sondern DAS sind faire Preise!
Sie wundern sich, warum das Haarspray der Marke XYZ im Drogeriemarkt 3,99 € kostet und Sie beim Friseur dafür 14,90 bezahlen müssen?
Die Antwort findet sich im Kleingedruckten: neben dem Markennamen XYZ tragen die „friseur exklusiven“ Produkte den Aufdruck PROFESSIONAL.
Bedeutet: hier ist nicht nur Anderes drin, sondern hier liegt der Einkaufspreis deutlich über 10,- Euro, plus Mehrwertsteuer und ab Werk.
Auch hier die Erkenntnis: eine andere Qualität hat einen anderen Preis.
Ehrlich gesagt:
wir im Friseurhandwerk können weder unsere Waren, geschweige unsere Dienstleistung mit 70% oder 80% Rabatt anbieten.
Übrigens: kein ehrlicher Kaufmann kann das auf Dauer!
In der Regel liegt unser Gewinn zwischen 17% und 22 %, für viele Unternehmer reicht dieser Gewinn nicht einmal mehr, um der Familie einen auskömmlichen Lebensunterhalt zu garantieren.
Der konventionelle Unternehmer muss seinen Lebensunterhalt aus einem Salon bestreiten - der Discounter hat dazu 10, 20, vielleicht auch 50 oder 100 Salons..... ! Und jeden mit Gewinn!
Es gibt auch im Friseurberuf Mitarbeiter die als TOP Verdiener gelten.
Die Realität auf breiter Front sieht anders aus, Die Mehrheit der Mitarbeiter/innen befindet sich in der Nähe des Mindestlohns.

An dieser Stelle wird es bedenklich:
während 15,- € Stundenlohn für eine Putzfrau als normal angesehen werden, sind die Friseurpreise im Salon ständiges Diskussionsthema.
Wir würden gerne unsere Meisterinnen oder Gesellinnen mit 15,- € bis 20,- € entlohnen wollen - dann müssten sich die Dienstleistungspreise aber drastisch erhöhen.
Wir erleben tagtäglich volle Restaurants, jeder will das neueste Smartphone oder Designerklammoten haben. Warum auch nicht.... jedem das seine!
Aber warum sparen Sie letztlich an sich selber? Die Frisur ist letztlich das I-Tüpfelchen zu Ihrem Erscheinungsbild.... Einige Hundert €uro für den angesagten Anorak aber 10,- € Haarschnitt?
Mit der Begründung: weil alles Andere zu teuer ist?

Wir vermissen schlichtweg die Wertschätzung vor den Menschen, die hier bereit sind, trotz nicht allzu hoher Löhne, tagtäglich ihre beste Leistung zu bringen.
Arbeit mit Liebe und Sorgfalt hat Anerkennung verdient – aber keine Diskussion über Preise.
Billiganbieter haben den herkömmlichen Salons eine Menge Kunden abgenommen, der Verdrängungswettbewerb ist knallhart.
Kosten entstehen auch durch die ärgerliche Tatsache, dass heute viele Termine gebucht, aber dann weder eingehalten oder abgesagt werden.
Leerlaufzeiten von 30% und mehr (in denen keine Einnahme erzielt wird) sind heute Realität!
Das traurige Ergebnis des harten Wettbewerbs in diesem Markt ist die Tatsache, dass jeder dritte Friseurbetrieb in der Bundesrepublik weniger als 1.450 € Umsatz im Monat erwirtschaftet.
Diese sogenannten „Kleinstunternehmer“ brauchen nicht (wie alle anderen Unternehmen) 19 % ihrer Einnahme als Umsatzsteuer abzuführen.
Auch dieses ist eines der Probleme unserer Branche, der Wettbewerb ist verzerrt.

Wir möchten Ihnen auch in Zukunft eine qualitativ gute Dienstleistung von gut bezahlten Mitarbeitern bieten.
Das ist mit Niedrigpreisen nicht realisierbar. Darum diese Informationen an Sie, sicher werden sie jetzt einiges besser verstehen und können fairer urteilen.

Das nämlich wäre unser Wunsch >
Wertschätzung, Fairness und Respekt vor der Leistung unserer Mitarbeiter/innen!

Autor:

Rene Krombholz aus Düsseldorf

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