Handwerk mit "goldenem Boden"?

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Am 9. Juli 2017 fand die Lossprechungsfeier für die frischgebackenen Gesellinnen und Gesellen im Düsseldorfer Friseurhandwerk statt. Im Anschluss an das Frühstücksbuffet wurden die Jahresbesten geehrt und die Gesellenbriefe überreicht. Dieses Jahr haben 67 Auszubildende die Prüfung abgelegt davon haben 48 bestanden.

Handwerk weniger gefragt
Der Friseurberuf zählt nach wie vor zu den gefragtesten Ausbildungsberufen bei Frauen, allerdings mit rückläufiger Tendenz. Der Wunsch zur Akademisierung gereicht dem Handwerk zum Nachteil. Vielfach unbekannt ist, dass auch im Handwerk gute Löhne erreicht werden können. Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen und Dumpinglöhne hatten in der Vergangenheit ein weniger schönes Bild vom Friseurhandwerk vermittelt – aber es gibt auch eine andere Seite.

Licht und Schatten
Die niedrige Entlohnung ist nach wie vor ein Thema im Friseurhandwerk.

Der Friseurberuf hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt, ebenso die Wünsche und Ansprüche der Verbraucher. Standen vor Jahren Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit als Impuls zum Friseurbesuch im Vordergrund, so wird Dieser heute mehr und mehr zum Wohlfühlritual: Optimierung des eigenen Erscheinungsbildes, Individualisierung und Authentizität sind heute Gründe für den Friseurbesuch.
Das erfordert von den, in diesem Handwerk Tätigen, Eigeninitiative in Form von Umorientierung und Weiterbildung. Die heute notwendige Beratungs-, und Arbeitsqualität ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen und wird noch nicht überall gelebt.
Dieses ganz besonders wenn es um den Niedrigpreissektor geht: wichtige Teile des handwerklichen Repertoires werden hier nicht mehr praktiziert, sei es die Wellbehandlung die gerade eine Renaissance erlebt, die Braut-, oder Abendfrisur.

„FAST“ Friseur
Friseure sind Handwerker mit entsprechender betriebswirtschaftlicher Kalkulation.

Wer sich über zu hohe Friseurpreise entsetzt muss wissen: von 100,- € Einnahme bleiben dem Unternehmen (bei ehrlicher Arbeit!) circa 11,- Euro als Bruttoeinnahme. Der Unternehmer muss hiervon wiederum circa 50 % an persönlichen Steuern und Sozialabgaben sowie Altersvorsorge entrichten.

Die notwendigen Stundensätze von ca. 50,- €uro können über ordentliche Preiskalkulation oder auch über höhere Kundenzahlen (bei niedrigeren Preisen) erreicht werden. Das kann im Einzelfall auch zu bekannten Extremen wie 5 Bedienungen a 10,- €uro in einer Stunde führen.
Aus dieser Möglichkeit heraus hat sich in den vergangenen Jahren das Modell der Friseur-Discounter entwickelt. „Fast“-Friseurleistungen. (wie Fast-Food)

Abgespeckt in vielerlei Hinsicht, schnell und preiswert.
Die Kosten werden in der Regel durch jüngere Mitarbeiter (niedriger Lohntarif, aber auch weniger Berufserfahrung) reduziert, auf Service wird verzichtet. Das entspricht den Geschäftskonzepten auch anderer Branchen und muss nicht zwingend schlecht sein.

Dort, wo genügend Kunden vorhanden sind um mit kleinen Preisen die Kosten pro Stunde zu decken, dort funktionieren diese Systeme. Leider ist dieses nicht immer der Fall, oft fehlt es an der notwendigen Kundenzahl und hier wird es problematisch: Irgendwas bleibt dann oft auf der Strecke damit das Konzept trotzdem noch funktioniert: Die Qualität oder auch der Mitarbeiter.

Wir wünschen diesen neuen Berufskollegen/innen: mögen sie viele Kunden finden, die bereit sind den fairen Preis für eine ordentliche Dienstleistung zu honorieren.

Denn mit 12,- oder 13,- €uropreisen ist nicht einmal der Mindestlohn gesichert…..

Rene Krombholz
Mitglied Innungsvorstand der Friseurinnung Düsseldorf
Initiator der Wertegemeinschaft DER FAIRE SALON

Autor:

Rene Krombholz aus Düsseldorf

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